Der Traum von der Gr?ndung

Mit der Gr?ndung ihres Unternehmens SenioriTa hat sich Heike Arnecke einen lang gehegten Traum erf?llt: eine w?rdige Tagespflege f?r Senioren. Unser zweites Beispiel aus der Best-Practice-Reihe ?Senior Entrepreneurship? erz?hlt die Geschichte einer Frau, die die H?rden einer Gr?ndung gemeistert hat.

Kurzprofil

  • Gr?nderin: Heike Arnecke (Links) und  Teamgr?nderin Susanne Kodanek (Rechts)
  • Unternehmen: SenioriTa Tagespflege f?r Senioren
  • Standort: Ganderkesee, Landkreis Oldenburg, Niedersachsen
  • Gr?ndungsalter: 52 Jahre
  • Gr?ndung: 2008
  • Expansion und Bau eigener R?ume: 2013
  • Mitarbeiter/innen: 6

Frau Arnecke, sie haben eine Betreuungs-Einrichtung f?r Senioren gegr?ndet: SenioriTa. Toller Name. Was genau tun Sie?
Heike Arnecke: Wir bieten Tagespflege f?r ?ltere Menschen an, die pflegebed?rftig sind, die dement oder auch einfach nur einsam sind und Besch?ftigung suchen. Es kommen auch pflegebed?rftige G?ste zu uns, die zu Hause keine M?glichkeit haben zu duschen oder zu baden. Dann ?bernehmen wir das. Wir ?bernehmen auch so gennannte Behandlungspflegen, also Blutzucker messen, Insulin spritzen, Verb?nde wechseln und ?hnliches mehr. 

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen, das im ?Alleingang? zu versuchen?
Heike Arnecke: Ich habe 1997 meine Ausbildung zur Pflegedienstleitung gemacht. Und das war eigentlich immer schon mein Traum, so eine eigene Tagespflege zu haben. Ich finde, das ist die sch?nste Form der Altenpflege. Die Menschen werden tags?ber versorgt und k?nnen abends wieder nach Hause gehen, k?nnen in ihrem Zuhause bleiben, in der N?he ihrer Verwandten.

Vor sechs Jahren ist dann das Verh?ltnis zu meinem damaligen Arbeitgeber ganz anst?ndig ins Wanken geraten ? dem gefiel mein F?hrungsstil pl?tzlich nicht mehr. Dar?ber bin ich krank geworden, dann auch entlassen worden. In dieser Phase ist mein Entschluss gereift: Ich mache mich jetzt selbstst?ndig. Dann kann ich so schalten und walten, wie ich das m?chte. Und da ich das nicht alleine wollte, sondern eine gute Freundin hatte und habe, die zu der Zeit auch eine Pflegedienstleitungsausbildung gemacht hat, haben wir beide uns zusammengetan.

Sie waren damals 52 Jahre alt, Ihre Freundin 48 Jahre. Gab es deswegen Probleme bei Ihrer Gr?ndung?
Heike Arnecke: Wir haben eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht. Viele haben zwar gesagt: ?Ihr seid verr?ckt, in dem Alter noch anzufangen?. Aber wir haben denen geantwortet: Wir m?ssen ja schlie?lich noch mindestens 15 Jahre arbeiten. Und 15 Jahre sind genug Zeit, um ein Gesch?ft aufzubauen und zu f?hren. Au?erdem hatten wir jeder 30 Jahre Berufserfahrung zu bieten. Das einzig Negative, was wir geh?rt haben, war, dass viele gesagt haben: Mich wundert es, dass ihr in eurem Alter noch ein Haus kaufen konntet. Dass man euch noch Geld gegeben hat.

Sie haben ein Haus gekauft? Was f?r ein Haus?
Heike Arnecke: Na unsere Arbeitsst?tte. Wir haben f?nf Jahre lang in gemieteten R?umlichkeiten gearbeitet. Und dann haben wir uns gesagt: Wie zahlen jeden Monat 2000 Euro Miete. Die k?nnen wir genauso gut f?r ein Haus abbezahlen.

