Mit 56 Jahren den alten sicheren Job abgeben und in eine v?llig neue Branche durchstarten? Sicher! Wie Ilona Peters die Wuppertaler Zauberfrauen gr?ndete und mit haushaltsnahen Dienstleistungen erfolgreich wurde.

Kurzprofil

  • Gr?nderin: Ilona Peters
  • Unternehmen: Zauberfrauen Wuppertal
  • Standort: Wuppertal (Nordrhein-Westfalen)
  • Gr?ndungsalter: 56 Jahre
  • Gr?ndung: 2013, erstes Gesch?ftsjahr 2014
  • Expansion (Umzug in eigene B?ror?ume): 2014
  • Mitarbeiter/innen: 15

Frau Peters, Sie haben 2014 im Franchise das Unternehmen ?Zauberfrau Wuppertal? gegr?ndet. Was tun Ihre Zauberfrauen?
Ilona Peters: Wir bieten haushaltsnahe Dienstleistungen an. Es geht ?ber das Putzen oder Reinigen hinaus. Die Zauberfrau bietet nicht nur Haushaltshilfe an, sondern auch Familienhilfe in Zusammenarbeit mit Krankenkassen und zuletzt Demenzbetreuung. Wir haben also  drei Standbeine.

Wie kamen Sie auf die Idee, so etwas zu machen, in Ihrem Alter einen Franchisevertrag abzuschlie?en und sich damit selbstst?ndig zu machen?
Ilona Peters: 
Im Laufe meines Lebens hatte ich mehrere nebenberufliche selbstst?ndige T?tigkeiten. Und dabei habe ich  gemerkt: Ich mag Menschen. Und dann fragte mich ab und zu jemand: ?Kennst Du nicht jemanden, der mir im Haushalt helfen kann??. Das nimmt man so zur Kenntnis und diese Sachen reifen.

Von Beruf bin ich Diplom-Maschinenbauingenieurin. Ich war die letzten 14 Jahre vor meiner Existenzgr?ndung als Angestellte f?r Qualit?tsmanagement besch?ftigt und habe dann,  da der Druck immer gr??er wurde, irgendwann gedacht: ?Nein, f?r den Rest meines Lebens m?chte ich doch Spa? an der Arbeit haben und selbst entscheiden k?nnen. Ich wollte n?tzlich sein.? Da ist mir Zauberfrau aufgefallen. Und dann ging alles recht schnell.

Ich habe mich mit meinem Mann dar?ber unterhalten, weil das Startkapital unser Geld gewesen ist. Ich habe mich ganz genau informiert, ich w?re nicht ganz blau?ugig reingestolpert. Nat?rlich gab es auch Risiken, aber ich wei?, was ich kann. Wenn ich nichts tue, dann passiert auch nichts.

Sie sagten, Sie sind von der Ausbildung her Maschinenbauingenieurin. Warum haben Sie dann eine ganz andere Gr?ndungsrichtung eingeschlagen? Sie haben ja eine andere Qualifikation.
Ilona Peters: Als Ingenieur muss man Probleme l?sen, organisieren, ganz spontan Entscheidungen treffen und das ist genau das, was ich jetzt auch mache. Ich organisiere, ich plane die Mitarbeitereins?tze. Spontane Kundenansprache bediene ich durch Organisationstalent. Mitarbeiterauswahl, Menschenkenntnis erwirbt man im Laufe seines Berufslebens. Und ich war ja seit meinem 21. Lebensjahr als Ingenieurin in unterschiedlichen Branchen und Firmen t?tig gewesen. Ich habe eigentlich alle meine Talente, die ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet habe in die Waagschale geworfen, um eine Firma aufzubauen.

Ihre jahrelange Erfahrung in anderen Firmen hat Sie also dabei unterst?tzt, Ihr jetziges T?tigkeitsgebiet aufzubauen.
Ilona Peters: Genau, Betriebswirtschaft hat man als Ingenieurin auch gelernt. Das war der Vorteil. In meinem Beruf musste ich auch Arbeitsabl?ufe organisieren, Versuche durchf?hren. Ich habe mit Lieferanten  und Kunden, mit Statistiken und Auswertungen zu tun gehabt. Nun mache ich mir nicht mehr ?die Finger schmutzig?. Ich stehe nicht mehr am Zeichenbrett. Ich helfe Menschen und stelle Mitarbeiterinnen ein, weil andere sie nicht wollen. Sie sind entweder zu alt oder behindert oder ?Oh Gott, sie haben Kinder!?. Personalf?hrung, Mitarbeiterf?hrung, alles, was ich bisher als Abteilungsleiterin gemacht habe, mache ich jetzt als Inhaberin.

