Erfolgreiche Projekte zur betrieblichen Suchtpr?vention

Erfolgreiche Projekte zur betrieblichen Suchtpr?vention

Im Rahmen der Literaturrecherche wurden Suchtpr?ventionsprojekte f?r KKU recherchiert. Zur Arbeit des Handwerker-Fonds Suchtkrankheit, der ein wichtiges "Leuchtturmprojekt" darstellt, wurden uns die Textbeitr?ge von einem der Promotoren dieses Projekts, Herrn Klaus Leuchter zur Verf?gung gestellt.

Im Rahmen einer Fachveranstaltung zum zehnj?hrigen Bestehen des Regionalen Arbeitskreises Betriebliche Suchtpr?vention Weser-Ems (Schumann 2000) stellte Klaus Leuchter (2000) ein Projekt vor, das aufzeigt, wie eine solche institutionelle Unterst?tzung Suchtpr?vention in kleinen Unternehmen vorantreiben kann:

Das Projekt "Alkohol im Handwerk" war konzipiert als eine von dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) Nordelbien und der Innungskrankenkasse Schleswig-Holstein ins Leben gerufene st?ndige Einrichtung, als Ansprechpartner f?r das regionale Handwerk in Fragen der Suchtpr?vention. Im Rahmen eines gemeinn?tzigen Vereins sollte den Betrieben eine tragf?hige Infrastruktur zum Umgang mit dem Thema zur Verf?gung gestellt werden. Neben den genannten Institutionen sind die Vereinsmitglieder Betriebe, die sich mit der Mitgliedschaft einen Anspruch auf Beratung und Unterst?tzung erwerben.

Heute existieren zwei Vereine in den Handwerkskammerbezirken Flensburg und L?beck (Leuchter 2011). Dort arbeiten die jeweilige Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft, der KDA, die ikk und die Betriebe zusammen. Die Betriebe k?nnen sich direkt an den Verein wenden oder werden ?ber die Handwerksorganisationen vermittelt (siehe auch www.handwerker-fonds.de).

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im folgenden Fallbeispiel.

Fallbeispiel: Die Arbeit des Handwerker-Fonds Suchtkrankheit e.V.

von Klaus Leuchter,

Gesch?ftsf?hrer Verein zur F?rderung der Betrieblichen Eingliederung im Handwerk e.V.

Im Mittelpunkt der Aktivit?ten des Handwerker-Fonds Suchtkrankheit e.V. steht seit dem Jahr 1989 als Kernaufgabe die Beratung von Handwerksbetrieben und ihren Besch?ftigten, wenn eine Suchtproblematik vorliegt. Au?erdem ist der Verein pr?ventiv t?tig. Das Ziel ist, suchtbetroffene Arbeitnehmer durch aktive Beteiligung des Arbeitgebers rechtzeitig in eine fachkompetente Behandlung und Therapie zu bringen und den Arbeitsplatz zu erhalten. Den handwerklichen Kleinbetrieben erstattet der Verein Anteile der in Verbindung mit einer station?ren oder ambulanten Suchtbehandlung und Therapie geleisteten Entgeltfortzahlung. Der Verein versteht sich als Ansprechpartner des Handwerks in Schleswig-Holstein f?r die Suchtproblematik.

In der Regel werden Handwerksbetriebe, die sich wegen der Suchtprobleme eines Besch?ftigten an eine Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft oder Innung wenden, an den Handwerker-Fonds verwiesen. Nach der Beratung des Betriebes folgt ein Gespr?ch mit dem Mitarbeiter im Betrieb unter Beteiligung des Arbeitgebers. Ziel ist, die Zustimmung des Mitarbeiters zu einer Behandlung in einer Einrichtung der Suchthilfe zu erhalten. Bei dieser Motivationsarbeit im Betrieb hilft in den meisten F?llen ein Mitglied aus einer Suchtselbsthilfegruppe. In der folgenden Zeit wird der Kontakt zum Mitarbeiter auch w?hrend der station?ren Behandlung und Therapie gehalten und die R?ckkehr an den Arbeitsplatz vorbereitet. Der Betrieb erh?lt vom Verein Unterst?tzung beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement.

Zu den bisherigen Pr?ventionsaktivit?ten des Vereins z?hlen unter anderem:

  • die Entwicklung einer Arbeitshilfe f?r Handwerksbetriebe,
  • Seminare f?r Lehrwerksmeister und Betriebsinhaber,
  • Foto- und Videowettbewerbe, Infost?nde mit Aktionen in Beruflichen Schulen und den Ausbildungseinrichtungen des Handwerks,
  • Erarbeitung einer Wanderausstellung in Zusammenarbeit mit der Landesstelle f?r Suchtfragen,
  • Unterrichtseinheiten in Beruflichen Schulen und Ausbildungseinrichtungen des Handwerks mit dem Schwerpunkt Gl?cksspiel- und Internetabh?ngigkeit.

