Gr?nder 45+: eine Zielgruppe im Wandel

Gr?nder 45+: eine Zielgruppe im Wandel

In der Auseinandersetzung mit der Zielgruppe der Gr?nder 45+ f?llt die sehr unterschiedliche, teilweise sogar widerspr?chliche Datenlage in Bezug auf die Eigenschaften dieser Gr?nder und ihrer Gr?ndungsvorhaben ins Auge, was auf die gro?e Heterogenit?t dieser Gruppe zur?ckzuf?hren ist. Diese Vielfalt beruht teilweise auf den sehr unterschiedlichen Lebens- und Erwerbsbiografien.

Geschlechterverh?ltnis und Bildungsgrad

Neue Untersuchungen zu den Gr?ndern 45+ zeigen, dass das Profil dieser Altersgruppe aktuell einem starken Ver?nderungsprozess unterliegt. Gem?? der ersten Studien zur Jahrhundertwende (Weber und Schaper, 2004, in Kautonen, 2008, S. 5) war der Durchschnittsgr?nder 45+ m?nnlich und nicht sehr gut ausgebildet. Heutzutage w?chst der Anteil der Frauen und der Ausbildungsgrad der Gr?nder ist h?her, wie einige Studien zeigen (RKW-Studie 2010 und Franke 2012). Es gibt in diesen beiden Untersuchungen sogar eine positive Korrelation zwischen dem Anteil der Frauen an den Gr?ndern 45+ und der h?heren Qualifikation. Das hei?t, gut ausgebildete Frauen sind dort ?berdurchschnittlich stark repr?sentiert.

Trotz einer deutlich geringeren Gr?ndungsquote in der untersuchten Altersgruppe, gewinnen Frauen zunehmend an Bedeutung. Anhand des aktuellen L?nderberichts Deutschland des GEM wird knapp jedes dritte Unternehmen unter weiblicher F?hrung von Frauen zwischen 45 und 54 Jahren gegr?ndet, Tendenz steigend. Die Dynamik der Unternehmensgr?ndungen in der Gruppe 45+ scheint in besonderem Ma?e von Frauen bestimmt zu sein, denn immer mehr von ihnen wechseln in der Lebensmitte in die berufliche Selbstst?ndigkeit. Eine wichtige Gruppe sind dabei die Wiederein- steigerinnen, die nach einer meist famili?r bedingten Auszeit oder Ver?nderungen in der privaten Situation erneut den Zugang zum Arbeitsmarkt suchen.

Gr?ndungsmotive

Auch die Gr?ndungsmotive scheinen sich im Laufe der Zeit ver?ndert zu haben und zwar bereits im kurzen Zeitraum seit der Ver?ffentlichung der ersten RKW-Studie 2010. Die Krise in den Jahren 2009 und 2010 hatte die Gr?ndungszahlen steigen lassen. Der Gr?ndungszuschuss sorgte zwischenzeitlich daf?r, dass mehr "Notgr?ndungen" beispielweise aus der Arbeitslosigkeit (Push-Motiven) finanziert wurden. Aktuell ist die Situation ganz anders, wie in Kapitel 2.1.1. erl?utert: Es gibt zwar weniger Existenzgr?nder, aber daf?r mehr erfolgversprechende Gr?ndungsprojekte, die aus Pull-Motiven (darunter Selbstverwirklichung) entstanden sind, auch in der Gruppe der ?ber 45-J?hrigen. Dieser Trend, der vom GEM-L?nderreport Deutschland best?tigt wird (Sternberg et al., 2013), zeichnete sich bereits in der RKW-Studie 2010 ab.

In dieser Studie stachen bereits die Pull-Motive besonders hervor: Die Angaben "eigener Herr sein" (43,8 Prozent der befragten Gr?nder) und "Selbstst?ndigkeit war schon immer ein Traum" (26 Prozent der Gr?nder) wurden dort am h?ufigsten genannt. Das Motiv "Ausweg aus der (drohenden) Arbeitslosigkeit" stand immerhin mit 36,1 Prozent an dritter Stelle. Zu ?hnlichen Ergebnissen kommen Erhebungen aus anderen europ?ischen L?ndern (z.B. Small f?r Gro?britannien, 2011). Dagegen kommen andere Untersuchungen aus Deutschland zu dem Ergebnis, dass bei Existenzgr?ndern ?ber 45 Jahren die "ungewollte Arbeitslosigkeit" einen besonderen Stellenwert hat, w?hrend die oben genannten Pull-Motive eher zweitrangig erscheinen (Franke, 2010, S. 401 und 2012, S. 161, Hagen und Ullrich, 2012).

Gr?ndungsmotive nach Alter

Besonders interessant ist das nach Alter differenzierte Bild der Gr?ndungsmotive, wie es aus der RKW-Studie 2010 hervorgeht (S. 31). Demnach steht bei den 50- bis 54-J?hrigen die Verwirklichung eines Traumes im Mittelpunkt, w?hrend bei den 55- bis 59-J?hrigen der Transferaspekt (Erfahrungen und Wissen weitergeben) in den Vordergrund tritt. Ab 60 Jahren ist der ?konomische Zwang (Aufbesserung der Rente/des Einkommens) ausschlaggebend. Gr?ndung als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit spielt nach wie vor eine wichtige Rolle f?r Gr?nder ab dem mittleren Alter und wird auch in den meisten F?llen als Chance zur Selbstverwirklichung wahrgenommen.

Gr?ndungsmotive nach Geschlecht

In der Untersuchung von Franke aus dem Jahr 2012 zeigt sich eine deutliche Geschlechtertrennung bei den Gr?ndungsmotiven: W?hrend sich bei den M?nnern 45+ der Ausweg aus einer Notsituation (K?ndigung/ungewollte oder unerwartete Arbeitslosigkeit) als entscheidend erweist, steht bei den Frauen das Bed?rfnis nach Selbstverwirklichung und das Streben nach pers?nlicher Erf?llung an erster Stelle.