So gelingt die digitale Transformation im Mittelstand ? Ein praxisorientierter Ansatz mit f?nf Schritten

Daniel Schallmo ist Professor an der Hochschule Ulm und Autor und Herausgeber vieler Fachb?cher zum Thema Gesch?ftsmodellinnovation. Er leitet das privatwirtschaftliche Institut f?r Business Model Innovation und ist Mitglied am Institut f?r Digitale Transformation. Er verf?gt ?ber mehrere Jahre Praxiserfahrung, die er in Unternehmen der verarbeitenden Industrie, des Handels, der Medien, der Unternehmensberatung und des Bauwesens gewonnen hat. Kontakt: daniel.schallmo@gemvini.de

Einleitung ? Digitale Transformation ist ?berall

Die digitale Transformation betrifft unterschiedliche Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft. Sie er?ffnet insbesondere f?r Mittelst?ndler neue M?glichkeiten. Der Fokus liegt dabei auf der Vernetzung und Kooperation unterschiedlicher Akteure, die beispielsweise Daten austauschen und somit Prozesse ansto?en. In diesem Zusammenhang spielt insbesondere die digitale Transformation von Gesch?ftsmodellen eine wichtige Rolle, da sie unterschiedliche Elemente enthalten, die digital transformiert werden k?nnen.

Um die digitale Transformation von Gesch?ftsmodellen im Mittelstand zu erm?glichen, liegt eine Roadmap mit f?nf Phasen vor, die nachfolgend kurz anhand eines Beispiels erl?utert wird.

1. Digitale Realit?t

In dieser Phase erfolgt das Skizzieren des bestehenden Gesch?ftsmodells eines Unternehmens, die Analyse der Wertsch?pfungskette mit den dazugeh?rigen Akteuren und das Erheben von Kundenanforderungen. Somit liegt dann ein Verst?ndnis zur digitalen Realit?t in unterschiedlichen Bereichen vor.

Bei der Hagleitner Hygiene International GmbH, einem Hersteller f?r Hygieneartikel stellt sich die digitale Realit?t beispielsweise wie folgt dar: Neben fl?ssigen Reinigungsund Desinfektionsmitteln werden auch Papiert?cher sowie passende Spender f?r die fl?ssigen Mittel und Papiert?- cher hergestellt. Ferner werden den Kunden Hygieneschulungen angeboten. Die wichtigsten Kunden kommen aus dem Gesundheitswesen, der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie, da in diesen Branchen ein sehr hoher Hygienestandard vorgeschrieben ist. Bislang hat das Unternehmen seine Kunden darin unterst?tzt, Hygieneanforderungen zu erf?llen, indem (besonders ber?hrungslose) Spender und dazugeh?rige Inhalte an Kunden verkauft und geliefert wurden. Die Inhalte, wie Fl?ssigseife und Papierhandt?cher, sind dabei so konzipiert, dass sie eine einfache und schnelle Bef?llung erm?glichen.

2. Digitale Ambition

Auf Basis der digitalen Realit?t werden die Ziele im Hinblick auf die digitale Transformation festgelegt. Sie beziehen sich auf die Zeit, die Finanzen, den Raum und die Qualit?t. Die digitale Ambition sagt aus, welche Ziele f?r das Gesch?ftsmodell und dessen Elemente gelten. Anschlie?end werden die Ziele und Gesch?ftsmodellDimensionen priorisiert.

Die digitale Ambition von Hagleitner speist sich aus vielen Faktoren: Steigende Hygieneanforderungen seitens der Kunden, fehlende Transparenz, welche Spender wann bef?llt werden m?ssen, eine ungeeignete Personalplanung, die hohe Personalkosten verursacht und eine gro?z?gige Bedarfsplanung, die hohe Lagerbest?nde bei Kunden nach sich zieht, haben das Unternehmen dazu veranlasst, ein neues System zu entwickeln: Hagleitner senseManagement.

Es soll f?r Kunden Nutzen stiften, indem mittels Sensoren der Waschraum ?berwacht wird, was eine Kostenund Zeitersparnis im Hinblick auf die Bef?llung von Hygieneartikeln erm?glicht. Zus?tzlich wird die Kundenbzw. Nutzerzufriedenheit erh?ht, indem notwendige Hygieneartikel immer verf?gbar sind.

3. Digitale Potenziale

Innerhalb dieser Phase werden ?best practices? (gute Beispiele) und ?enabler? (Erm?glicher) f?r die digitale Transformation erhoben, die als Ausgangspunkt f?r das Design des zuk?nftigen digitalen Gesch?ftsmodells dienen.

Hierf?r werden je Gesch?ftsmodell-Element unter- schiedliche Optionen abgeleitet und logisch miteinander kombiniert.

Die digitalen Potenziale bei Hagleitner stellen sich beispielsweise in vier Kategorien wie folgt dar:

4. Digitaler Fit

Die Optionen f?r die Ausgestaltung des digitalen Gesch?ftsmodells werden bewertet. Hierbei spielen ?der Fit? mit dem bestehenden Gesch?ftsmodell, die Erf?llung von Kundenanforderungen und das Erreichen von Zielen eine Rolle. Die bewerteten Kombinationen k?nnen somit priorisiert werden.

So pr?ft Hagleitner im Rahmen des digitalen Fits beispielweise, inwiefern der neue Ansatz Hagleitner senseManagement zu dem bestehenden Gesch?ftsmodell, zu den Kundenanforderungen aus Punkt 2 (Hygiene, Transparenz, Personalplanung) und zu den Zielen des Unternehmens passt.

5. Digitale Implementierung

Im Rahmen der digitalen Implementierung erfolgen das Finalisieren und das Implementieren des digitalen Gesch?ftsmodells, also der Kombination an Optionen, die weiterverfolgt werden soll. Die digitale Implementierung enth?lt ebenso das Gestalten der digitalen Kundenerfahrung und des digitalen Wertsch?pfungsnetzwerks mit der Integration der Partner. Ferner werden Ressourcen und F?higkeiten ber?cksichtigt, die zur digitalen Implementierung notwendig sind.

Die Digitale Transformation von Gesch?ftsmodellen ist DER Erfolgsfaktor f?r den Mittelstand und somit Chefsache!

So besteht das Hagleitner senseManagement nun aus Spendern (f?r Seifen, Desinfektionsmittel, Papiert?cher und D?fte) mit integrierten Sensoren, die die Messung des aktuellen F?llzustands erm?glichen und die Daten an eine Basisstation senden. Diese Basisstation sendet die Daten an einen Hagleitner-Server, der den Kunden (z.B. Reinigungspersonal) diese Daten mittels internetf?higer Ger?te zur Verf?gung stellt. Der Mehrwert f?r die Kunden besteht darin, dass Verbrauch und Kosten nun transparent sind und damit die Berechnung einer genauen Materialund Personalplanung m?glich wird. Der Nutzen f?r Hagleitner besteht darin, dass die eigene Produktionsplanung und die Lagerbest?nde optimiert werden k?nnen, was eine Kostensenkung mit sich bringt.