Der Einfluss des demografischen Wandels auf das Gr?ndungsgeschehen

Der Einfluss des demografischen Wandels auf das Gr?ndungsgeschehen

Die Forschung zu den "?lteren" Gr?ndern wurde erst durch die Diskussionen um den Einfluss des demografischen Wandels auf das Gr?ndungsgeschehen ausgel?st (Engel et al., 2007, Trettin et al., 2007, Kohn und Spengler, 2008; Gottschalk und Theuer, 2008, Werner und Faulenbach, 2008, Hagen und Ullrich, 2012). Der demografische Wandel ist allerdings nur ein Faktor in dieser Abw?rtsdynamik, die derzeit am Gr?ndungsstandort Deutschland zu verzeichnen ist. Jedoch sind dessen Folgen nicht zu untersch?tzen, denn sie k?nnen das Gr?ndungsgeschehen mittel- bis langfristig beeinflussen.

?ltere? Gr?nder: nur demografischer Wandel oder mehr?

Es ist mittlerweile unumstritten, dass die Gr?ndungszahlen ? in Korrelation mit der Schrumpfung der Bev?lkerung ? in Zukunft noch st?rker zur?ckgehen werden als bisher. Aktuellen Berechnungen der KfW zufolge ist mit einem R?ckgang der Anzahl der potenziellen Gr?nder zwischen 18 bis unter 65 Jahren bis zum Jahr 2061 um 30 bis 37 Prozent zu rechnen (Hagen und Ullrich, 2012).

Neben dem absoluten R?ckgang der Gr?ndungszahlen sind unterschiedliche Einbu?en je nach Altersgruppe zu verzeichnen. So w?ren laut KfW die j?ngsten Kohorten der Bev?lkerungspyramide (18 bis 24 Jahre) mit einem Verlust von 39 bis 44 Prozent am st?rksten betroffen; demgegen?ber wird die Zahl ?lterer potenzieller Gr?nder (55 bis 64 Jahre) nur noch um 12 bis 24 Prozent abnehmen (ebd.).

Sollten sich diese Prognosen realisieren, k?nnte sich der eingeschlagene Negativtrend in der Gr?ndungst?tigkeit noch weiter versch?rfen, da die zur Zeit gr?ndungsaktivste Altersgruppe (25 bis 34 Jahre) kleiner wird und angenommen wird, dass die Menschen im mittleren bis fortgeschrittenen Alter tendenziell seltener gr?nden, vor allem aufgrund hoher Opportunit?tskosten. Zur Frage, wie hoch der R?ckgang ausfallen kann, gab bereits 2009 der DIHK seine eigenen Vorausberechnungen bekannt: Demnach w?rde sich die Zahl der Selbstst?ndigen bis 2050 demografiebedingt um etwa 500.000 verringern (DIHK, 2009).

?Kompensationseffekt?:

Der prognostizierte R?ckgang in den Gr?ndungszahlen ist grunds?tzlich unumkehrbar (Gottschalk und Theuer, 2008), es sei denn, es wird durch eine h?here Gr?ndungsneigung beispielsweise bei Frauen, Akademikern (Franke, 2010) oder Menschen in der zweiten Lebensh?lfte kompensiert. Dieser ?Effekt? l?sst sich allerdings anhand der aktuellen Zahlen (noch) nicht beziffern.

Auch andere Autoren versprechen von der Mobilisierung der Babyboomer Vorteile f?r den Gr?ndungsstandort Deutschland:

Die Aktivierung der geburtenstarken ?lteren Jahrg?nge kann durch eine gezielte Gr?ndungsf?rderung gewinnbringend f?r den Unternehmensstandort Deutschland sein (vgl. Werner und Faulenbach, 2008).

?Soll die Gr?ndungsquote in Deutschland langfristig stabil bleiben, sind wir dringend auf Gr?nder jenseits der Lebensmitte angewiesen, auf ihre Kompetenz, Kreativit?t und Innovationskraft? (IHK OWL, 2012).

Demografischer Wandel: von der Bedrohung zur Chance

Die Alterung der deutschen Bev?lkerung kann anstatt als Bedrohung als Chance f?r das Gr?ndungsgeschehen angesehen werden. Zum einen implizieren eine h?here Lebenserwartung und eine bessere k?rperliche Verfassung eine wachsende Konsumbeteiligung ?lterer Personen, wodurch sich die Nachfrage nach G?tern und Dienstleistungen im Sinne einer alternden Gesellschaft nachhaltig ?ndern wird. Daraus k?nnen neue Gesch?ftsfelder f?r Gr?ndungen entstehen.

Die zunehmende Beteiligung von Menschen in mittleren und fortgeschrittenen Jahren am Arbeitsmarkt ? sei es in abh?ngiger oder unabh?ngiger Besch?ftigung ? bringt weitere Vorteile mit sich, denn gerade ?ltere Personen k?nnen aufgrund ihrer Gruppenzugeh?rigkeit besser auf die Bed?rfnisse dieser Kundengruppe reagieren (Kohn und Spengler, 2008).

Zum anderen folgt aus einer h?heren Quote von Gr?ndern ab 45+ keine geringere Wertigkeit f?r das Gr?ndungsgeschehen insgesamt, eine Aussage, in der sich die meisten einschl?gigen Studien einig sind (Trettin et al., 2007, Kohn und Spengler, 2008). Stattdessen ist ? wie wir im entsprechenden Kapitel 3.6. zum Erfolg und zur Nachhaltigkeit von Gr?ndungen ab dem mittleren Alter genauer darstellen werden ? angesichts des hohen Human- und Sozialkapitals und der Eigenschaften von Gr?ndern ab dem mittleren Alter eher eine qualitative Aufwertung des Gr?ndungsstandorts Deutschland zu erhoffen.