Die Einsch?tzung der gr?ndungsbezogenen Rahmenbedingungen f?r die Gig Economy

Die Zusammenf?hrung von Angebot und Nachfrage ?ber digitale Plattformen gewinnt zunehmend an Bedeutung und Aufmerksamkeit. Bekannte Beispiele in Deutschland sind eBay, Uber, Airbnb und SpaceBase. Viele kleinere Plattformen bieten weitere Services und somit Chancen f?r sogenannte Gig-Worker, die ihre Arbeitsleistung h?ufig neben ihrer hauptberuflichen T?tigkeit anbieten. Es handelt sich bei der Gig Economy um einen vergleichsweise neuen Teil des Arbeitsmarktes. Ebenfalls im Fokus der Analysen steht im vorliegenden L?nderbericht die Sharing Economy. Unter diesen Sammelbegriff fallen M?glichkeiten zur geteilten Nutzung von ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen zwischen Unternehmen oder Personen.

Im Zuge der Erstellung des GEM-L?nderberichtes Deutschland 2018 hatten sich 27 L?nder an der Erhebung von Daten zur Gig und Sharing Economy beteiligt. Insgesamt wurden weltweit ?ber 50.000 Personen befragt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass in knapp der H?lfte der L?nder mehr als 5 % der befragten Personen in der Gig und Sharing Economy als Anbieter von Dienstleistungen oder Ressourcen involviert sind. Die L?nder mit den h?chsten Werten sind USA, Irland, Chile, Israel und S?dkorea mit jeweils ?ber 10 %. In Deutschland ist dieser Anteil mit etwa 4 % deutlich geringer. Grunds?tzlich zeigt sich, dass die Gig Economy weiter verbreitet ist als die Sharing Economy (vgl. Bosma & Kelly 2019: 35).

Abbildung 24 zeigt die Teilnahme an Gig und Sharing Economy in den Bereichen bezahlte Arbeit sowie Vermietung oder Verpachtung von Eigentum in der Bev?lkerung, wie etwa G?ter, Grundbesitz, Wohnraum oder Dienstleistungen. Bezahlte Arbeiten sind hierbei z. B. Verkauf, Reinigungsarbeiten, handwerkliche T?tigkeiten oder auch privater Unterricht. Insgesamt ist die Beteiligung der 18?64-J?hrigen Befragten an der Gig Economy hinsichtlich ihres absoluten Umfangs als gering einzustufen. In Relation zum gesamten Gr?ndungsgeschehen in Deutschland, gemessen an der TEA-Quote, ist die in der Regel im Nebenerwerb betriebene Gig-Economy-Partizipation jedoch nicht zu untersch?tzen.

Das Hauptmotiv f?r diese T?tigkeiten ist mit 61 % die Aufbesserung des eigenen Einkommens. Dennoch verfolgen knapp 39 % der Befragten durchaus (auch) das Ziel, sich ?ber digitale Plattformen ein eigenes Unternehmen aufzubauen bzw. zu f?hren (vgl. Abb. 25). Die Nutzung digitaler Technologien stellt somit eine m?gliche Eintrittspforte in die unternehmerische Selbstst?ndigkeit dar.

Hinsichtlich der einkommensrelevanten digitalen Plattformen zeigt sich eine klare Dominanz von eBay gefolgt von eBay Kleinanzeigen. An zweiter Stelle kommen Immobilienwebsites, insbesondere immobilienscout24. Social-Media-Plattformen sind ebenfalls f?r 20 % der Gig-Economy-Teilnehmenden die wichtigsten Kan?le bez?glich des erwirtschafteten Einkommens, hier dominiert Facebook deutlich vor anderen Plattformen wie YouTube oder Instagram (vgl. Abb. 26).

Viele Gig-Worker generieren den Hauptteil ihres Einkommens in anderen beruflichen T?tigkeiten und nutzen die Gig Economy als zus?tzliche Verdienstm?glichkeit. Die hohe Flexibilit?t bei der Bearbeitung von Auftr?gen spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die geringen Transaktionskosten bei der Koordination von Angebot und Nachfrage f?hren dabei zu einer Neukonfiguration von Teilen des Arbeitsmarktes. Auf der einen Seite bietet die Gig Economy vielf?ltige und schnell realisierbare M?glichkeiten, um pers?nliche Leistungen potenziellen Kunden anzubieten, andererseits entstehen neue Konstellationen der Besch?ftigung ohne die ?blichen Sozial- und Versicherungsleistungen im Rahmen einer Festanstellung. Hieraus ergeben sich neue Chancen und Risiken aus der Sicht der Gig-Worker, der Plattformbetreiber, der Branchenverb?nde und f?r die wirtschaftspolitische Rahmensetzung. Die Koordination erfordert die Entwicklung passender ?Spielregeln? f?r die beteiligten Akteure (vgl. The Economist 2018).

Gig-Worker sind ein Pool an potenziellen echten Gr?ndern. In Deutschland planen ?ber 30 % der in der Gig Economy aktiven Personen, kurz- bis mittelfristig, selbst unternehmerisch t?tig zu werden. In Israel und den USA liegt dieser Anteil sogar bei ?ber 50 % (vgl. Bosma & Kelly 2019: 36). Der Schritt in Richtung Unternehmensgr?ndung scheint f?r einen relativ hohen Anteil der Gig-Worker offenbar naheliegend. Die zunehmende Pr?senz von Online-Plattformen kann aufgrund der gro?en Marktmacht und niedrigen L?hnen eigene unternehmerische Aktivit?ten jedoch erschweren und prek?re Arbeitsverh?ltnisse herbeif?hren. Somit zeichnet sich derzeit noch kein klares Bild, welchen Einfluss die Gig Economy auf Entrepreneurship-Aktivit?ten aus?bt.

Die Einsch?tzungen der befragten Experten zu den Rahmenbedingungen und Chancen der Gig Economy sind eher ermutigend als besorgniserregend. Mehr als die H?lfte gehen von einem Anstieg der Nutzungsh?ufigkeit digitaler Plattformen durch Unternehmen und Organisationen aus. Die Bedeutung f?r das nationale Wirtschaftsgeschehen wird tendenziell zunehmen. Die Rolle der Politik wird von den Experten eher als f?rderlich eingesch?tzt. Betrachtet man die Einsch?tzung der Wirkung auf die soziale Absicherung von Arbeitnehmern, so erwarten 39 % einen negativen Einfluss, 45 % gehen hingegen von einer Verbesserung aus. F?r viele Gr?nder wird in Zukunft kein Weg an der Gig und Sharing Economy vorbeif?hren: 96 % der Experten gehen von einer Nutzung digitaler Plattformen durch Gr?nder aus (vgl. Abbildung 27).