Die ganze Arbeit kann nur im Rahmen eines Netzwerkes geleistet werden. Deshalb ist der Verein kontinuierlich auch mit dem Ausbau und der Pflege des Netzwerkes besch?ftigt.

Die Erfolge stellten sich nach einem Vorlauf von ca. zwei Jahren bald ein. Die meisten der Arbeitnehmer, die in Behandlung vermittelt und begleitet werden konnten, sind nach einer Therapie trocken geblieben (gesch?tzt 80 v.H.). Den Handwerksbetrieben ist der Verein vertraut. Die Handwerksinstitutionen verweisen nach wie vor an den Verein und die Schul- und Ausbildungseinrichtungen wenden sich mit der Bitte um Durchf?hrung von Pr?ventionsaktivit?ten an uns.

Wie es begann: Mitte der achtziger Jahre hatten die meisten gro?en Industriebetriebe bereits Projekte zum Thema ?Alkohol im Betrieb? durchgef?hrt. In der Regel war das Ergebnis, dass eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, F?hrungskr?fte geschult und selbst betroffene Mitarbeiter als betriebliche Suchthelfer eingesetzt wurden. An den Kleinst- und Kleinbetrieben ging das damals vorbei. Das war im Jahr 1987 f?r den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und die damalige Innungskrankenkasse Flensburg (heute IKK Nord) der Anlass, auf das Handwerk zuzugehen. Die Reaktion war eher zur?ckhaltend. Mit einer kleinen Gruppe von Obermeistern und Interessierten aus Betrieben wurden Informationen ?ber die Arbeit von Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen, Krankenh?usern und Einrichtungen der Rehabilitation gesammelt. Ziel war die der Aufbau einer Infrastruktur f?r das Handwerk im Hinblick auf den Umgang mit diesem Problem. Das h?ufigste von Betrieben vorgebrachte Gegenargument, wenn es um eine aktive Beteiligung des Arbeitgebers bei der Motivation von Besch?ftigten zur Annahme des Hilfsangebotes ging, waren die Kosten im Zusammenhang mit dem Ausfall der Fachkraft. Deshalb entstand die Idee, einen Fonds zu bilden, aus dem Betriebe einen Zuschuss zu den Ausfallkosten erhalten. Es kam am 5. Dezember 1989 zur Gr?ndung des Handwerker-Fonds Suchtkrankheit e.V. Zu den Gr?ndungsmitgliedern z?hlte bereits damals eine Suchtberatungsstelle. Dadurch hatten wir sehr schnell Zugang zu den Einrichtungen der Suchthilfe.

Das Netzwerk: Gr?ndungsmitglieder des Handwerker-Fonds Suchtkrankheit e.V. waren die Handwerkskammer Flensburg, die Kreishandwerkerschaften Flensburg und Schleswig, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA), die IKK, eine Suchtberatungsstelle und mehrere Betriebe. Die Beratungsarbeit teilten sich die Mitarbeiter des Sozialdienstes der IKK und des KDA. Die Gesch?ftsf?hrung ?ber-nahm ein KDA-Mitarbeiter. Gemeinsam finanzierten die IKK und der KDA eine Stundenaufstockung der KDA-Sekret?rin. Die ersten Betriebsberatungen verliefen im Jahr 1990 relativ erfolglos. Wir stellten das Projekt deshalb im Flensburger Arbeitskreis der Selbsthilfegruppen aus dem Suchtbereich vor. Uns wurde geraten, trockene Alkoholiker zu den Beratungen mitzunehmen, da mit dem blo?en Hilfsangebot die Gef?hlsebene der Betroffenen nicht erreicht werde. Wir suchten Freiwillige aus den Selbsthilfegruppen, die einen Bezug zum Handwerk hatten und bildeten einen ersten Handwerker-Arbeitskreis Sucht, der sich fortan monatlich und sp?ter in unregelm??igen Abst?nden traf. Solche Arbeitskreise initiierten wir auch in anderen St?dten. Dadurch war es fast immer m?glich, einen ehrenamtlichen Helfer zu den Beratungen mitzunehmen.

