Ganz einfach, die Mischung stimmt. Die tollen innovativen Ideen werden eher der j?ngeren Person zugesprochen, die ?ltere demgegen?ber ist vertrauenserweckend.?

Die meisten Senior Entrepreneure starten allein. Nicht so Prof. Dr. Martin Schottenloher. Er hat an seine Studenten geglaubt und mit ihnen zusammen PerfectPattern gegr?ndet. ?ber die Vorteile der Teamgr?ndung ?alt &jung?.

Kurzprofil

  • Gr?nderteam: Prof. Dr. Martin Schottenloher, Robert Mei?ner, Lukas Lentner, Dr. Simon Lentner, Dr. Christian Paleani
  • Unternehmen: PerfectPattern GmbH
  • Standort: M?nchen (Bayern)
  • Gr?ndungsalter: 68 Jahre
  • Gr?ndungsjahr: 2012
  • Mitarbeiter: 10


Prof. Schottenloher, k?nnen Sie bitte kurz erkl?ren, welches Unternehmen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner gegr?ndet haben?

Prof. Schottenloher, PerfectPattern: Es geht dabei um die Entwicklung einer Software, basierend auf mathematischer Optimierung, die im Produktionsbereich angewandt wird und dort Ressourcen einspart.

Das klingt sehr abstrakt. Was wird mit diesen kosteneinsparenden Verfahren genau produziert?
Es wird gedruckt. Es werden Visitenkarten oder Flyer oder Brosch?ren, Poster usw. im hochwertigen Offset-Druck produziert.

Mit Hilfe Ihrer Software geht das ganze kosteng?nstiger?
Genau, in einem Druckbetrieb wird der Papierverbrauch etwa um zehn Prozent reduziert und man kommt mit weniger Druckplatten aus. Das z?hlt, denn die Druckplatten und die Belichtung der Druckplatten ist sehr teuer. Dadurch, dass weniger Platten ben?tigt werden, wird schlie?lich an Farben und Energie auch noch gespart. Der ganze Druckprozess wird kosteneffizienter durchgezogen.

Welche Erfahrungen hatten Sie und Ihre Partner f?r diese Gr?ndung?
Ich selbst als Mathematik-Professor hatte keine Erfahrung im Druckbereich. Einer der Partner dagegen kommt aus einer Familie mit einem Druckereibetrieb. Meine Aufgabe lag darin, das Problem der Erstellung von optimierten Sammelformen, was sich abstrakt in ein schwieriges mathematisches Problem umformulieren l?sst, anzugehen. Das haben wir im Verbund gel?st und entlang dieser Forschung eine Ausgr?ndung an der LMU (Ludwig-Maximilian-Universit?t M?nchen) gemacht.

Sie sind mittlerweile emeritiert, Sie h?tten es sich gem?tlich machen k?nnen. Warum sind Sie nochmal mit diesem Projekt durchgestartet?

Einerseits war es f?r mich eine interessante Herausforderung. Andererseits habe ich im ersten Moment nicht ?berschaut, dass es zu einer richtigen Firmengr?ndung kommt. Das hat sich erst im Laufe der Zeit herausgestellt.

Wie ist es eigentlich genau dazu gekommen? Sind die Partner auf Sie zugegangen und haben Sie um Hilfe gebeten? Wie kann man sich das ganze vorstellen?
Es waren ein Doktorand von mir mit einem Freund. Sie sagten: ?Wir haben hier ein mathematisches Problem, das im Offsetdruck auftaucht, und glauben, eine L?sung gefunden zu haben.? Dann fragten sie mich, wie ich eine solche L?sung verwerten w?rde. Es war bekannt, dass ich f?r solche Fragen offen bin und dass ich selber schon mal eine Firma im Softwarebereich gegr?ndet hatte. Als Sie sich ?berlegten, ihre L?sung einer Firma zu verkaufen, habe ich ihnen vorgerechnet, wie gro? das Einsparpotenzial ist. Schlie?lich kamen wir auf die Idee, das Ganze gr??er aufzuziehen und genau so haben wir das eben zu dritt gemacht.

Ich w?rde gerne nochmal auf Ihre Motive zur?ckkommen. Was war denn f?r Sie der Grund mitzumachen, also einmal der Reiz des Machbaren oder das mathematische Problem, das Sie l?sen konnten?
Zum einen war das mathematische Problem per se interessant. Zum anderen hatte ich die Gelegenheit, die Erfahrung aus einer fr?heren Firmengr?ndung vor 20 Jahren und letztlich aus dem ganzen Leben in ein neues Projekt einzubringen. Das hat uns erlaubt,  viele Umwege zu vermeiden.

Die Firma ist mittlerweile gegr?ndet. Wie lange gibt es die schon?
PerfectPattern ist formal gegr?ndet worden als GmbH im Mai 2012. Davor haben wir ungef?hr eineinhalb Jahre in die Vorbereitung investiert.

Nun kommen wir zum Thema ?Gr?ndung im Alter?. 2012 waren Sie 68 Jahre alt. Gab es Probleme, die mit diesem Alter zusammenhingen? Zum Beispiel h?rt man immer wieder, dass ?ltere Gr?nder Probleme haben, Geld von der Bank zu bekommen. Einfach aus dem Grund, dass sie weniger Zeit haben, zur?ckzuzahlen.
J?ngere haben noch weniger Chancen, weil sie gar kein Geld haben.

