Leistungsf?higkeit sichern: gesund f?hren

Leistungsf?higkeit sichern: gesund f?hren

Bei alternden Belegschaften und geringer werdenden M?glichkeiten, junge Arbeitskr?fte auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen, kommt der Sicherung der Leistungsf?higkeit der Besch?ftigten ein zunehmender Stellenwert zu. Hierbei sollten die Unternehmen den gesamten Erwerbsverlauf ihrer Mitarbeitenden im Blick haben. Ma?nahmen zum Erhalt der Leistungsf?higkeit m?ssen bereits im fr?hen Erwerbsalter ansetzen, um vorzeitige gesundheitliche Sch?digungen zu vermeiden.

Auf die Vorgesetzten kommen dabei wichtige Aufgaben zu. Dies ergibt sich aus der N?he und dem direkten Kontakt zu den Besch?ftigten in ihren Verantwortungsbereichen sowie aus der genauen Kenntnis der Arbeitsprozesse und den damit verbundenen Leistungsanforderungen. In diesem Zusammenhang m?ssen die Vorgesetzten bei ihren Kernaufgaben der Arbeitseinsatzplanung und Aufgabenverteilung auf die nachhaltige Sicherung der Leistungsf?higkeit ihrer Mitarbeitenden hinwirken. Dies ist mit folgenden Aufgaben verbunden:

  • Arbeitsschutz und Ergonomie: Zur F?hrung ihrer Besch?ftigten ben?tigen die F?hrungskr?fte einen guten Kenntnisstand ?ber Ergonomie und die alters- und alternsgerechte Gestaltung von Arbeit. Hierbei sind zwei Aspekte hervorzuheben. Erstens: Die Arbeitsanforderungen in der Industrie haben sich in den vergangenen Jahrzehnten ver?ndert. Durch Automation haben T?tigkeiten, die hohe geistige Anforderungen stellen und eine schnelle Informationsverarbeitung erfordern, an Bedeutung zugenommen. Auch ist bei vielen T?tigkeiten der Kommunikations- und Abstimmungsaufwand gestiegen. Dies sind wichtige Gr?nde f?r die Bedeutungszunahme psychischer Belastungen. Neben k?rperlichen Belastungen m?ssen die F?hrungskr?fte daher verst?rkt auf psychische Belastungen ihrer Mitarbeitenden achten. Zweitens unterscheidet sich bei alternden und vielf?ltigen Belegschaften das individuelle Leistungsverm?gen stark, so dass allgemeine Belastungsstandards nur noch begrenzt greifen. Hier sind die Vorgesetzten zunehmend gefordert, solchen Unterschieden Rechnung zu tragen.
  • Gesundheitskompetenz: ?ber den "klassischen" Arbeitsschutz hinaus ist es erforderlich, Besch?ftigte zu einem gesundheitsf?rderlichen Verhalten bei der Arbeit zu motivieren, wenn m?glich auch gepaart mit einer gesunden Lebensf?hrung. Dies erfordert die Entwicklung von Gesundheitskompetenzen gerade bei jungen Produktionsbesch?ftigten, die dem langfristigen Erhalt ihrer Gesundheit oft nur wenig Augenmerk schenken. Gesundheitskompetenz beinhaltet einen "pfleglichen" Umgang mit der eigenen Gesundheit und die Bereitschaft, etwas daf?r zu unternehmen. Im Hinblick auf die Bew?ltigung der Arbeitsanforderungen betrifft dies zum Beispiel Trainings zur Stressbew?ltigung. Die Vorgesetzten haben vor diesem Hintergrund eine wichtige Aufgabe bei der Sensibilisierung ihrer Mitarbeiter f?r Themen des Gesundheitsverhaltens. Vor allem aber m?ssen sie gesundheitsf?rderliches Verhalten in ihren Arbeitsbereichen unterst?tzen. Zudem haben die Vorgesetzten im Hinblick auf den Umgang mit ihrer eigenen Gesundheit eine Vorbildfunktion f?r ihre Mitarbeitenden.

Um sich mit dem Themenkomplex Gesundheit auseinanderzusetzen und dort aktiv zu werden, brauchen die Vorgesetzten vielf?ltige Unterst?tzung. Zun?chst beinhaltet dies eine m?glichst gut ausgebaute betriebliche Arbeitsschutzinfrastruktur, die ihnen verl?ssliche Regeln, Instrumente und Informationen ?ber gesundheitsrelevante Sachverhalte an die Hand gibt. Auf dem Gebiet der Gesundheitsf?rderung k?nnen Vorsetzte ihre Kompetenzen auf Workshops und bei Schulungen erh?hen.

