Bauunternehmung Gl?ckle Holding GmbH

Mit Volldampf in die Digitalisierung

Firmensitz:Schweinfurt, Mitarbeiterzahl: circa 450

Leistungsprofil
Das Leistungsprofil von Gl?ckle umfasst Projektentwicklung, Schl?sselfertigbau, Hochbau/Ingenieurbau, Tiefbau/Stra?enbau, Stahlbeton/Fertigteile, Baustoffe/Baustoffwerke, Bauen im Bestand/Bauwerksabdichtung sowie Feuchtigkeits- und Schimmelsanierung.

Kontakt
Dipl.-Ing. Bernd Supthut,
Gesch?ftsf?hrer
b.supthut(at)gloeckle-bau.de
www.gloeckle-bau.de

Thematische Zuordnung
Digitalisierungsstrategie

Status quo in Sachen Digitalisierung

Vier zentrale Hebel sind bei Gl?ckle entscheidend f?r die digitale Transformation:

  1. der Umgang mit den digitalen Daten (elektronische Erhebung, Auswertung und Nutzung von Daten),
  2. die Automation (Einsatz neuer Technologien schafft autonom arbeitende, sich selbst organisierende Systeme),
  3. die Netzwerke (Vernetzung und Synchronisation von bislang voneinander getrennten Aktivit?ten) und
  4. der digitale Zugang (mobiler Zugriff auf das Internet und interne Netze).

Die gr??te Priorit?t haben zu Beginn die Netzwerke. Das Unternehmen will dabei bisher getrennte Aktivit?ten verschiedener Gesellschaften und Angebote ?ber die gesamte Wertsch?pfungskette miteinander vernetzen k?nnen. Vor allem die Prozesse der Planung und Arbeitsvorbereitung in den einzelnen Gesellschaften sollen durch die Datendurchg?ngigkeit und -mehrfachnutzung deutlich verbessert werden. So k?nnen fr?hzeitig Fehler vermieden und Zeit f?r mehr inhaltliche und fachliche Arbeitsvorg?nge eingespart werden.

Die Digitalisierungsstrategie des Unternehmens

BIM, konkret little BIM, ist bei dem Baumittelst?ndler Ausgangspunkt seiner Digitalisierungsstrategie. Der Impuls dazu kam aus der Mitarbeiterebene, da im Kalkulationsbereich nach L?sungen f?r eine schnellere Kalkulation gesucht wurde. Seit zirka f?nf Jahren wird zu jeder Kalkulationsaufgabe ein 3D-Modell mittels Autodesk Revit erstellt, das zur Massenermittlung, zur Bemusterung und zur Plausibilit?tspr?fung genutzt wird. Zur Kalkulation wird das Modell in RIB iTwo ?bergeben.

Inzwischen werden die Modelle nach Auftragseingang auch von anderen Abteilungen im Haus weiterbearbeitet. Das Modell wird fortgeschrieben, zum einen, um die Massen f?r die Positionen in den Ausschreibungen zu erhalten und zum anderen, um die einzelnen Taktbereiche festlegen zu k?nnen, damit die Baustelle sp?ter nach LEAN-ausgetaktet werden kann.

4D und 5D, also Zeiten und Kosten, stecken bei Gl?ckle noch in den Kinderschuhen, stehen aber auf der Agenda des Digitalisierungsprozesses weit oben. Qualit?tsmanagement und M?ngelmanagement, sowohl bei der Ausf?hrung als auch nach der Abnahme, hat das Unternehmen mit der Software DocmaMM von EDR organisiert, die auch App-basiert funktioniert und genutzt wird. Hier werden M?ngel einschlie?lich entsprechender Fotos und s?mtlicher Schriftverkehr an Pl?nen verortet.

Das komplette Rechnungswesen wird ?ber einen digitalen Workflow abgewickelt, in dem Dokumente wie Abnahmeprotokolle, Schlussrechnungsvereinbarungen, Nachunternehmerbewertungen et cetera angeh?ngt werden.