Ich wette, trotz besten Voraussetzungen gab es sicherlich einige Bildungsl?cken, die Sie vor der Gr?ndung noch schlie?en mussten.
Ilona Peters: Es war alles abgedeckt. Wo ich pers?nlich der Meinung war, dass ich besondere Kenntnisse brauche, habe ich mich ganz einfach weitergebildet. Demenz beispielsweise ist ganz speziell, denn es gibt bestimmte Verhaltensregeln, die man beherrschen muss. Zudem habe ich mich bei IHK-Schulungen und Gr?nder-Seminaren ?ber Recht und Marketing informiert. Und ansonsten muss man mit gesundem Menschenverstand und mit dem Herzen bei der Sache sein. Eine gro?e Rolle spielt die letztgenannte Eigenschaft.

Sie haben das Thema Mitarbeiterinnen angesprochen. Sie liegen Ihnen besonders am Herzen.
Ilona Peters: Genau. Ich stelle Frauen mit lachenden Augen ein, Faktoren wie Alter oder Behinderung spielen da keine Rolle. Sie werden ordentlich entlohnt. Ich gebe ja zus?tzliche Zahlungen in Form von Tankgutscheinen oder Leistungen. Zum Beispiel habe ich jetzt ein Firmenauto f?r meine Mitarbeiterinnen angeschafft. Dieses Auto wird ?berwiegend meiner behinderten Mitarbeiterin zur Verf?gung gestellt.

Wie viele Mitarbeiterinnen haben Sie? Ilona Peters: Aktuell 15. Die meisten in Teilzeit, eine B?rovollzeitkraft und einige Minijobber. Eine ist eine 71-j?hrige Rentnerin. Ich dachte erst, es k?nnte eine Kundin sein, aber nein. Sie m?chte etwas dazu verdienen. Jetzt ist sie schon ?ber ein Jahr bei mir besch?ftigt.

Sie haben ein sehr besonderes Konzept der Werbung und Neukundenakquise, das mich v?llig ?berzeugt hat. K?nnen Sie uns davon erz?hlen?
Ilona Peters: Ja, ich fahre mit ?ffentlichen Verkehrsmitteln zu meinen Kunden und trage einen hellblauen Button, auf dem ?Zauberfrau? steht. Ich habe kein Problem damit, von Menschen angesprochen zu werden oder es zu tun. Ich bin sehr kommunikativ und es funktioniert. Wenn ich zehn Leute anspreche, werden vier meine Kunden. Das ist doch ein toller Erfolg. Meine Kunden sind zufrieden und empfehlen mich weiter. Aktuell habe ich einen Kunden, der Betreuung f?r seine Mutter ben?tigte. Diesen habe ich auf dem Weihnachtsmarkt am Gl?hweinstand kennengelernt. Wir sind seit Januar Gesch?ftspartner.

Sie haben 2013 angefangen, sind also ein noch recht junges Unternehmen, das ganz stark w?chst. Wie vertr?gt sich das?
Ilona Peters:  Gut. Wir sehen insbesondere Wachstumspotenziale in der Betreuung ?lterer Menschen. Das ist eine boomende Branche. Zum Beispiel wird stundenweise Betreuung immer mehr nachgefragt. Kinder oder Nichten sind voll berufst?tig und wollen die Sicherheit haben, dass da ein- oder zweimal w?chentlich jemand kommt, der mit der Mutter oder der Tante mal spazieren geht, ein wenig den Haushalt erg?nzend macht. Ich entwickle mich st?ndig nach oben, aber nicht um jeden Preis. Ich sch?tze ein, was ich mit dem Personal, was ich habe und mit meiner Kraft leisten kann. Ich strebe gesundes Wachstum an.

Nun kommen wir zum Thema Alter. Wie alt waren Sie zum Zeitpunkt der Gr?ndung?
Ilona Peters: 56 Jahre jung.