Empfehlung: Instrumente des Arbeitsschutzes und Betriebsdaten nutzen

Die Umsetzung gesetzlicher Verpflichtungen des Arbeitsschutzes durch das Unternehmen gibt Vorgesetzten wichtige Instrumente und Informationen an die Hand, die sie beim Personaleinsatz und der Wahrnehmung ihrer Aufsichtspflichten unterst?tzen.

Gef?hrdungsbeurteilung:

Die (gesetzlich vorgeschriebene) Gef?hrdungsbeurteilung stellt F?hrungskr?ften Wissen ?ber die arbeitsbedingten Gef?hrdungen in ihrem Verantwortungsbereich zur Verf?gung. Neben k?rperlichen Belastungen geraten auch psychische Belastungen ins Blickfeld der Aufmerksamkeit (N?heres: Bund Deutscher Arbeitgeber (BDA): Praxisleitfaden Gef?hrdungsbeurteilung).

Belastungsdokumentationssysteme:

Sie lassen sich f?r die Gestaltung alternsgerechter Arbeitspl?tze nutzen. Sie beinhalten eine standardisierte Erfassung und t?tigkeitsbezogene Bewertung jedes Arbeitsplatzes im Hinblick auf physische und psychische Belastungen. Beachtet werden dabei auch zeitliche Anteile der T?tigkeiten. Auf dieser Grundlage kann die Alterns- und Altersgerechtigkeit von Arbeitspl?tzen bewertet werden. Vorgesetzten bieten sie eine gut handhabbare Hilfestellung f?r den Einsatz von Personal und speziell auch leistungsgewandelter Mitarbeiter. Die Eignung der Arbeitspl?tze f?r ?ltere Mitarbeitende wird durch Ampel-Symbole leicht erkennbar (www.institutaser.de).

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM):

Vorgesetzte haben die Aufgabe, R?ckkehrgespr?che im Rahmen des BEM zu f?hren. Die Ma?nahmen greifen, wenn Besch?ftigte innerhalb der vergangenen zw?lf Monate insgesamt l?nger als sechs Wochen krankheitsbedingt abwesend waren. Das Verfahren soll dazu beitragen, dass Arbeitsunf?higkeit m?glichst ?berwunden, erneuter Arbeitsunf?higkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz der Betroffenen erhalten wird. Die Vorgesetzten sollten darin geschult werden, solche Gespr?che mit den Besch?ftigten verantwortungsvoll zu f?hren. Dar?ber hinaus ben?tigen sie Informationen ?ber die unterst?tzenden Ma?nahmen und Handlungsm?glichkeiten im Unternehmen.

Auswertung von Fehlzeiten:

Gegebenenfalls k?nnen Unternehmen betriebsbezogene Auswertungen zur Arbeitsunf?higkeit von Krankenversicherungen erstellen lassen. Gr??ere mittelst?ndische Firmen mit einem hohen Anteil von Versicherten in einer Krankenkasse k?nnen dies mit der Kasse vereinbaren. Dabei m?ssen Grunds?tze der Anonymit?t der Versicherten unbedingt gewahrt bleiben (keine M?glichkeiten zu R?ckschl?ssen auf Personen oder kleine Personengruppen). Solche Auswertungen zu Erkrankungen geben Hinweise auf gesundheitliche Probleme in den Arbeitsbereichen. Die Daten sollten f?r Personalfragen zust?ndige Fach- und F?hrungskr?fte des Unternehmens gemeinsam mit den Produktionsvorgesetzten diskutieren.

Empfehlung: Ma?nahmen zur Gesundheitsf?rderung ergreifen

Viele Unternehmen werden bereits freiwillig auf dem Gebiet betrieblicher Gesundheitsf?rderung aktiv, zum Beispiel, indem sie R?ckenschulen und Ern?hrungsberatung anbieten oder Gesundheitstage durchf?hren. All diese Ma?nahmen sind wichtig, um die Betriebsangeh?rigen f?r das Thema Gesundheit zu sensibilisieren und Impulse f?r ein gesundes Verhalten bei der Arbeit (und in der Freizeit) zu geben.

