Literaturrecherche

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Wie werden KMU bzw. KKU in Fragen der Pr?vention am besten angesprochen? Gibt es spezielle Zug?nge bei Gesundheitsthemen? Welche Fragen besch?ftigen KKU?

Die Quellen, auf die im folgenden Kapitel Bezug genommen wird, k?nnen der "Tabelle 11: Literaturauswahl zu hemmenden und f?rdernden Faktoren" im pdf-Dokument des entsprechenden Leitfadens, entnommen werden.

Zur Beantwortung der oben aufgef?hrten Fragen werden 11 der im Rahmen der Recherche identifizierten Quellen herangezogen. Es handelt sich dabei um Ergebnisse von Modellprojekten und daraus abgeleiteten Empfehlungen. Zudem greifen wir zur?ck auf die Ergebnisse von Befragungen und den hieraus gezogenen Schl?ssen. Weiterhin finden eine Evaluationsstudie, zwei Reviews sowie eine Empfehlung Ber?cksichtigung.

Der Arbeitskreis "Pr?vention in der Arbeitswelt" der Spitzenverb?nde von Unfall- und Krankenversicherung (2004) gibt in seinem Positionspapier zu den Ergebnissen des Integrationsprogramms Arbeit und Gesundheit (IPAG) von Unfallversicherung und Krankenkassen Hinweise f?r notwendige Kooperationsstrukturen und Pr?ventionsans?tze f?r kleine Unternehmen. Das Modellprojekt aus den Jahren 1998 bis 2001 hatte zum Ziel, neue Methoden und Instrumente zu entwickeln, um die Zusammenarbeit der beiden Sozialversicherungszweige im Bereich der Verh?tung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren in KMU zu optimieren.

Ein Projektschwerpunkt befasste sich mit dem Aufbau branchenbezogener, regionaler Kooperationsstrukturen und der Ableitung von Pr?ventionsans?tzen. F?r diesen Projektbereich wurden Branchen ausgew?hlt, in denen ?berwiegend Kleinund Kleinstbetriebe vertreten sind, wie z.B. das Kfz-Handwerk oder das Fleischerhandwerk.

Auf der Grundlage der in den Projekten gewonnenen Erkenntnisse wurden folgende Empfehlungen f?r den Aufbau von Kooperationsstrukturen und Pr?ventionsans?tzen f?r KKU abgeleitet:

  • Nutzung der in der Branche vorhandenen Organisationsstrukturen als Forum f?r die Kommunikation z.B. ?ber Kreishandwerkerschaften oder Innungen.
  • Anbieten schneller, konkreter und greifbarer L?sungen ohne gro?en organisatorischen und strukturellen Aufwand.
  • Einstieg in ein Projekt ?ber eine f?r Kleinbetriebe aktuell wichtige Frage (z.B. Abrechnungsverfahren mit der Krankenkasse).
  • ?berzeugen der Betriebsentscheider vom betriebswirtschaftlichen Nutzen des Projektes.
  • Kurzfristige und flexible Probleml?sungsstrategien.
  • M?glichst geringer Zeit-, Personal- und Finanzaufwand.
  • Systematisches Vorgehen in der Zusammenarbeit von Unfall- und Krankenversicherung.

Abschlie?end stellt der AK in seinem Papier fest: "Im IPAG wurden neue, intensive Kontakte zwischen Berufsgenossenschaften, Krankenkassen, Branchenvertretern und weiteren Arbeitsschutzinstitutionen gekn?pft? Dieses Vorgehen war eine wichtige Voraussetzung daf?r, bei den kleinen Betrieben der ausgew?hlten Branchen Interesse am Arbeits- und Gesundheitsschutz und der betrieblichen Gesundheitsf?rderung zu wecken. Aufgrund kleinbetrieblicher Strukturen ist ?berbetriebliche Kooperation besonders sinnvoll. So bieten betriebliche Netzwerke, in denen sich Unternehmerinnen und Unternehmer gleicher oder ?hnlicher Branchen zusammenschlie?en, um Erfahrungen auszutauschen und Probleme in einem "betrieblichen Netzwerk" zu l?sen einen weiteren interessanten Ansatz f?r mehr Gesundheit in kleinen Unternehmen."