Im Jahr 1996 kam es zur Gr?ndung eines gleichnamigen Vereins im Handwerkskammerbezirk L?beck und in der Folge wurden auch im s?dlichen Landesteil Handwerker-Arbeitskreise Sucht gebildet. Seither gibt es das Angebot f?r die Kleinst-und Kleinbetriebe des Handwerks im ganzen Bundesland Schleswig-Holstein. Die finanzielle Hilfe f?r die Betriebe kann aus den Mitgliedsbeitr?gen und Spenden geleistet werden. Beide Vereine erhielten vom Sozialministerium Schleswig-Holstein bei der Gr?ndung eine finanzielle Starthilfe. F?rdernde Mitglieder zahlen einen Beitrag ab 25 ? nach eigenem Ermessen. Betriebe, die ggfs. eine finanzielle Hilfe beanspruchen wollen, zahlen einen nach der Betriebsgr??e abgestuften Beitrag. Inzwischen z?hlen auch mehrere Arbeitsmedizinische Zentren, zwei Fachkliniken mit Reha-Abteilungen und weitere Vereine, die an der Netzwerkarbeit interessiert sind, zu den Mitgliedern.

Der Verein ist Mitglied der Landesstelle f?r Suchtfragen (LSSH). Gemeinsam mit der LSSH und der Leitstelle Sucht am Arbeitsplatz (LSA) im Ministerium f?r Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung bilden wir seit ?ber zehn Jahren den ?Fachverbund Betriebliche SuchtArbeit?. Mit im Boot sind Experten aus Beratungsstellen. ?ber den Fachverbund erhalten Betriebe jeder Gr??enordnung ein Angebot f?r die Betriebliche Suchtpr?vention und -hilfe. Der Handwerker-Fonds ?bernimmt in diesem Netzwerk die Anfragen der Kleinst-und Kleinbetriebe. Der Fachverbund veranstaltet j?hrlich zwei Fachtagungen.

?bertragbarkeit: Das Modell des Handwerker-Fonds Suchtkrankheit e.V. ist auf andere Regionen ?bertragbar, da es die haupts?chlichen Beteiligten in allen Bundesl?ndern gibt: Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften, Landesstellen f?r Suchtfragen, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen, Kliniken und Reha-Einrichtungen. Voraussetzung ist die Bereitschaft zur Kooperation, Verst?ndnis f?r die Problematik der Kleinbetriebe und die Einsicht, dass in Betrieben dieser Gr??enordnung nur sehr eingeschr?nkt die Bereitschaft besteht, f?r Beratungsleistungen zu zahlen.

?ber ein Projekt, das mit Mitteln des Fonds Gesundes ?sterreich gef?rdert wurde, berichten Lorenzl und Kollegen (2008). Das grenz?bergreifende Projekt "SuchTeam ? Suchtpr?vention in Betrieben" (Bayern und Tirol) verfolgte in den Jahren 2006 und 2007 ? basierend auf den Erfahrungen des bayerischen Projektpartners ? folgende Ziele:

  • "Aufbau und Implementierung einer mobilen und kostenneutralen Informations- und Beratungsstelle f?r Klein- und Mittelbetriebe;
  • Positionierung der Stelle als wichtige Schnittstelle zwischen betrieblicher und institutioneller Ebene sowie Schnittstelle zwischen (therapeutischen) Einrichtungen und Betroffenen;
  • Erarbeitung und Durchf?hrung spezieller Programme unter Ber?cksichtigung des Genderansatzes;
  • Begleitende Beratung und Betreuung f?r Betroffene und Vorgesetzte; Informationsveranstaltungen f?r Vorgesetzte, Sicherheitsvertrauenspersonen, Betriebsr?te; [?]."

Das Projekt wurde umgesetzt von der Fachambulanz f?r Suchtkranke der Caritas Bad Reichenhall, der Arbeiterkammer Salzburg und der Beruflichen Fortbildungszentren (bfz) gemeinn?tzige GmbH. Es kooperierten das Netzwerk betriebliche Gesundheitsf?rderung in Salzburg sowie ein Runder Tisch verschiedener Unternehmen aus der Region.

