Materialproduktivit?t verbessern ? Materialeffizienz steigern

Materialproduktivit?t verbessern ? Materialeffizienz steigern

Das Thema Materialeffizienz hat neben seiner umweltpolitischen auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung und ist eine herausfordernde Aufgabe f?r Unternehmen des industriellen Mittelstands. Die Deutsche Materialeffizienzagentur (demea) definiert Materialeffizienz als "Verh?ltnis der Materialmenge in den erzeugten Produkten zu der f?r ihre Herstellung eingesetzten Materialmenge". Materialeffizienz ist also das mengenbezogene Pendant zu der wertbezogenen Materialproduktivit?tsdefinition dieses Leitfadens.

Eine h?here Materialeffizienz kann nach der Deutschen Materialeffizienzagentur durch Reduzierung des Materialeinsatzes erreicht werden, zum Beispiel durch:

  • das Verringern des Ausschusses
  • das Reduzieren von Verschnitt
  • den verringerten Einsatz von Hilfsstoffen
  • das Optimieren der Produktkonstruktion

Wenn Sie die Materialeffizienz ?berpr?fen und verbessern, dann erh?hen Sie zugleich folgende Teilproduktivit?ten:

Ausgangpunkt: steigende Materialkosten und Versorgungsrisiken

Die Rohstoffpreise steigen stetig. Deutsche Unternehmen geben j?hrlich insgesamt 500 Milliarden Euro f?r Rohstoffe und Materialien aus. Laut der Deutschen Materialeffizienzagentur k?nnen durch einen effizienten Materialeinsatz rund 20 Prozent der Materialkosten eingespart werden. Sparen Sie also da, wo es niemandem weh tut: bei den Materialkosten!

Die heutige Situation auf dem Rohstoffmarkt ist durch starke Preisschwankungen, stetig steigende Kosten und Versorgungsunsicherheiten gekennzeichnet. Das macht einen effizienteren Umgang mit Materialien notwendig. Wie stark die ver?nderten Bedingungen auf die Unternehmen Einfluss nehmen, wird besonders deutlich, wenn man die Kostenstruktur betrachtet. Die Materialkosten stellen in vielen Industrieunternehmen den gr??ten Kostenblock dar, wie Abbildung 16 zeigt.

Es liegt nahe, die Materialkosten durch strategischen Materialeinkauf zu senken. Unter strategischem Materialeinkauf versteht man beispielsweise folgende Aufgaben:

  • Beobachtung der Rohstoffm?rkte und Rohstoffpreisentwicklungen
  • Lieferantenauswahl, Lieferantenentwicklung und Lieferantenbewertung
  • Verhandlung von Preis-, Zahlungs- und Lieferbedingungen
  • Standardisierung von Beschaffungsvorg?ngen
  • Analyse des Einkaufsverhaltens der Wettbewerber
  • B?ndelung von Einkaufsmacht

Unn?tige Materialkosten entstehen aber auch, wenn zum Beispiel ein zu teures Material gew?hlt wurde, Ausschuss oder Materialverschnitt anf?llt oder wenn durch die Materialwahl aufwendige Bearbeitungsschritte oder kostenintensive Lagerungen notwendig sind. Starke Einflussgr??en sind die Produktgestaltung, die Fertigungsverfahren, die Materialwahl und die damit einhergehende richtige Lagerung.

Wird bei der Optimierung durch Einzelma?nahmen jedoch zu wenig auf die Auswirkungen auf andere Bereiche geachtet, zeigt sich h?ufig nur ein kurzfristiger Erfolg. Einen gr??eren und vor allem nachhaltigeren Erfolg erzielen Sie durch Ver?nderungen entlang der Wertsch?pfungskette (Abbildung 17).

Betrieblicher Einfluss auf die Materialeffizienz am Beispiel Konstruktion und Entwicklung

Der Materialverbrauch und die Materialkosten werden bereits in der Konstruktion und Entwicklung der Produkte ma?geblich beeinflusst. F?r einige Rohstoffe werden sich Engp?sse und unkalkulierbare Kostensteigerungen ergeben, die bereits bei der Entwicklung neuer Produkte zu beachten sind. Die Recyclef?higkeit von Produkten und die Substitution solcher begrenzter Materialien sind ein wichtiger Aspekt f?r die Konstruktion und Entwicklung.

Beantworten Sie bereits bei der Entwicklung neuer Produkte solche Fragen wie:

  • Ist die Versorgung mit den eingesetzten Materialien ?ber den gesamten geplanten Produktionszeitraum gesichert?
  • Welche L?sungen k?nnen versorgungskritische Stoffe ersetzen?
  • K?nnen recycelte Materialien oder Komponenten verwendet werden?
  • Wie viel Energie verbrauchen die Produktion und der Gebrauch der Produkte beim Kunden?
  • Wie kann das Produkt recycelt werden?

Die Kosten f?r ?nderungen in der Entwicklungsphase sind vergleichsweise gering. Wenn allerdings Ver?nderungen am Produkt im weiteren Verlauf der Prozesskette durchgef?hrt werden m?ssen, dann k?nnen Ihre Kosten schnell explodieren. Um die Entstehung von Kosten durch Folgefehler m?glichst gering zu halten,

  • verringern Sie die Komplexit?t der Bauteile,
  • f?hren Sie Standardisierungen und Modulstrategien ein,
  • veranlassen Sie fr?hzeitige Abstimmungen zwischen Beschaffung (Einkauf), Produktion und Entwicklung.