Rexrodt und Ramsauer (2004) berichten von einem Projekt, dessen Ziel es war, ein Beratungskonzept f?r KMU zu entwickeln, das geeignet ist, mit Ma?nahmen der Pr?vention und Rehabilitation der Ausgliederung von gesundheitlich beeintr?chtigten Mitarbeitern entgegen zu arbeiten. Das Konzept basierte auf Beratungen, die das Ziel verfolgten, einen Erhalt des Arbeitsplatzes von Besch?ftigten zu erreichen oder schwerbehinderte Menschen in Betriebe einzugliedern.

Ein besonderes Gewicht wurde auf das Gewinnen von Ansprech- und Kooperationspartnern bei Kammern, Innungen, Unternehmensverb?nden und Krankenkassen gelegt. Durch eine intensive ?ffentlichkeitsarbeit in Fachorganen von Handwerksverb?nden und der regionalen Tagespresse wurde f?r das Projekt geworben.

Zur Umsetzung des branchenunabh?ngigen, niederschwellig und auf einem aktiven Ansatzes (nicht auf der vorherrschenden "Komm-Struktur" basierenden Beratungskonzepts) wurden Frageb?gen, Handlungsleitfaden und Materialien zur Falldokumentation erstellt.

An Hand verschiedener Beratungsf?lle stellen die Autoren die vielf?ltigen Anforderungen an das Beratungsteam bzw. Netzwerk dar. Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Pr?ventionsund Rehabilitationsberatung werden dort diskutiert.

Als Kennzeichen des Erfolges des Beratungskonzepts aus Sicht der Betriebe wurden die folgenden Punkte genannt:

  • Ansprache der Unternehmen durch die Berater, nicht umgekehrt,
  • Abbau von Vorurteilen gegen?ber externen Beh?rden mit Beratern, denen unterstellt wird in den Betriebsablauf reglementierend, unverh?ltnism??ig und Kosten verursachend eingreifen zu wollen,
  • Umfassende Beratung zu "Arbeit und Gesundheit" f?r den konkreten Arbeitsplatz und gleichzeitige Hilfsangebote zu Themen der Pr?vention und Gesundheitsf?rderung,
  • auf die Belange des jeweiligen Unternehmens zugeschnittene L?sungen.

Im Auftrag des Fonds Gesundes ?sterreich haben Mangold und Kreyer (2006) Motivanalysen zur Gesundheitsf?rderung in KMU erstellt, aus denen sie Argumentationslinien und Strategien f?r eine Verbesserung der Situation ableiten.

Die Frage, warum Besitzer von KMU in ?sterreich etwas f?r die Gesundheit ihrer Mitarbeiter unternehmen oder nicht, stand an erster Stelle. Hierzu wurden 698 Personen aus dreizehn verschiedenen Branchen befragt.

Auf der Grundlage der Befragungsergebnisse wurden Argumente f?r Unternehmer und F?hrungskr?fte in den KMU abgeleitet sowie Vorschl?ge und Strategien, wie ein Vorgehen aussehen k?nnte. Im Kern ging es darum, wie aufeinander abgestimmte Strukturen, Ma?nahmen und Hilfsmittel/Angebote aussehen sollen, damit KMU in ?sterreich Gesundheitsf?rderung implementieren und erfolgreich durchf?hren k?nnen.

Die Empfehlungen f?r Argumentationslinien ergeben sich wie folgt:

  • BGF entlastet das Unternehmen. Es wird ihm finanziell besser gehen. Investitionen in Gesundheit zahlen sich aus.
  • Information zu BGF sollten den Weg ?ber Fachzeitschriften der pers?nlichen Beratung vorziehen.
  • Betriebseigner sollten aufgefordert werden, selbst mit anzupacken. Als Beispiel wird eine Kombination genannt aus pers?nlichem Engagement f?r die Mitarbeiter in Sachen Gesundheit, zusammen mit Verantwortung gegen?ber den Mitarbeitern sowie den Konsequenzen aus negativen Erlebnissen bei Ausf?llen aufgrund von Krankheiten verbunden mit der M?glichkeit durch Gesundheitsf?rderung l?ngerfristig Kosten zu senken.

In einem j?ngeren Projekt der Bundesanstalt f?r Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gehen Sczesny, Keindorf und Dro? (2011) der Frage nach, wie es um den "Kenntnisstand von Unternehmen auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in KMU" bestellt ist. Sie f?hrten hierzu eine repr?sentative Befragung von Inhabern bzw. Gesch?ftsf?hrern in Klein- und Kleinstunternehmen durch. Ziel der Befragung war es unter anderem, Erkenntnisse ?ber die Wege der Aneignung von Arbeitsschutzwissen und die genutzten Beratungsangebote zu gewinnen.