Die Evaluation auf Ebene der Betriebe verzeichnete unter diesen ein zunehmendes Interesse an der Suchtpr?vention sowie einen zunehmenden Bekanntheitsgrad der Pr?ventionsstelle. Im Vordergrund der Arbeit in den Betrieben stand das konsequente Einfordern des N?chternheitsgebotes w?hrend der Arbeitszeit wie das ?ben schwieriger Gespr?che in den Schulungen. Insbesondere bei sehr kleinen Betrieben zeigte sich, dass Betriebe zwar ?ber die Problematik Alkohol am Arbeitsplatz Bescheid wussten, ihnen aber bei der konkreten Umsetzung von Ma?nahmen Erfahrungen fehlten. Das Projekt zielte deshalb auf eine l?ngerfristige Betreuung der Betriebe ab und versuchte, Handlungsanleitungen in Form von Stufenpl?nen zu implementieren und darauf aufbauend die Kompetenzen in der Gespr?chsf?hrung in anlassbezogenen, konkreten Konflikt- und Krisensituationen zu vermitteln. Hierf?r wurden betriebs?bergreifende Schulungen durchgef?hrt. In den Jahren 2006 und 2007 wurden 85 Betriebe erreicht. Das Projekt wurde nach der Berichtlegung bis Ende 2009 fortgesetzt.

Auf Grund weiterer F?rderung konnten die Beruflichen Fortbildungszentren (bfz) gemeinn?tzige GmbH zusammen mit dem "Gr?nen Kreis" ? Verein zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen ein Anschlussprojekt realisieren, das bis Ende Februar 2011 durchgef?hrt wurde (Lorenzl & Batthyany 2011). Bei der Schaffung einer betrieblichen ?ffentlichkeit wurde starkes Gewicht auf das Einbinden von Multiplikatoren (Arbeitsmarktservice, Krankenversicherung, Innung, Betriebsr?te, Sicherheitsvertrauenspersonen etc.) gelegt. Das Team konnte ?ber 500 Betriebe im Projektzeitraum erreichen, woraus sich 50 Vortragstermine bzw. Workshops ergaben.

?bertragbarkeit: Trotz weiterer Nachfragen scheiterte eine nachhaltige Implementierung des Modells an der fehlenden Finanzierung. Die Autoren empfehlen daher f?r solche Vorhaben eine l?ngere Projektlaufzeit sowie eine klar definierte Startphase f?r die Projektorganisation. Derzeit existieren noch der Internetauftritt (www.suchteam.at) sowie zwei Kontaktadressen.

An dieser Stelle soll auch auf ein weiteres Projekt hingewiesen werden, dass als Good Practice-Beispiel f?r ein ?berbetriebliches Netzwerkprojekt identifiziert werden konnte:

Fallbeispiel: Suchtpr?vention im Kfz-Handwerk

von Claus Kapelke,

Schulleiter der Landesfachschule des Kfz-Gewerbes Hessen

Um betrieblichen Erfolg mit einer Kfz-Werkstatt zu haben, bedarf es nicht nur einer hervorragenden technischen Ausstattung, sondern auch der entsprechenden Mitarbeiter. Diese m?ssen gut geschult sein und physisch und psychisch in der Lage sein, qualitativ gute Arbeit abzuliefern.

Sehen wir uns die demographische Entwicklung in Deutschland an, werden die Mitarbeiter der Werkst?tten zuk?nftig erheblich l?nger arbeiten m?ssen als heute. Dies setzt jedoch eine gute gesundheitliche Verfassung voraus.

Seit 2004 gibt es in der Landesfachschule des Kfz-Gewerbes Hessen in Frankfurt ein Gesundheitsprojekt f?r Auszubildende. Seitdem wurden 3.500 Auszubildende geschult und auch befragt. In vier Modulen werden folgende Themen behandelt:

  1. Gesundheitsorientiertes Fitnesstraining, R?ckengesundheit und Fu?schutz
  2. Bedarfsgerechte Ern?hrung, K?rpergewichtsmanagement und Hautschutz
  3. Stressmanagement, Schlaf/Regeneration, Stressfrei lernen und Gesundheitliche Schutzfaktoren
  4. Rauchen, Alkohol, Illegale Drogen und Medikamente

Durchgef?hrt wird das Projekt vom Institut f?r Gesundheitsf?rderung & -forschung Dillenburg, Dr. Manfred Betz und wird unterst?tzt von der IKK classic, der Berufsgenossenschaft Holz und Metall und der Innung des Kfz-Gewerbes Frankfurt und Main-Taunus-Kreis.

Die nachfolgenden Ergebnisse der Befragungen beziehen sich immer auf einen Referenzwert von Jugendlichen und Jungerwachsenen die nicht der Kfz-Branche angeh?ren. Das Durchschnittsalter lag bei 19,6 Jahren.

Rauchen: Von den befragten Auszubildenden rauchen 55 Prozent (45 Prozent Referenzgruppe). 39 Prozent wollen ihr Rauchverhalten ?ndern (zu 34 Prozent) und 42 Prozent ganz mit dem Rauchen aufh?ren.