Sie meinen, J?ngere besitzen noch kein Eigenkapital. Abgesehen davon, hat das Alter dann ?berhaupt eine Rolle gespielt in der Gr?ndung Ihrer Firma?
Positiv hat sicher eine Rolle gespielt, dass wir ganz am Anfang zu zweit, zu dritt, zu viert in der Firma aufgetreten sind. Man ist als ?lterer Mensch etwas gewandter, flexibler und vielleicht auch vertrauenserweckender als nur eine junge Truppe. Die Mischung ist nat?rlich besonders gut: Das Vertrauen ist da, weil dort ein ?lterer Mensch sitzt und dass sie ?supergut? sind, das glaubt man den Jungen gerne. In der Tat hat sich als vorteilhalft herausgestellt, gerade bei wichtigen Gespr?chen, jemanden ?lteren im Boot zu haben, dem ein klassischer Betrieb mehr Vertrauen entgegenbringt als einer Truppe von Studenten.

Dieses Zusammenspiel finde ich besonders interessant. Gibt es im Alltag auch eine Diskussionskultur? Gibt es Besonderheiten oder Erfahrungen, die mit dem unterschiedlichen Alter zusammenh?ngen?
Ja, die gibt es, aber es ist ja eigentlich auch ein gefl?geltes Sprichwort, dass man Erfahrungen nicht ?bertragen kann. Erfahrung muss man selber machen. Insofern hat es in diesem Falle auch chaotische Situationen gegeben. Sie waren mir allerdings nicht so fremd, weil ich schon lange an der Universit?t bin und diese ebenfalls ziemlich chaotisch ist. Junge Leute  k?nnen, wenn sie wirklich begeistert sind, gelegentlich auch ein bisschen engstirnig reagieren und alles genau auf ihre Art machen wollen.

Das bedeutet ja, Sie haben mit Ihren Partnern auch Situationen erlebt, an denen Sie aus R?cksicht zu Ihren j?ngeren Partnern Ihr Handeln angepasst haben. Haben Sie ein Beispiel?
Ja, ich wollte eine Kundendatenbank, die mit Teamarbeit verkn?pft ist, einf?hren. Das ist auf Widerstand gesto?en, weil zwei der Beteiligten sich  in ihrer Freiheit eingeschr?nkt gesehen haben. Es ist dann eben nicht eingef?hrt worden. Heute bedauern es alle und sind der Meinung, das h?tten wir nat?rlich machen m?ssen.

Wer hat Ihnen auf dem Gr?ndungsweg geholfen? Hatten Sie Beratung, Unternehmensberatung zum Beispiel in Anspruch genommen?
Betriebsberatung haben wir auch ein bisschen eingeholt. Wir hatten das Exist-Gr?nderstipendium. Wie gesagt, ich hatte vor Jahren bereits gegr?ndet und kannte mich insofern aus. Einige Kenntnisse und Erfahrungen habe ich nat?rlich an meine jungen Partnern weitergegeben. Aber es ist dann trotzdem als Erg?nzung gut, nochmal einen Externen reinzuholen, der das Team in Sachen Qualifizierung, Kundenakquise oder Vertrieb coacht. Es hat einfach einen anderen Anstrich.

2012 haben Sie gegr?ndet, jetzt haben wir 2016. W?rden Sie es nochmal machen?
Ja, ich glaube schon. Bis jetzt ist es ganz gut gelaufen, aber wir sind noch nicht ?ber den Graben hinweg. Kennen Sie das Buch  ?Crossing the Chasm?,  ein Klassiker von G. A. Moore aus dem Jahr, 1991? Hier wird beschrieben, wie ein Startup funktioniert und welche Phasen es gibt. Der Graben. Also  ?the chasm? ist die entscheidende Phase, die man ?berwinden muss. Dann hat man es geschafft. Derzeit sind wir zu stark noch am Aufbau, an der Verbesserung der Software usw., eine gr??ere Kundenbasis fehlt noch.

Letzte Frage: Sie haben ja schon mal eine Firma gegr?ndet, jetzt sind Sie an einer weiteren beteiligt. Sie sind allerdings 20 Jahre ?lter als damals. Welchen Ratschlag, w?rden Sie anderen Gr?ndungswilligen mit auf den Weg geben
Geduld ist eigentlich das Wichtigste das z?hlt, wenn man eine neue Industrieanwendung einf?hren m?chte. Denn man braucht  sehr lange von der Konzeption ?ber die Entwicklung, Erstellung usw. Selbst dann, wenn man ein einsatzf?higes Produkt hat, dauert es lange, eine ausreichende  Kundenbasis zu bekommen. Bereits w?hrend meiner ersten Gr?ndung hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es viel Zeit kostet, Mittelst?ndler oder gr??ere Firmen zu Ver?nderungen und Investitionen in ihrem Produktions-Workflow zu bewegen: Im Schnitt sechs Jahre.

Das ist ein praktischer Rat, der ganz klar f?r Ihre Branche gilt.
Das gilt f?r alle Industrieanwendungen, aber auch m?glicherweise f?r andere Branchen, sogar f?r Anbieter von Dienstleistungen, in denen die Kunden, selber Unternehmen, Ver?nderungen in ihrer Struktur oder in ihrem Prozess t?tigen m?ssen. All die Innovationen, die die klassische Industrie betreffen, brauchen wenigstens sechs Jahre Atem, um ?berhaupt ernsthaft festzustellen, ob die Gesch?ftsidee eine Chance hat. Erst dann kommt die neue Firma ?ber den Graben.

Vielen Dank f?r das Gespr?ch. Wir w?nschen Ihnen viel Erfolg!

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