F?r die Produktion ist es wichtig, dass ein Produkt einfach zu fertigen ist, ein leicht zu verarbeitendes Material eingesetzt und der Verschnitt m?glichst gering gehalten wird. Dabei ist auch die Produktqualit?t zu ber?cksichtigen, vor allem im Hinblick auf die Zahlungsbereitschaft des Kunden. Der Einkauf pr?ft, ob alternative Materialien in Frage kommen, und die Entwicklung pr?ft, welche Auswirkungen sie auf die Produktgestaltung haben.

Unn?tige Produktionskosten entstehen in der Konstruktion, wenn das Produkt zu aufwendig konstruiert wird. Deshalb verfahren Sie nach der Devise: Je niedriger der Komplexit?tsgrad, desto geringer ist auch der Verarbeitungs- und Organisationsaufwand. Zus?tzlich wird auf diese Weise die Fehlerrate in der Produktion reduziert und die Teile- und Produktqualit?t gesteigert. Setzen Sie sich deshalb konsequent f?r die Verbesserung der Zusammenarbeit von Konstruktion und Produktion ein und ber?cksichtigen Sie die Belange der Materialwirtschaft.

Beschaffung

Um bei der Materialbeschaffung das materialwirtschaftliche Optimum zu erreichen, sind viele auf Erfahrungswerten und methodengest?tzten Planungen basierende Managemententscheidungen notwendig. Insbesondere Industriebetriebe werden zunehmend in ihre Einkaufsentscheidungen das Versorgungsrisiko f?r relevante Materialien und unkalkulierbare Materialpreisentwicklungen, die Sie gegebenenfalls nicht an die Kunden weitergeben k?nnen, einbeziehen m?ssen.

Sie k?nnen selbst bestimmen,

  • welche Eigenschaften (Art, Qualit?t) die zu beschaffenden Materialien haben m?ssen, um das festgelegte Produktionsprogramm zu realisieren;
  • welche Mengen pro Materialeinheit/ Materialgruppe beschafft werden sollen, damit der quantitative Materialbedarf gedeckt werden kann;
  • den Zeitpunkt der Materialbeschaffung vor dem Hintergrund von Preisnachl?ssen bei vorzeitiger Bestellung/Beschaffung, unter Beachtung von Verf?gbarkeit und gegebenenfalls weiterer Preissteigerungen und der bis zum Einsatz in der Produktion anfallenden Lagerkosten;
  • die Art und Weise des Transports vom Lieferanten zum Werk und innerhalb der Produktion.

Grunds?tzlich m?ssen Sie bei diesen Entscheidungsproblemen eine kostenoptimale L?sung f?r die Kombination der Varianten Beschaffung und Lagerhaltung finden. M?glicherweise m?ssen Sie auch ?ber die Finanzierung der zu beschaffenden Materialien aus Eigenmitteln oder mit Fremdkapital entscheiden (s. Fandel/Fistek/Sch?tz, Produktionsmanagement, S.358?360).

Materialflusskostenrechnung

In der Produktion entstehen Reststoffe, Verschnitte, Abf?lle, Abwasser und Emissionen, oder allgemein: Materialverluste, die Sie verwerten, gegebenenfalls intern wieder einsetzen oder extern entsorgen k?nnen. Herk?mmliche Kostenrechnungssysteme geben nur begrenzt Auskunft ?ber die Kosten von Materialverlusten.

Alles, was ein Unternehmen an Materialien verl?sst, ist zuvor beschafft worden. Dazu kommen Transport und Lagerung, die Bearbeitung der Materialien und die Beanspruchung von Produktionskapazit?ten. Ber?cksichtigt man diese Kostenbestandteile und ordnet sie als ?Verursacher? den Materialverlusten zu, dann k?nnen sie sich zu beachtlichen Betr?gen summieren. Die Materialflusskostenrechnung zeigt,

  • wo und bei welchen Materialverlusten im Unternehmen hohe ?konomische Einsparpotenziale bestehen,
  • welche versteckten Kosten an den Materialverlusten h?ngen, die aber an ganz anderer Stelle im Unternehmen auftreten,
  • um wie viel die Produktivit?t des Unternehmens erh?ht werden k?nnte, wenn alle Materialverluste verringert werden,
  • wie sich technische Ma?nahmen zur Verringerung der Materialverluste tats?chlich amortisieren. (s. im Einzelnen Schmidt, M.: Materialflusskostenrechnung, 2011)

F?rderprogramme zur Materialeffizienz

Das Bundesministerium f?r Wirtschaft und Technologie (BMWi) hat 2006 das sogenannte Impulsprogramm Materialeffizienz aufgelegt, mit dem die Beratung von Unternehmen zum Thema Materialeffizienz gef?rdert wird. Die F?rderung erfolgt seit Mitte des Jahres 2011 ?ber die Innovationsgutscheine des BMWi, Programmkurzname go-Inno, Modul go-effizient. Aktuelle Informationen finden Sie jederzeit unter:

www.bmwi-innovationsgutscheine.de bzw.

www.demea.de.