Besonders wichtig ist es, Vorgesetzte daf?r zu gewinnen, dass sie bei ihrem allt?glichen F?hrungsverhalten das Thema Gesundheit im Blick haben. Sie sollten daf?r qualifiziert werden, auf ein gutes Arbeitsumfeld und ein gesundheitsf?rderliches Verhalten der Mitarbeitenden in ihrem Verantwortungsbereich hinzuwirken. Um dies zu erreichen, sollten Workshops mit F?hrungskr?ften initiiert und durchgef?hrt werden.

Beispiel: Continental, Werk Frankfurt

Das Continental Werk Frankfurt der Division Chassis & safety ist ein Standort des internationalen Automobilzulieferanten Continental. Im Werk werden elektronische Bremssysteme hergestellt. Das Werk hat rund 630 Besch?ftigte aus 25 Nationen. Im gesamten Konzern und speziell im Werk Frankfurt wird dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement ein gro?er Stellenwert beigemessen. Es gibt neben einem gut ausgebauten Arbeitsschutz vielf?ltige Aktivit?ten, um die Besch?ftigten und F?hrungskr?fte f?r das Thema Gesundheit zu sensibilisieren und damit vertraut zu machen. F?r die Unterst?tzung von F?hrungskr?ften entwickelte der Konzerngesundheitsschutz folgendes Workshopkonzept, das auch im Werk Frankfurt umgesetzt wurde.

Workshop: "Gesund F?hren"

Je nach betrieblichem und bereichsbezogenem Bedarf sind themenspezifische Schulungsinhalte f?r die F?hrungskr?fte erforderlich. Dies gilt etwa f?r den Umgang mit psychischen Belastungen und Beanspruchungen der Besch?ftigten. Auch sollten die Vorgesetzten ihre eigene Situation in Bezug auf Gesundheit thematisieren k?nnen. Zum einen setzen sie sich selber mit gesundheitlichen Gef?hrdungen auseinander. Zum anderen nehmen sie im Hinblick auf ihr Gesundheitsverhalten eine Vorbildfunktion gegen?ber ihren Mitarbeitern ein. Beispielhaft sind vor diesem Hintergrund folgende Qualifizierungsthemen zu nennen:

  • Vorbildfunktion der Vorgesetzten: Reflexion des eigenen Gesundheitsverhaltens, um sich selbst gesund zu erhalten und das eigene Verhalten darauf auszurichten.
  • Umgang mit durch Stress beanspruchten Mitarbeitern: z. B. Risiken von chronischem Stress, Stressmanagement, Vorbeugung psychischer Erkrankungen.
  • Gespr?che mit Besch?ftigten ?ber psychische oder Suchtprobleme und schlie?lich gesundes Verhalten (Ern?hrung, Bewegung, Erholung).
  • Emotionale Faktoren wie Wertsch?tzung und Vertrauen in der Unternehmenskultur und im F?hrungsverhalten.
  • Nach wie vor erforderlich bleibt die Vermittlung von Ergonomiekenntnissen.

Der Workshop ist in weitere Aktivit?ten zur Sensibilisierung und Kompetenzentwicklung von F?hrungskr?ften auf dem Gebiet Gesundheit eingebettet:

  • Informations- und Signalpolitik: Auf einem Kick-Off-Workshop zum Thema "Gesunde Organisation" wurden F?hrungskr?fte f?r das Handlungsfeld sensibilisiert. Dabei erhielten sie Informationen ?ber Betriebliches Gesundheitsmanagement, und sie konnten eigene Ideen zur Gesundheitsf?rderung im Werk einbringen. Der Workshop setzte zugleich das Signal, dass das Thema Gesundheit und damit zusammenh?ngende Ma?nahmen eine hohe strategische Bedeutung im Unternehmen haben.
  • Leitlinien f?r "Gesundes F?hren": Als Orientierungspunkte f?r eine gesunde Organisation entwickelten betriebliche Fachleute Gesundheitsbausteine, die mit den F?hrungskr?ften und dem Betriebsrat abgestimmt wurden. Die Bausteine beinhalteten Themen, wie Einhaltung von Arbeitszeiten und Pausen, Unfallverh?tung, ergonomische Gestaltung von Arbeitspl?tzen und eine gesundheitsgerechte Arbeitsweise sowie auch Qualifizierungsma?nahmen. Die F?hrungskr?fte sollten vor Ort ?ber die konkrete Ausgestaltung der Gesundheitsma?nahmen entscheiden.