Shishakonsum: In den vergangenen zehn Jahren hat der Shishakonsum bei Jugendlichen und Jungerwachsenen stark zugenommen. 39 Prozent der Auszubildenden rauchen gelegentlich Shisha (im Vergleich zu 31 Prozent der Referenzgruppe), 6 Prozent sogar regelm??ig. Lediglich 26 Prozent haben keine einschl?gige Erfahrung (zu 37 Prozent).

Alkohol: Der exzessive Alkoholkonsum bei Jugendlichen ist in den letzten Jahren h?ufig Inhalt von Pressemeldungen und Diskussionen. Auch bei Kfz-Auszubildenden ist dies ein gro?es Thema. Lediglich 19 Prozent trinken nie Alkohol, 40 Prozent (44 Prozent) maximal einmal die Woche, 30 Prozent (27 Prozent) 1-2 mal die Woche und 4 Prozent (3 Prozent) mehr als viermal die Woche. Dabei finden Wein und Sekt kaum Anklang bei den Auszubildenden (nur 10 Prozent zu 16 Prozent). Bier wird ?hnlich gerne konsumiert (65 Prozent) wie von der Vergleichsgruppe (63 Prozent). Erheblich gr??er ist der Unterschied bei harten Alkoholika wie Schnaps und Wodka. Diese starken Alkoholika werden von 53 Prozent gerne genossen (Vergleich 43 Prozent).

Illegale Drogen: Bei den illegalen Drogen haben 47 Prozent (zu 32 Prozent) Erfahrung mit Cannabis, 10 Prozent (7 Prozent) mit Ecstasy und ebenfalls 10 Prozent (6 Prozent) mit Kokain. Insbesondere im dritten Lehrjahr nimmt der Konsum leicht zu.

Festgestellte Folgen: Exzessiver Alkoholund Drogenkonsum f?hrte bei 67 Prozent (58 Prozent) der Auszubildenden schon zu einem Kater. Angegeben wird dar?ber hinaus, dass 48 Prozent (42 Prozent) einen Filmriss bzw. Blackout hatten. 5 Prozent (4 Prozent) mussten sogar ?rztlich behandelt werden. Hier ist eine Ver?nderung der H?ufigkeit in den Lehrjahren nicht feststellbar.

Wie reagieren wir auf diese Zahlen?

Im Modul "Suchtpr?vention" werden den Auszubildenden die biologischen Grundlagen der Sucht erkl?rt. Die Themen "Wie entsteht Sucht" und "Suchtf?rdernde Faktoren" sind hier relevant. Praktische ?bungen mit der Rauschbrille werden durchgef?hrt und das Thema Alkohol und Fahrt?chtigkeit besprochen. Indem das Problem angesprochen und reflektiert wird, werden den Teilnehmern auch die Folgen klar. Es k?nnen bei Bedarf Kontakte zu Suchtberatungsstellen hergestellt werden oder zu den Krankenkassen, wenn es um Raucherentw?hnungskurse geht (z.B. bei der IKK classic).

Da das Gesundheitsprojekt bereits seit 2004 l?uft, sind viele ehemalige Teilnehmer heute als Geselle oder auch Meister in den Kfz-Betrieben. Sie sind zu diesen Themen sensibilisiert und k?nnen so auch positiv damit umgehen.

Bei der abschlie?enden Evaluation erh?lt diese Schulungsma?nahmen die Gesamtnote 1,8.

Mit diesem Projekt will die Landesfachschule des Kfz-Gewerbes Hessen mit daf?r Sorge tragen, dass sich Jugendliche und junge Erwachsenen ges?nder ern?hren, sich besser Bewegen und Suchtverhalten umgehen. Es profitiert dabei jeder Einzelne, aber auch die Kfz-Betriebe, die in Zeiten von Fachkr?ftemangel darauf angewiesen sind, gesunde und zufriedene Mitarbeiter/innen im Betrieb zu haben.

Die dargestellten (Netzwerk-)Projekte machen deutlich, dass sie mit ihren Kooperationen und Umsetzungsma?nahmen prinzipiell die Zielgruppen der KKU erreichen k?nnen, wobei der Zeitaufwand und das individuelle Engagement der Hauptakteure sehr hoch war bzw. ist. F?r die nachhaltige Sicherung dieser Netzwerke ist es aber notwendig, ihre Arbeitsstrukturen dauerhaft institutionell zu verankern und Fragen der Tr?gerschaft und Finanzierung rechtssicher abzukl?ren.