Das Unternehmen WS Kunststoff-Service GmbH mit Sitz in Stuhr-Seckenhausen wurde 2011 von Gesch?ftsf?hrer Wassim Saeidi gegr?ndet. Zurzeit werden rund vierzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besch?ftigt. Kerngesch?ft des Unternehmens ist die Baugruppenmontage in Einzel- und Serienfertigung, unter anderem f?r die Automobilindustrie. Anlagen und Vorrichtungen f?r die Bearbeitung und Montage werden weitgehend selbst gebaut und erlauben eine kundenindividuelle Dienstleistung. F?r gleichbleibende Qualit?t und Effizienz setzt das Unternehmen auf Digitalisierung und Vernetzung. Wir fragten J?rg Naffin, inwieweit die Technologie mehr Flexibilit?t f?r die Mitarbeiter bringt.
Herr Naffin, in Ihrem Unternehmen ist Industrie 4.0 l?ngst keine Vision mehr. Welche Rolle spielt sie?
Die Zukunft unserer Produktion liegt eindeutig in der Digitalisierung. Nur durch komplexe L?sungen und effiziente Prozesse k?nnen wir unsere Arbeitspl?tze in Deutschland halten. Wir m?ssen kontinuierlich an Alleinstellungsmerkmalen arbeiten, um uns einen Vorsprung im Wettbewerb zu bewahren. Handarbeit an Montagepl?tzen ist teuer. Daher versuchen wir, unsere Prozesse mit smarten Industrie 4.0-L?sungen zu optimieren. Industrie 4.0 ist f?r Viele jedoch nur ein Schlagwort, wir wollen es mit Leben f?llen.
Apropos "Leben", wie w?rden Sie Ihre Belegschaft beschreiben?
Wir sind, denke ich, eine gute Mischung. Wir haben ein relativ niedriges Durchschnittsalter, um die dreiunddrei?ig herum. Aber f?r uns ist das Alter nicht wichtig. Das Geschlechterverh?ltnis ist auch ziemlich ausgeglichen. Dar?ber hinaus sind bei uns acht Nationalit?ten vertreten. Es wird zwar grunds?tzlich Deutsch gesprochen, aber vieles l?uft auch auf Englisch. Wir sehen diese Vielfalt als Bereicherung! In jeglicher Hinsicht! Offenheit und geistige Beweglichkeit sind gerade im Hinblick auf neue Technologien f?r uns sehr wichtig, denn, was uns heute noch als gute L?sung erscheint, ist ?bermorgen eventuell bereits ?berholt. Es kommt uns im Wesentlichen darauf an, dass wir weiterhin Lust am Experimentieren haben, neugierig bleiben und uns die positive Verr?cktheit bewahren.

In Ihrem Leitbild steht der Mensch im Mittelpunkt. Wie wirkt sich das auf die Arbeitsorganisation aus?
Der Technikeinsatz dient nicht nur Effizienzzielen. Wir wollen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen attraktiven und zukunftsf?higen Arbeitsplatz bieten. Zum Beispiel mit der Entwicklung unserer Mitarbeiter-App, die unter anderem die Produktionsdaten f?r das Team einer Montagelinie ?ber Smartphone oder Tablet bereitstellt. Weitere Anwendungen, wie beispielsweise das Einreichen von Verbesserungsvorschl?gen, sind ebenfalls einfach und bequem sowie ortsunabh?ngig nutzbar. Die App ist ein Meilenstein zu den geplanten ?digitalen Mini-Fabriken?, in denen unsere Mitarbeiter bald als Einzelperson bzw. in kleinen Teams ihre Arbeitseins?tze selbst organisieren und selbststeuernd Produktionsauftr?ge bearbeiten k?nnen. Hierdurch erreichen wir eine h?here Flexibilit?t und bessere Voraussetzungen f?r eine angenehme "Work-Life-Balance".
Welche Rolle spielt die mobile Arbeit im Unternehmen?
Alle Office-Kollegen k?nnen mittels WLAN praktisch ?berall mobil arbeiten. Der Zugriff auf unsere Wissensdatenbank bildet daf?r eine wichtige Ressource. Ich selbst bin zwei Tage in der Woche im Homeoffice. So kann ich mich st?rker bei der Kinderbetreuung einbringen und hierdurch meine Frau unterst?tzen, die in Teilzeit ebenfalls berufst?tig ist. F?r kurzfristig anberaumte Teammeetings k?nnen dann Skype- und Telefonkonferenzen genutzt werden. Da viele im Unternehmen Familie haben, haben wir uns im Unternehmen bewusst f?r hilfreiche Rahmenbedingungen entschieden. Nat?rlich muss man im Ausnahmefall auch mal von der Homeoffice-Regelung abweichen, wenn etwa ein Kunde im Unternehmen erwartet wird. Das ist aber kein Problem, denn die hierf?r erforderliche Bereitschaft zur Flexibilit?t ist sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite ?berdurchschnittlich gegeben.
Die Gefahren st?ndiger Verf?gbarkeit und Entgrenzung durch mobile Arbeit werden in der ?ffentlichkeit h?ufiger diskutiert. Was denken Sie ?ber das Thema?
Die Gefahr ist meines Erachtens schon gegeben. Es ist wichtig, dass man sich der Risiken bewusst ist und sich damit ernsthaft auseinandersetzt. In der Regel wird mich keiner der Kollegen ohne wirklich triftigen Grund in der Freizeit anrufen. Und umgekehrt ist das auch so. Sollte eine Abstimmung nach Feierabend oder im Urlaub notwendig werden, wird per Messenger angefragt, wann es passt. Da wir ein kleines Unternehmen sind und untereinander ein freundschaftliches Verh?ltnis pflegen, klappt das erfreulicherweise sehr gut.