Befragt wurden 1000 Betriebe aus den verschiedensten Branchen. Das Gros der Betriebe (85 Prozent) hatte 1 bis 9 Mitarbeiter. In 7,5 Prozent der befragten Betriebe gab es eine betriebliche Interessenvertretung.

Als zentrale Befunde der Befragung werden genannt:

  • "Mit steigender Betriebsgr??e steigt der Anteil der Gesch?ftsf?hrer/innen, die sich f?r die bedarfsorientierte bzw. Regelbetreuung entschieden haben.
  • Je ?lter die Unternehmer/innen sind, desto h?ufiger entscheiden sie sich f?r die bedarfsorientierte Betreuung und gegen die Regelbetreuung. Gleichwohl dominiert in allen Altersklassen eine unklare Betreuungssituation" (Sczesny et al. 2011, 23).

Anl?sse f?r eine Inanspruchnahme externer Experten des Arbeits- und Gesundheitsschutzes lagen eher in Regelaufgaben begr?ndet. Gestaltungsorientierte Anl?sse wurden kaum vorgefunden. 45,9 Prozent der befragten Betriebe, die in einer Regelbetreuung sind, k?nnen sich Anl?sse f?r eine externe Unterst?tzung vorstellen. In Betrieben mit bedarfsorientierter Betreuung waren es 42,1 Prozent, wenn die Arbeitgeber eine Schulung absolviert hatten (37,9 Prozent wenn nicht).

Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen nahmen bei Problemen mit wichtigen Arbeits- und Gesundheitsschutzaufgaben Kontakt zu externen Beratungsstellen auf. Es handelt sich dabei in erster Linie um Berufsgenossenschaften.

60 Prozent der KKU ben?tigen weitere Informationen rund um den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Bereits genutzt wurden: Brosch?ren, Checklisten der Berufsgenossenschaften und das Internet. Praxisbeispielen aus anderen Betrieben sowie einem Austausch mit anderen Betrieben wurde ein hoher Nutzen zugesprochen.

Eine weitere Befragung von Unternehmen zu Widerst?nden gegen betriebliches Gesundheitsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen wurde von der Techniker Krankenkasse (TK, 2008) durchgef?hrt. Hierzu wurden Expertinnen und Experten befragt, betriebliche Entscheider interviewt und eine Online-Befragung durchgef?hrt. Die Ergebnisse beruhen auf Informationen aus circa 500 Unternehmen.

In ihren Schlussfolgerungen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass als zentrale Hindernisse hohe erwartete Kosten gesehen werden, keine Zeit vorhanden ist (das Tagesgesch?ft geht vor) und keine echten Probleme mit der Gesundheit vorliegen.

Um mit dem Thema Gesundheitsf?rderung trotzdem im Betrieb voranzukommen, wird den Beratern der Kasse empfohlen, nach innovativen L?sungen zu suchen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Interesse zu wecken (z.B. Beilage von Flyern oder Brosch?ren in der "Lohnt?te"). Die Kasse selbst folgert f?r sich die Notwendigkeit unb?rokratische Hilfestellung bieten zu k?nnen, z.B. durch eine leicht erreichbare Anlaufstelle bei Problemen oder R?ckfragen (wie Telefon-Hotline, pers?nlichen Berater, zuverl?ssiges E-Mail-System oder Online-Kontaktformulare). Als weiterer Erfolgsfaktor wird der Lebensstil der F?hrungskr?fte bzw. Betriebseigner angesehen: "Aktive, gesundheitsbewusste und nicht-rauchende Gesch?ftsf?hrer setzen h?ufiger gesundheitsf?rdernde Ma?nahmen in ihren Betrieben um. Weniger gute Vorbilder investierten auch weniger in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter."

In einer eigenen Studie des RKW Kompetenzzentrums zum Thema "Einzelhandel ? Pr?vention und Gesundheitsf?rderung aus Sicht der Kleinst- und Kleinbetriebe" (Amann & Kuchenbecker 2009) wurde im Rahmen von Experteninterviews (30 Interviews) und telefonischen Betriebsbefragungen (92 Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern) den Fragen nachgegangen, welche Bedarfe, Interessen und bevorzugten Transferwege aus Sicht der Unternehmer und F?hrungspersonen im kleinst- und kleinbetrieblichen Einzelhandel zum Thema Gesundheitsf?rderung vorliegen.