Gab es negative Erfahrungen, weil Sie in diesem Alter gegr?ndet haben?
Ilona Peters: Nein, ?berhaupt keine. Positive Erfahrungen gibt es zu Hauf. Als Hauptpunkt Bewunderung f?r meinen Mut, in dem Alter noch durchzustarten. Nat?rlich auch die Anerkennung durch die Franchisegeberin, wie erfolgreich ich bin, wo nehmen Sie die Energie her und dann sage ich immer: ?Aus der Begeisterung f?r das Unternehmen Zauberfrau?.

War das eine Gr?ndung zum richtigen Zeitpunkt?
Ilona Peters: Ich h?tte es schon eher machen sollen. Ich wei? jetzt nicht, ob mir da der Mut gefehlt hat, ob die Zeit vielleicht noch nicht reif war. Manche Dinge m?ssen sich erst entwickeln. Ich f?hle mich ja auch nicht wie 58 und die Menschen, die mich treffen, wenn ich sage, wie alt ich bin, die sagen: ?Neee!?.

Es gibt andere Gr?nder 45plus, die berichten, dass sie Probleme mit der  Finanzierung hatten. Wie war das in Ihrem Fall?
Ilona Peters: Also ich hatte nat?rlich das Arbeitsamt gefragt, ob ich eine Gr?ndungsf?rderung bekomme. Da hat man mir gesagt: ? Sie sind so stark und so gut ausgebildet. Sie k?nnen arbeiten gehen. Wir geben Ihnen kein Geld. Rigoros?. Und da habe ich gesagt: ?Ok, wenn Ihr nicht unterst?tzen wollt, dann mache ich das eben alleine ohne Euer Geld?. Es hat funktioniert. Ich bin auf Banken zugegangen, habe mich ?ber Kredite informiert. Letztendlich habe ich entschieden, ich brauche ja gar kein geborgtes Geld. Warum soll ich dann meine Zeit verschwenden, mit Banken zu diskutieren, immer wieder neue Unterlagen und Statistiken einzureichen? Fang ich doch einfach mal an zu arbeiten.

Wer hat Sie im Gr?ndungsprozess unterst?tzt?
Ilona Peters: Mein Mann, die Franchisepartner. Aufgrund meiner Erfahrungen wusste ich, dass ich mich gr?ndlich informieren muss und auch wo man das machen kann. Auch die IHK waren und sind ganz tolle Partner.

Welchen besonderen Rat w?rden Sie anderen Menschen geben, die wie Sie ein wenig sp?ter durchstarten wollen?
Ilona Peters: Als erstes w?rde ich ihnen empfehlen, sehr gr?ndlich zu recherchieren, was sie wollen, was sie brauchen, mit der IHK zusammenarbeiten. Herausfinden, was zu der Person passt, womit sie sich wohl f?hlt. Und ganz wichtig, nicht auf Freunde h?ren. Diese ?ja?, ?aber? und ?wenn?. Selbst von der Entscheidung ?berzeugt sein. Auf sich selbst h?ren.

Letztes Jahr haben Sie die Auszeichnung ?Unternehmerinnenbrief NRW? bekommen. Was hei?t das, f?r Sie und f?r Ihr Unternehmen?
Ilona Peters: Ich bin sehr stolz drauf. Es kommt super bei den Kunden an und bei den Leuten, die ich im Bus treffe. Ich habe den Brief laminiert. Den zeige ich meinen Gespr?chspartnern ganz spontan und jeder gratuliert. Die Leute sehen, dass ich meine Arbeit ernst nehme. Das hat man mir ja mit dem Unternehmerinnenbrief bescheinigt. Es gibt noch andere Sachen, auf die man sich bewerben kann. Und das mache ich noch.

Das hei?t, wir werden Sie noch ?fter auf Preisverleihungen sehen.
Ilona Peters: Klar. Es gibt noch ganz viel, wo man positiv auffallen kann. Die ?ffentlichkeit soll richtig wahrnehmen, dass man auch im Alter erfolgreich starten kann und dass es viele Institutionen gibt, wo man sich Rat und Hilfe holen kann.

Herzlichen Gl?ckwunsch zum Preis und vielen Dank f?r das ausf?hrliche Gespr?ch.