Am 16. April 2015 traf sich der RKW-Arbeitskreis "Kompetente Arbeitssysteme" am Stammsitz von Endress + Hauser Wetzer in Nesselwang (Allg?u). Dort arbeiten 360 Besch?ftigte. Im Mittelpunkt der Arbeitskreissitzung stand das Thema F?hrung und Unternehmenskultur, und zwar am Beispiel der gastgebenden Firma.

Unter dem Leitbegriff "Leadership" stellte der Personalleiter Frank Walle zun?chst das Unternehmen und anschlie?end dessen F?hrungsprinzipien und -strukturen vor.

INFO!

Endress+Hauser Wetzer ist Teil der Unternehmensgruppe Endress+Hauser. Die gesamte Unternehmensgruppe besch?ftigt an ihren weltweiten Standorten 12.000 Mitarbeitende und hatte 2013 einen Umsatz von 1,8 Mrd. Euro. Trotz ihrer Gr??e befindet sie sich im Alleinbesitz der Familie Endress. Hergestellt werden hochpr?zise Temperaturmesstechnik, Systemkomponenten und Energiel?sungen f?r industrielle Kunden. Eine Vielzahl von Patenten und Patentanmeldungen ? 5.700 im Jahr 2013 ? demonstrieren die Innovationskraft des Unternehmens. 

In seiner Pr?sentation zum Thema F?hrung machte Herr Walle deutlich, dass die Verwurzelung des Familienunternehmens in der Region und ein damit verbundener Gemeinsinn Richtschnur f?r die Unternehmensentwicklung bilden. Wertebindung und Traditionen, die bis zur Gr?ndung im Jahre 1872 zur?ckreichen, und die systematische Nutzung moderner Managementmethoden und -konzepte gehen eine Verbindung ein. Das Verh?ltnis zwischen Eigent?merfamilie und Unternehmen ist durch eine Charta geregelt. Dies sorgt f?r Stabilit?t, Sicherheit und Verl?sslichkeit.

Mit ihren Werten und Handlungsmaximen grenzt sich die Firma von b?rsennotierten Unternehmen ab. Das Unternehmen setzt auf einen nachhaltigen Wachstumskurs, was Ums?tze, Gewinne und vor allem auch die Besch?ftigung angeht. Diese Orientierung gilt in schwierigen Zeiten. Im Krisenjahr 2009, als viele Unternehmen Besch?ftigte entlie?en bzw. ?ffentliche Mittel f?r Kurzarbeit in Anspruch nahmen, gingen Endress + Hauser Wetzer einen eigenen Weg. Die Eigent?merfamilie sah sich in der moralischen Pflicht, durch den Einsatz eigener Finanzmittel die Krisenlasten aufzufangen. Auf diese Weise wurde der Besch?ftigungsstand in diesem Zeitraum gehalten, ohne daf?r Steuergelder in Anspruch zu nehmen. 

Kultur des wechselseitigen Gebens und Nehmens

Die Kultur des wechselseitigen Gebens und Nehmens schl?gt sich in einer Unternehmenskultur nieder, die Belange des Unternehmens, der Besch?ftigten, der Kunden und schlie?lich auch der Gesellschaft miteinander vereinbart. Hierf?r steht ein Leitbild, das zwar viele Elemente moderner Management- und F?hrungskonzepte enth?lt, aber nicht neu erfunden oder gar "aufgesetzt" wurde. Vielmehr schl?gt sich darin eine jahrelange Praxis des Umgangs miteinander sowie mit Kunden und dem sozialen Umfeld nieder. Erkennbar ist dies auch an dem besonderen, bodenst?ndigen Charakter der Formulierungen im Leitbild : Der Wert "Bescheidenheit" etwa steht f?r den Verzicht auf ?berzogene Managergeh?lter, Statussymbole wie gro?e und teure Dienstwagen und ein zur?ckhaltendes, nicht gro?spuriges Auftreten bei Kunden. Die Formel "Evolution statt Revolution" markiert die Anforderung an eine stetige und nachhaltige Entwicklung des Unternehmens.

Zugeschnitten auf die Personalf?hrung beinhaltet der Wertekanon, das Fordern und F?rdern der Mitarbeitenden. Dies ist verbunden mit Entwicklungsfreir?umen, Teamgeist und einer Kultur der Anerkennung. 

Schlanke Prozesse

Wertebindung und Traditionsbezug des Unternehmens schlie?en best?ndige Ver?nderungen und Modernisierungsma?nahmen bei Endres +Hauser Wetzer nicht aus. Die Firma sieht sich gefordert, auf die Anforderungen einer sich rasant ver?ndernden globalen Wirtschaft zu regieren. Das zentrale Stichwort hierf?r ist ?schlanke? Prozesse. Die herk?mmliche hierarchische Organisation wird durch eine Prozessorganisation ver?ndert, die ein h?heres Ma? an Flexibilit?t und Effizienz erm?glicht sowie die Kundenorientierung verbessert. Ganz im Sinne der Unternehmensphilosophie soll die F?hrung von einer verengten Orientierung auf die eigene Funktion und den eigenen Bereich Abstand nehmen und sich auf das Gesamtziel des Unternehmens, eine bereichs?bergreifende Kooperation und die Verbesserung von Effizienz und Kundennutzen ausrichten:

Um diese Anspr?che zu realisieren, werden moderne Managementkonzepte und Tools umfassend genutzt. Kaizen als Angebot an die Mitarbeiter, die Prozesse mitzugestalten, Tools zur Teambildung und Entscheidungsspielr?ume f?r die Besch?ftigten bei der Gestaltung der Arbeit und der Lage ihrer Arbeitszeit, sind hier nur beispielhaft zu nennen. Neben dem breiten Spektrum an Tools und Gestaltungsregeln gibt es ein F?hrungskompetenzmodell, das Anforderungen an F?hrungskr?fte formuliert. Sie zielen operativ auf die Motivierung der Besch?ftigten und Wirtschaftlichkeit sowie strategisch auf Zukunftsvisionen und Zukunftsgestaltung. Als personale Kompetenzen im Zentrum stehen Integrit?t und Vertrauensw?rdigkeit sowie Tatkraft und Erfolgsorientierung.