Der zentrale Einkauf erfolgt ebenfalls papierlos am Bildschirm ?ber ein Tablet. Die Unterlagen (Verhandlungsprotokoll, Auftragsleistungsverzeichnis und Vertrag) werden digital abgelegt und ausgetauscht. Weitere digitale Anwendungen, die zurzeit aber lediglich als Satelliten punktuell die Arbeit erleichtern und beschleunigen, sind:

  • tachymetrische Vermessung,
  • GPS-Steuerung der Tiefbauger?te,
  • BPO Asphalt (Volz Consulting) zur Arbeitsvorbereitung, Organisation der Abwicklung und Auswertung der Asphaltbaustellen,
  • Bauhofmanagement ?ber Barcode-basiertes Buchen s?mtlicher Vorg?nge,
  • digitale Arbeitszeiterfassung (ZMI) sowie
  • Concremote (DOKA) zur Optimierung von Ausschalfristen und damit zur Reduzierung von Schalungswarenwerten auf der Baustelle.

Hemmnisse aus Unternehmenssicht

Der hohe Zeitaufwand, die hohen Kosten f?r die Schulung von Mitarbeitern sowie Probleme bei der Prozessaufnahme stellen die Hauptprobleme bei der Einf?hrung der Digitalisierung, speziell von little BIM, dar. Ein Teil der Hemmnisse wird zum Beispiel ?ber die Kooperation mit der Bergischen Universit?t Wuppertal, Lehr- und Forschungsgebiet Baubetrieb und Bauwirtschaft, abgebaut. Aber auch der Austausch mit anderen mittelst?ndischen Bauunternehmen und in extern organisierten Arbeitskreisen ist eine gute Hilfe bei der Einf?hrung der digitalen Methode. Anhand des QM-Handbuchs von Gl?ckle und Interviews mit Mitarbeitern, wurden s?mtliche Informationen aufgenommen. In- und Output der Prozesse im Schl?sselfertigbau und in der Holding f?r baubegleitende Dienstleistungen (Einkauf, Finanz- und Betriebsbuchhaltung, Personalwesen und IT-Support) wurden so identifiziert und dokumentiert.

Einbindung der Mitarbeiter

Die Mitarbeiter wurden und werden in den Transformationsprozess eingebunden. Anfangs gab es Schulungsma?nahmen f?r kleinere Mitarbeiterkreise aber auch Neueinstellungen. Die neuen Kollegen haben ebenfalls gleich an den Schulungsprogrammen f?r digitale Methoden teilgenommen. Dieses Vorgehen hat bei den Mitarbeitern nicht nur zum besseren Verst?ndnis beigetragen, sondern sie auch besonders motiviert. Die Gl?ckle Holding GmbH nutzte im Verlauf des Transformationsprozesses im Wesentlichen folgende Angebote der Aus- und Weiterbildung, um ihren Besch?ftigten die notwendigen Kompetenzen im Bereich BIM zu vermitteln:

  • Softwareschulung REVIT,
  • iTwo Schulungen,
  • BIM-Weiterbildungen der Bergischen Universit?t Wuppertal,
  • Informationsveranstaltungen, beispielsweise vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI),
  • Arbeitsgruppe ?Lean & BIM? (in Eigenregie von vier Unternehmen) und
  • kostenfreie Pr?sentationen von Softwareanbietern,
  • Mitgliedschaften im German Lean Construction Institue (GLCI) und in der Deutschen Gesellschaft f?r Nachhaltiges Bauen (DGNB) sowie
  • Teilnahme an Arbeitskreisen des Instituts f?r Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA).

Tipps f?r andere Bauunternehmen

Die Digitalisierung des Unternehmens ist immer noch in der Entwicklung, trotzdem sind bereits erste Erfolge durch die Digitalisierung erkennbar. Denn eines steht f?r Herrn Supthut fest: ?Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten.? Langfristig werden durch sie materielle und vor allem personelle Ressourcen geschont werden.

Bauunternehmen k?nnen beziehungsweise sollten keine fertigen ?Digitalisierungspakete? kaufen, sondern m?ssen ihre individuellen Ans?tze und L?sungen finden, um sie an ihre betriebsspezifischen Bedarfe und auch Rahmenbedingungen anzupassen. Und: Professionelle Unterst?tzung bei der Digitalisierung und der damit einhergehenden Prozessoptimierung ist ratsam.