Es zeigte sich, dass in den Unternehmen sowohl pers?nliche wie auch betriebliche Gesundheitsma?nahmen als wichtig f?r den Erfolg des gesamten Unternehmens angesehen werden, aber wenig verbreitet sind. Auf Grund der gewonnenen Erkenntnis wird daf?r pl?diert st?rker als bisher Handlungsoptionen im Bereich der Gesundheitsf?rderung aufzuzeigen, insbesondere, wie Pr?ventionsma?nahmen m?glichst mit geringem Zeit- und Kostenaufwand umgesetzt werden k?nnen.

An Pr?ventionsdienstleister wird die Frage gerichtet, ob Angebote zur St?rkung der pers?nlichen Kompetenzen ? wie z.B. Stressbew?ltigung ? st?rker mit Themen der fachlichen Kompetenz ? wie z.B. Finanzierungen, Sicherung der Auftragslage etc. ? verkn?pft werden k?nnten.

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass gerade in Kleinstund Kleinunternehmen es vielversprechend sei, jene Medien und Interaktionsformen zu nutzen, die von den Unternehmern bereits regelm??ig in ihrem Betriebsalltag genutzt werden, wie z.B. branchenbezogenen Fachzeitschriften.

Im Rahmen einer weiteren Studie des RKW Kompetenzzentrums (H?bner et al. 2010) wurde folgenden Fragen nachgegangen:

  • Welche Zugangswege nehmen sowohl Besch?ftigte als auch Betriebseigner zur L?sung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren wahr, kennen oder w?nschen sie sich?
  • Kennen sie die Beratungsstrukturen und wie sch?tzen sie diese ein?
  • Welche betriebsspezifischen Probleme bestehen im Bereich Gesundheit oder werden wahrgenommen?
  • Welche Angebotsstruktur wird ihren Bed?rfnissen gerecht?

Die Befunde zeigen: Der Stellenwert von Gesundheitsthemen bzw. BGF in kleinen und mittleren Unternehmen ist ?berwiegend gering bis nicht vorhanden. Wenn BGF in den Betrieben auftaucht, dann meistens nur vereinzelt, sporadisch und nicht systematisch. In den meisten Betrieben fehlt sowohl das Bewusstsein f?r das Thema Gesundheit als auch die zur Umsetzung von Ma?nahmen n?tigen Informationen. Eigenst?ndige Nachfragen zu Belangen der BGF treten nur sehr selten auf. Themenbereiche der BGF in KMU werden ?berwiegend davon bestimmt, welche Themen durch die ?berbetrieblichen Akteure in die Betriebe getragen werden. Wenn es zu eigenst?ndiger Nachfrage seitens der Betriebe kommt, handelt es sich in den meisten F?llen um Themen, die in der ?ffentlichen Diskussion einen prominenten Platz einnehmen (z.B. R?ckenschulen/-trainings oder Raucherentw?hnung).

Neben dem mangelnden Bewusstsein und Informationsstand verhindern vor allem die knappen finanziellen und zeitlichen Ressourcen systematische Aktivit?ten im Bereich der BGF.

Die Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und andere ?berbetriebliche Akteure versuchen, durch Informationskampagnen und direkte Ansprache einen Ansto? zu Aktivit?ten der BGF zu geben. Neben der direkten Ansprache und dem Angebot von Programmen zur BGF gelang den ?berbetrieblichen Akteuren der Einstieg in Gesundheitsthemen auch ?ber "trojanische Pferde", wie z. B. Hygieneschulungen oder Seminare zur Lohnbuchhaltung. Auch bei Betriebsbesuchen wie Revisionen und Begehungen tauchten immer wieder Fragen zu Gesundheitsthemen im pers?nlichen Gespr?ch auf.

Eine Verst?rkung der Kooperation der ?berbetrieblichen Handelnden im Hinblick auf Information, gemeinsame Angebote, Pr?miensysteme usw. sollte angestrebt werden. In diese Kooperationen sollten zudem verst?rkt "unternehmensnahe Akteure" wie Handwerks- bzw. Industrie- und Handelskammern, Verb?nde, Innungen etc. einbezogen werden. Nach Einsch?tzung der befragten Institutionen werden Krankenkassen oder auch Berufsgenossenschaften zwar als kompetent in Fragen zu Gesundheitsthemen angesehen, konkrete Hilfe zu den unterschiedlichsten Themen wird aber von den Berufsorganisationen erwartet.