Fand Ihre Hausbank die Idee auch gut? Hat man Ihnen ohne Weiteres einen Kredit gegeben?
Heike Arnecke: Mit unserer Hausbank hatten wir Probleme. Von der hie? es schlie?lich, die Bank h?tte kein Interesse mehr, soziale Projekte zu unterst?tzen. Dann haben wir uns eine andere Bank gesucht. Dort war man von unserem Projekt begeistert und hat gesagt: ?Tagespflege, ja, das ist das Ding, das im Kommen ist. Wir k?nnen uns auf Ihre f?nf Jahre Erfahrung berufen. Nicht zuletzt damit, Verantwortung zu tragen oder Mitarbeiter zu f?hren. Au?erdem sehen wir, Ihr Gesch?ft hat sich st?ndig gesteigert?. Wir hatten uns wirklich jedes Jahr verbessert. Wir haben 2008 mit 13 G?sten angefangen, heute sind wir bei 19 G?sten pro Tag.

Wer hat Ihnen auf Ihrem Weg geholfen?
Heike Arnecke: Die EFAs. Ich wei? nicht, ob Ihnen das was sagt. Das ist die Existenzgr?ndungsAgentur f?r Frauen, die sich im Landkreis Oldenburg selbstst?ndig machen m?chten. Die hat die uns bei der Planung sehr geholfen. Und auch unser Berufsverband, der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa). Dort hat man uns beispielsweise zum Thema Pfleges?tze beraten, auch zu dem Thema: Welche Gesetze muss man beachten.

Sie sind jetzt ?ber sechs Jahre selbst?ndig. Haben Sie den Schritt je bereut?
Heike Arnecke: Nein. Ich w?rde es immer wieder tun. Das Einzige ist: Ich w?rde das gerne ein paar Jahre fr?her getan haben. Allerdings nicht mit 25 oder 30 Jahren. Wir sind ja jetzt beide um die 50, und wir haben festgestellt, dass es schon gut ist, wenn man zu Hause Ruhe hat. Wenn man noch Kinder h?tte, um die man sich k?mmern muss. Wir arbeiten immerhin ca. zehn Stunden am Tag. Wie soll man das mit einer jungen Familie vereinbaren? Und man braucht als Frau die Unterst?tzung der Ehem?nner. Wenn der Mann sich selbstst?ndig macht, dann h?lt die Frau zu ihm. Aber umgekehrt ist es meistens nicht so, stellen wir beide fest. Bei uns aber schon, Gott sei Dank.

Zehn Stunden Tagespflege: Ist Ihnen das nicht manchmal zu viel?
Heike Arnecke: Nein. Gar nicht. Es kommt so viel zur?ck von unseren G?sten, aber auch von unseren sechs Mitarbeiterinnen. Und auch von den Angeh?rigen. Diese positiven R?ckmeldungen machen so viel Spa?, dass man die Zeit gerne investiert.

Wenn Ihnen jemand gegen?ber st?nde, der noch zweifelt, ob sie oder er den Schritt in die Selbstst?ndigkeit wagen soll: Welchen pers?nlichen Rat w?rden Sie mit auf den Weg geben?
Heike Arnecke: Wenn man eine Gesch?ftsidee hat, dann sollte man erst mal im Umfeld gucken, wie viele Menschen diese Gesch?ftsidee auch schon gehabt haben. Wie l?uft das bei denen? Und dann entscheiden. Au?erdem sollte man f?r ein kleines finanzielles Polster sorgen, damit man das erste oder die ersten zwei Jahre einigerma?en gut ?bersteht. Wir kennen viele, die sich selbstst?ndig gemacht haben, die dann nach einem Jahr aufgeben mussten, weil ihnen die Puste ausgegangen ist. Es l?uft nicht immer von Anfang an so, wie sie sich das gedacht haben. Am besten hat man Familie oder einen Ehemann in der Hinterhand, der sagt: Du, pass mal auf, ich verdiene genug, fang du erst mal an, und ich unterst?tze dich.

Haben Sie auch eine Gr?ndergeschichte, die Sie erz?hlen m?chten? Dann melden Sie sich bei uns! Verantwortlich f?r das Thema Senior Entrepreneuship ist Dr. Noem? Fern?ndez S?nchez, Projektleiterin.