Dies ist die sechste Ausgabe unserer Interviewreihe ?#lernenausderkrise ? Stimmen aus dem Mittelstand?.
Gerhard Hoffmann, Gesch?ftsf?hrender Gesellschafter und Gesch?ftsf?hrer der Hoffmann GmbH sowie Vorsitzender des Vorstandes des RKW Bayern e.V. teilt seine Erfahrungen aus der Corona-Krise mit uns. Er berichtet von den unvorstellbaren Herausforderungen, vor denen er mit seinem F?hrungsteam in seinen beiden Unternehmen mit Sitz in Se?lach (Deutschland) und in ?migiel (Polen) stand. Das Familienunternehmen in dritter Generation steht mit seinem Namen und mit seinen Erfahrungen f?r Qualit?t. Es hat sich seit seiner Gr?ndung im Jahre 1948 konsequent weiterentwickelt und ist heute als Polsterm?belzulieferer ein zuverl?ssiger Partner, wenn es um hochwertige Polsterfederungen geht.

RKW: Lieber Herr Hoffmann, wie haben Sie und Ihr Unternehmen bisher die Corona-Krise erlebt?

Gerhard Hoffmann: Die Pandemie stellte uns vor unvorstellbare Herausforderungen, die wir von Beginn an ohne Vorbehalte und mit gro?em Verantwortungsbewusstsein f?r unser Personal, externe Besucher und unseren Kunden angenommen haben. Die staatlichen Organe und auch unser Unternehmen waren nicht ausreichend auf ein solches Ausma? der Pandemie vorbereitet.

In Deutschland musste ich mich mit unterschiedlichen f?deralistischen Corona-Regelungen auseinandersetzen. In Polen wiederum gab es f?r das gesamte Land einheitliche Regelungen.
Wir hatten aber an beiden Standorten unserer Firmenfamilie Hoffmann Gl?ck. Aufgrund der gut funktionierenden Aufbau- und Ablauforganisation, aber auch wegen der Flexibilit?t und ?nderungsbereitschaft unserer Mitarbeitenden haben wir kurzfristig die vom Gesetzgeber empfohlenen beziehungsweise verpflichtenden Schutzma?nahmen ergriffen und f?r beide Standorte Richtlinien vereinbart, die wir sowohl intern als auch im Umgang mit externen Partnern angewendet haben.

Besonders hervorzuheben, ist die hohe Einsatzbereitschaft und die Disziplin unserer Mitarbeitenden an beiden Standorten. Sie haben sich gegen?ber unserem Unternehmen sowohl in Deutschland als auch in Polen sehr verantwortungsvoll verhalten. Ein deutliches Zeichen war hierf?r, dass der Krankenstand am deutschen Standort, im Gesch?ftsjahr 2020/21 um ca. 2% gegen?ber dem Vorjahr gesunken ist und seitdem leicht ?ber 3% liegt. Die Folge daraus war und ist, dass die beiden Unternehmensstandorte w?hrend der Pandemie und bis zum heutigen Tag unsere Lieferverpflichtungen zu jeder Zeit nachkommen konnten. Dies f?hrte zu der Anerkennung und Wertsch?tzung unserer Kunden.

Mit unseren Lieferpartnern pflegen wir seit Jahren Gesch?ftsbeziehungen auf hohem Niveau, mit einer exzellenten Kommunikation in beide Richtungen. Aufgrund der stark gestiegenen Einkaufspreise f?r Federstahldraht f?r unsere Produkte, sind wir mit unseren Lieferanten bereits seit zwei Jahren fortlaufend und erfolgreich im direkten, teils auch pers?nlichen Kontakt. Engp?sse bei der Versorgung mit ben?tigtem Material gab es f?r uns 2020 gar nicht. Erst ab dem Jahreswechsel 2020/21 bis Ende 02/2021 mussten wir kurzzeitig mit unseren Lieferanten ?ber das geplante Eintreffen einzelner Lieferungen ?feilschen?.