Um Unternehmer zur Durchf?hrung von Ma?nahmen der BGF ?berzeugen zu k?nnen, m?ssen sich die Angebote an den betrieblichen Gegebenheiten und Anl?ssen in KMUs orientieren. Der Vorteil f?r den Betrieb sollte deutlich ersichtlich sein. Der Aufwand und die Kosten f?r den Betrieb m?ssen niedrig gehalten werden. Die Beratung und Durchf?hrung der Ma?nahmen m?ssen sich sowohl thematisch als auch organisatorisch individuell am Betrieb ausrichten. Von der Durchf?hrung von Ma?nahmen der BGF versprechen sich die Unternehmer ?berwiegend eine Senkung des Krankenstandes und eine bessere Produktivit?t im Betrieb. Eine gesundheitsf?rderliche Verhaltens?nderung der Mitarbeiter z?hlt nur in Ausnahmef?llen zu den Erwartungen der Unternehmerinnen und Unternehmer.

Zur Information w?nschen sich die meisten Betriebe CD-ROM bzw. DVD, Brosch?ren bzw. Flyer oder ein Internetportal.

Betriebe, die ausbilden, sowie Unternehmen mit einem Hauptverantwortlichen f?r die Personalarbeit und Betriebe mit Kontakt zu Mitarbeitern einer Krankenkasse engagieren sich signifikant h?ufiger in der BGF als die ?brigen Betriebe.

Seit einigen Jahren arbeiten die Berufsgenossenschaften Holz und Metall bzw. Handel und Warendistribution mit einem "Selbst-Check", der ihre Mitgliedsbetriebe bef?higen soll, eine partizipative Beurteilung und Optimierung ihrer Arbeitsbedingungen durchzuf?hren. Im Rahmen einer Studie der Hans B?ckler Stiftung hat Beck (2011) 14 Kleinunternehmer zu ihren Einsch?tzungen und Erfahrungen zum Check befragt. Ziel der qualitativen Studie war es, Motive und Handlungsbedingungen f?r die Anwendung oder Nichtanwendung des Verfahrens herauszufinden.

Die Auswertung der Interviews ergab drei Typologisierungen f?r die Anwendung des Verfahrens: Es wurde genutzt als

  • Vorbeugungsprogramm,
  • M?ngelbehebungsprogramm oder
  • Verbesserungsprogramm.

In seinem Res?mee vertritt Beck die Ansicht, dass das Selbst-Check-Verfahren grunds?tzlich geeignet sei, zeitgem??e Gesundheitspolitik in KKU einzuleiten. Er sieht aber auch, dass dies nur dort m?glich sei, wo bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Als Voraussetzung f?r eine Umsetzung fand er

  • Pflichtumsetzung wegen Aufforderung durch die Unfallversicherer,
  • M?ngelbeseitigung nach Vorf?llen,
  • Wunsch zur Verbesserung des eigenen Standards,
  • Zur?ckliegende positive Erfahrungen mit externen Institutionen beim Thema, wie BG, GKV,
  • Umsetzung nach Anmahnung.

Als Ursache f?r ein Nichtumsetzen des Checks nennt er "Vergessen" bzw. "vorhandene Einsicht in die Notwendigkeit des Verfahrens, aber Zeit- und Ressourcenmangel".

Da das Einf?hren von Pr?ventionsma?nahmen f?r KKU aber solcher Ressourcen bedarf, sieht Beck die Notwendigkeit einer eingehenden pers?nlichen Beratung und Unterst?tzung durch externe Organisationen, die derzeit jedoch nicht gegeben ist.

Die Europ?ische Agentur f?r Sicherheit und Gesundheitsschutz (European Agency for Safety and Health at Work 2011) hat sich im Kontext eines Modellprojekts mit der Frage befasst, wie Fahrer und Eigner in KKU der Transportbranche f?r Themen der Arbeitssicherheit und Gesundheit gewonnen werden k?nnen.

Die Besch?ftigten dieser Branche haben nach Ansicht der Autoren die Tendenz, zun?chst den eigenen Erfahrungen zu vertrauen und weniger auf Ratschl?ge externer Stellen zu geben, selbst wenn sie sich mit diesen Themen besch?ftigen. Zudem scheint ein mangelnder Austausch zwischen den betrieblichen Akteuren zum Thema Gesundheit zu bestehen.