Wir hatten w?hrend der Pandemie keine offenen Baustellen und konnten auch w?hrend der Pandemie unsere Projekte erfolgreich weiterverfolgen und planm??ig abschlie?en. Ich selbst habe mich kurz vor der Pandemie zum Qualit?tsmanagement-Beauftragten und internen Auditor bei der RKW-Landesorganisation Bayern weiterbilden lassen. Im Zuge dessen habe ich auch ein Qualit?tsmanagement-Tool f?r unser Unternehmen entwickelt. Die Corona-Regelungen haben wir in diesem Rahmen wie ein weiteres und zus?tzliches Projekt behandelt, deren Anforderungen wir einfach aufgenommen und umgesetzt haben. Da ich im Qualit?tsmanagementsystem bereits involviert war, war es f?r mich auch einfach, alle Entscheidungen treffen zu k?nnen.

Zu Beginn der Pandemie hatten wir auch kurzzeitig Umsatzeinbr?che. Wir haben dann in Deutschland die Soforthilfe f?r die Gr??e unseres Unternehmens in H?he von 50.000,00 ? in Anspruch genommen. Auch in Polen haben wir eine Soforthilfe als Kredit erhalten, den wir zu 0%-Zinsen innerhalb von drei Jahren zur?ckzahlen m?ssen.

Unsere Kunden arbeiten mit Online-H?ndlern (wie z.B. Lidl-Online-Shop) zusammen. Ab dem Herbst 2020 haben wir uns deshalb verst?rkt dem Online-Handel gewidmet. Dadurch war der Auftragseingang unserer Unternehmen deutlich h?her, sodass beide Standorte, der deutsche jedoch ?berproportional, positive Betriebsergebnisse erwirtschaften konnten. Am deutschen Standort haben wir deshalb das Instrument der Kurzarbeit nur im zweiten Quartal 2020 und im vierten Quartal 2021 genutzt. In Polen gab es nur eingeschr?nkt Kurzarbeit und die Unternehmen wurden nur f?r wenige Monate von staatlicher Seite unterst?tzt.
Die Nachfrage ?ber das Online-Gesch?ft hat uns auch geholfen, w?hrend der Pandemie unsere Produkte weiterhin ohne Einschr?nkungen zu produzieren und unsere Kunden zufriedenstellend zu beliefern.

Was war f?r Ihr Unternehmen in dieser Zeit besonders wichtig?

Besonders hervorheben m?chte ich unser sehr gutes und offenes Verh?ltnis zu unseren Lieferanten, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten und die ausschlie?lich aus EU-L?ndern stammen. Unser wichtigster Lieferant sitzt in Portugal, wir haben aber auch Lieferanten in Spanien und in Deutschland.

Die Konzerne haben jedoch die Corona-Pandemie missbraucht und Preiserh?hungen durchgedr?ckt, die erst mal gar nicht n?tig gewesen w?ren.
Eine Materialverknappung war eigentlich nicht gegeben, weil die Automobilindustrie in dieser Zeit auch weniger Stahl gebraucht hat. Aus unseren fr?heren Erfahrungen heraus wussten wir, dass wenn dieser Fall eintritt, die Preise f?r Federstahldraht sinken. Dies war aber w?hrend der Pandemie nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Wir zahlen zurzeit ?ber 100 % mehr f?r Federstahldraht als noch vor einem Jahr. Wir haben in unserer Kalkulation 45 - 50 % Materialanteil. Dadurch haben diese Preissteigerungen eine enorme Auswirkung auf unsere Unternehmen. Diese massive Preissteigerung wird sich im Handel demn?chst auch auswirken. Unsere Kunden versuchen noch den Preis zu halten aber das wird bald nicht mehr m?glich sein.

Wir hatten aber zu keiner Zeit Materialmangel, anders als unsere Mitbewerbenden, die erhebliche Schwierigkeiten hatten.
Im 3. Quartal 2020 sind wahrscheinlich deshalb mehr als 30 neue Kunden mit der Frage auf uns zugekommen, ob wir sie beliefern k?nnen. Wir kennen unsere Kapazit?ten jedoch sehr genau und konnten von den 30 Anfragen nur f?nf Kunden ausw?hlen und beliefern.