Es wurden 44 Fallstudien mit einem individualzentriertem Ansatz zur Wissens- und Einstellungs?nderung analysiert; ein Ansatz, der wenige Ressourcen braucht und kosteng?nstig umgesetzt werden kann. Zudem wurden 12 Studien ausgewertet, die einen kollektiven Ansatz hatten, mit dem Ziel, strukturelle oder kulturelle ?nderungen zu erreichen, sowie weitere vier kombinierte Ans?tze.

Auf der Grundlage dieser Auswertungen wurden Erfolgsfaktoren abgeleitet und Vorschl?ge erarbeitet, wie das Thema angegangen werden kann:

  • Pr?ventionsans?tze sollten evidenzbasiert sein, auf Risikomanagement basiert sein und einen praktische Zugang haben,
  • sie sollten ein spezielles Augenmerk daf?r haben, wie die Zielpopulation erreicht werden kann,
  • die Programme sollten auf diese Population speziell zugeschnitten sein,
  • sie sollten eine Vielzahl von Ma?nahmen umfassen und unterschiedliche Medien nutzen.

Im Report wird weiterhin die Meinung vertreten, dass, um die Fahrer zu erreichen-, nicht nur diese, sondern auch unterschiedlichste Akteure im Umfeld ? bis hin zu den Familien ? einbezogen werden sollten.

F?r KMU werden als erfolgversprechende Interventionen ein direktes Ansprechen der Fahrer bzw. der Betriebsleiter angesehen, am besten verbunden mit einem praktischen Service oder ?hnlichem. Deshalb sollten daneben Netzwerke aufgebaut werden, um dort die notwendigen Informationen zu verbreiten.

Moser und Karlqvist (2004) befassen sich mit der Fragestellung, wie es mit der Gesundheitsf?rderung in KMU europaweit bestellt ist. Sie tun dies mittels eines Literaturreviews basierend auf Ver?ffentlichungen des Jahres 2001:

Betriebliche Gesundheitsf?rderung sollte ihrer Ansicht nach in KMU umgesetzt werden, weil diese Unternehmen gute Chancen f?r effizientes Gesundheitsf?rdern bieten, hohe Unfallraten aufweisen und gro?e Arbeitsbelastungen in spezifischen Situationen aufweisen.

Sie sehen zudem positive Tendenzen im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auf Grund der Umsetzung europ?ischer Richtlinien in nationale Gesetzgebung, speziell bez?glich der Gef?hrdungsbeurteilungen und der Ausweitung des Pr?ventionsauftrages der Unfallversicherungstr?ger.

Als problematisch sehen sie hier aber mangelndes Aufsichtshandeln an sowie die Tatsache, dass wegen geringer finanzieller Ressourcen auf qualitativ ungen?gende Betreuung zur?ckgegriffen wird und es an F?higkeiten und Qualifikationen in dem Bereich seitens der Unternehmen mangelt.

Was KMU deswegen ihrer Ansicht nach brauchen sind:

  • Modelle und L?sungen, die schnell und einfach implementiert werden k?nnen und wenige Folgekosten mit sich bringen;
  • Hilfen und Ma?nahmen m?ssen sich auf die praktischen Probleme und Erfahrungen der Betriebe beziehen;
  • Kooperationspoole bez?glich finanzieller Mittel, Fachwissen und Erfahrung;
  • Schulungskonzepte auf Stand der aktuellen Gesetzgebung und der betrieblichen M?glichkeiten.

Das Deutsche Netzwerk f?r Betriebliche Gesundheitsf?rderung (DNBGF) hat in seinem Forum KMU anl?sslich der A+A 2003 ein Grundsatzpapier zu relevanten Faktoren der Gesundheitsf?rderung in Kleinbetrieben vorgelegt (Abendroth et al. 2003). Diese Faktoren sehen die Autoren in der Struktur der Betriebe, der Zugangsmethoden sowie der Angebote. Als f?rdernde Aspekte sch?tzen sie die famili?re Struktur und enge Beziehung zwischen Unternehmer und Mitarbeiter ein. Hinzu kommt die Vernetzung in Innungen, Kammern und anderen entsprechenden Organisationen. Dem stehen beschr?nkte personelle Ressourcen, mangelnde Zeit, fehlende Mitarbeitervertretungen und ein hoher Kostendruck entgegen.

Gesundheitsf?rderung muss daher vom Unternehmer selbst als Ressource erkannt werden, einen konkreten Nutzen f?r den Betrieb ausweisen (d.h. praxisnah und einfach umsetzbar sein) und die regionalen Strukturen der bestehenden Netzwerke der KMU einbeziehen. Nach Ansicht der Autoren sind daher ganzheitliche Angebote der BGF zu bevorzugen, die zu einer wirtschaftlichen St?rkung des Betriebes beitragen und am besten im Zusammenhang mit anderen wirtschaftsf?rdernden Angeboten stehen.

Zusammenfassung

Eigenst?ndige Nachfragen zu Gesundheitsthemen von kleinen und mittleren Unternehmen sind nur sehr selten vorzufinden. In den Betrieben wird nur gelegentlich pr?ventiv gehandelt, sondern eher anlassbezogen auf Gesundheitsprobleme reagiert. Ein mangelndes Bewusstsein und ein defizit?rer Informationsstand stehen pr?ventivem Handeln entgegen. Als zentrale Hindernisse werden hohe erwartete Kosten gesehen; es ist keine Zeit vorhanden (das Tagesgesch?ft geht vor) und echte Probleme mit der Gesundheit werden oft nicht gesehen, gesundheitliche Belastungen deshalb nicht wahrgenommen oder verdr?ngt. Ressourcen und Motivation, daran etwas zu ?ndern, fehlen. Zudem gibt es keine daf?r geeigneten Organisationsformen.

Als gesundheitsf?rdernde Aspekte in Klein- und Kleinstunternehmen werden andererseits die famili?re Struktur und enge Beziehung zwischen Unternehmer und Mitarbeiter angesehen. Positiven Einfluss k?nnte die Vernetzung in Innungen, Kammern und anderen entsprechenden Organisationen nehmen.

Suchtpr?vention und Gesundheitsf?rderung muss vom Unternehmer selbst als Ressource erkannt werden, einen konkreten Nutzen f?r den Betrieb ausweisen (d.h. praxisnah und einfach umsetzbar sein) und die regionalen Strukturen der bestehenden Netzwerke der KMU einbeziehen. Nach Ansicht vieler Autoren sind daher ganzheitliche Angebote der BGF zu bevorzugen, die zu einer wirtschaftlichen St?rkung des Betriebes beitragen.

In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass KKU das Problem bereits erkannt haben m?ssen, um Unterst?tzungsm?glichkeiten ?berhaupt erkennen zu k?nnen. Problematisch wird in diesem Zusammenhang das zunehmend fehlende Aufsichtshandeln angesehen; zudem die Tatsache, dass wegen geringer finanzieller Ressourcen auf qualitativ ungen?gende arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Betreuung zur?ckgegriffen wird und es an F?higkeiten und Qualifikationen in dem Bereich seitens der Unternehmen mangelt.

Es muss daher nach innovativen L?sungen gesucht werden, um die Aufmerksamkeit zu erzeugen und das Interesse zu wecken. Das kann auch ?ber "trojanische Pferde", wie z.B. Hygieneschulungen oder Seminare zur Lohnbuchhaltung geschehen.

Es bietet sich an, Netzwerke zu etablieren, am besten unter Nutzung der in der Branche vorhandenen Organisationsstrukturen als Forum f?r die Kommunikation z.B. ?ber Kreishandwerkerschaften oder Innungen.

Informationen zu Pr?ventionsthemen sollten ?ber Branchenzeitschriften, Mitteilungsbl?tter der Berufsgenossenschaften, Fachzeitschriften oder Fachorgane von Handwerksverb?nden gestreut werden. Auch Praxisbeispielen aus anderen Betrieben sowie einem Austausch mit anderen Betrieben wird ein hoher Nutzen zugesprochen.

Analysen haben gezeigt, dass bei der Vermittlung von eindeutigen Inhalten der Gesundheitsf?rderung und des Arbeitsschutzes sich in Kleinunternehmen besonders Printmedien wie Brosch?ren und Flyer anbieten. Auch Messen und Aktionstage k?nnen hier etwas beitragen. Das Internet wird von Kleinunternehmern vieler Branchen (noch) eher selten zur Informationssuche beim Thema ?Gesundheit im Betrieb? genutzt. Zudem ist eine leicht erreichbare Anlaufstelle bei Problemen oder R?ckfragen w?nschenswert (wie Telefon-Hotline, pers?nliche Berater).