Die positiven Resultate und Erfahrungen aus der Pandemie ?berwiegen also: Wir haben seit dieser Zeit dauerhaft f?nf zus?tzliche Kunden gewonnen. Unsere Beziehungen zu unseren wichtigsten Lieferanten wurden gest?rkt. Wir sind durch die in der Pandemie gemachten Erfahrungen f?r zuk?nftige Krisen besser vorbereitet.
Unsere negativen Erfahrungen beschr?nken sich mehr auf die bundesweiten beh?rdlichen Auflagen zu Schutzma?nahmen an unserem Unternehmen in Deutschland.

Wir konnten in dieser Krise die Chancen wahrnehmen und mussten nicht nur mit den Risiken leben.

Besonders wichtig f?r den Erfolg unserer beiden Unternehmen w?hrend der Pandemie waren,

  • dass beide Unternehmen gut gef?hrt und auf einander abgestimmt sind,
  • das gute und vertrauensvolle Langzeitverh?ltnis zu unseren Lieferanten,
  • die gro?e Disziplin und das Engagement unserer Mitarbeitenden
  • und die gelebte Firmenkultur, die wir am deutschen Standort in einem extern zertifizierten Qualit?tsmanagementsystem praktizieren und dokumentieren, aber auch das von Gro?kunden anerkannte Qualit?tsmanagementsystem am polnischen Standort half uns, die Herausforderungen strukturiert zu bew?ltigen.

Dar?ber hinaus haben wir in Nachhaltigkeit in unseren Unternehmen investiert. Mitten in der Pandemie, haben wir ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt und mit der Umsetzung begonnen. Wir sind nun kurz davor, im Standort Se?lach eine Photovoltaikanlage einzubauen sowie unsere ?lheizung auszutauschen. Wir k?nnen auch alte Bonnellfederkerne zur?cknehmen. Sie k?nnen sortenrein im Duisburger Stahlkocher bis zu 60% verarbeitet bzw. eingeschmolzen werden.

Es ist mir sehr wichtig und wir arbeiten stets daran, dass zuk?nftig alle unsere Produkte wiederverwendet werden k?nnen und dass wir unseren CO2-Fu?abdruck stark minimieren.
Wir alle, auch wir Unternehmer, m?ssen zur Nachhaltigkeit viel mehr beitragen.

Wenn ich r?ckblickend die Situation w?hrend der Pandemie betrachte, w?rde ich nur wenig anders machen. Wir sind gegen?ber unseren Kunden empathisch und machen nicht alles was sie m?chten, versuchen aber, wo es uns m?glich ist, auf ihre W?nsche einzugehen. Wir unternehmen viel, um unsere Mitarbeitenden zu sch?tzen und wir gehen mit unseren Lieferanten aufmerksam und verst?ndnisvoll um. Und das war in der Pandemie wirklich sehr wichtig. Zum Beispiel bei unserem Lieferanten in Portugal laufen vier von neun Produktionsmaschinen f?r unser Unternehmen. Wir waren in der Corona-Krise von unseren Lieferanten voll abh?ngig. Deshalb waren wir sehr froh, dass unser Hauptlieferant nicht die verlockenden Angebote von anderen Unternehmen angenommen hat, sondern f?r uns weiterhin produziert und uns beliefert hat.

Wir sehen auch unsere St?rke in den vertrauensvollen Langzeitbeziehungen zu unseren Lieferanten.

Wir haben auch nicht jede kurzfristige Chance genutzt, sondern waren vorsichtig und umsichtig und haben uns f?r langfristige und best?ndigere L?sungen entschieden und k?nnen uns nun als einen der wenigen Gewinner der Corona-Pandemie bezeichnen, die zur richtigen Zeit ?ber die richtigen Produkte, Dienstleistungen und den richtigen Kundenstamm verf?gt haben.

Lieber Herr Hoffmann, vielen Dank f?r diese spannenden Einblicke und viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg in diesen turbulenten Zeiten!

Wir begleiten Sie gerne auf Ihrem Weg. Rufen Sie uns an!

Kathrin Gro?heim Digitalisierung & Innovation / Referentin

06196 495-2813
Kathrin Gro?heim

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