Beitrag 9 POD als Probleml?ser des Fachkr?ftemangels im deutschen Handwerk

? Stephan Behringer

Das Gesch?ftsmodell
Bei der POD Int. Personalberatung GmbH handelt es sich um ein inhabergef?hrtes Unternehmen zur Rekrutierung und Qualifizierung von Facharbeitskr?ften aus dem EU-Ausland. Die Kunden von POD sind deutsche Handwerksbetriebe aus den Gewerken Sanit?r-Heizung-Klima (SHK), K?ltetechnik und Elektrotechnik.

Anlass der Unternehmung ist der in Deutschland vorherrschende Mangel an Fachkr?ften im Handwerk. Seit einigen Jahren k?nnen in dieser Branche Stellen nicht besetzt werden. Gleichzeitig erfreut sich die Bauwirtschaft ?ber eine hohe Arbeitsauslastung, da viele Bundesb?rger ihr Erspartes aufgrund der vorherrschenden Niedrigzinsphase in ?Betongold? (d.h. Renovierung und/oder Neubau von Immobilien) investieren.

Eine Abdeckung des ben?tigten Personals ?ber zus?tzliche Auszubildende ist nur bedingt m?glich. So sinkt die Anzahl der Auszubildenden im Handwerk stetig. Dies fu?t zum einen auf dem schlechten Ruf des Handwerksberufs, zum anderen auf dem Eintritt des demografischen Wandels.

Die POD-Vorgehensweise zur Rekrutierung von EU-Ausl?ndern wurde im Jahre 2012 zun?chst anhand eines mittelst?ndischen Gro?handelsbetriebs der Haustechnikbranche erprobt. Hierbei wurden drei junge Logistikfachkr?fte in Spanien ?ber ein aufwendiges Auswahlverfahren identifiziert und anschlie?end f?r ihren Einsatz in Deutschland fit gemacht.

Da die genannten Leistungen f?r einen einzelnen Handwerksbetrieb in der Regel nicht zu leisten sind, b?ndelt POD seine Aktivit?ten und agiert somit im Auftrag von mehreren suchenden Handwerksbetrieben.

POD versteht sich ausdr?cklich nicht als reiner ?Vermittler?, sondern als Probleml?ser f?r alle Belange der Mitarbeitersuche, -qualifizierung und -integration. 

Erste Schritte von POD
Das weitere Vorgehen beinhaltete folgende Punkte:

  • Festlegung der Kan?le, um die Zielkandidaten anzusprechen
  • R?umlichkeiten f?r die Vorstellungsgespr?che
  • Sprachschule f?r Sprachkurse vor Ort
  • R?umlichkeiten mit Werkstatt f?r die Fachschulungen in Spanien
  • Suche deutscher Handwerker als Lehrkr?fte f?r Fachschulungen vor Ort

Als ein Erfolgsfaktor stellte sich die enge Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen im EU-Ausland heraus. So gelang es POD nachhaltige Kooperationen mit ausl?ndischen Handwerkskammern, Arbeits?mtern und Sprachschulen zu schlie?en.

Sprachliche Anforderungen
Die Unternehmen, die POD mit der Suche nach Fachkr?ften beauftragen, erwarten ein Sprachniveau von mindestens B1 gem?? dem europ?ischen Referenzrahmen. In der Realit?t ist unter den zeitlichen Restriktionen ein Niveau zwischen A1 und A2 erreichbar. Die Auftraggeber m?ssen sich zwischen der ? eher kurzfristigen ? Beseitigung des bestehenden Arbeitsengpasses und der ? eher mittelfristigen ? Sprachschulung auf das von ihnen angestrebte Niveau entscheiden. Zudem verbessern die neuen Mitarbeiter ihre Deutschkenntnisse nach ihrer Ankunft in Deutschland in der Regel sehr schnell.

Im Fall von POD wurde ein sehr praxisbezogener Sprachkurs ? bereits in Spanien ? ins Leben gerufen, der sich an den realen Bed?rfnissen im Betrieb richtet. Die spanischen Fachkr?fte lernen vor allem den Umgang im t?glichen Leben und im Betrieb, inklusive dem wichtigsten Fachvokabular wie Materialien, Werkzeuge und Arbeitsschritte. Einen Sprachkurs vor Abreise im Herkunftsland sieht POD als ein absolutes Muss an. Nur so ist eine erfolgreiche Integration im neuen Handwerksbetrieb m?glich.

Fach- und einkommensbezogene Anpassungen
Die Kunden von POD sind bisher gr??tenteils nicht tarifgebunden. Jedoch werden alle ?ber POD vermittelten Fachkr?fte in den ersten zw?lf Monaten zu den gleichen Mindestkonditionen bei ihren jeweiligen Handwerksbetrieben direkt angestellt. Diese Mindestkonditionen werden den Kandidaten bereits in der Jobannonce bekanntgegeben. Nach nur kurzer Einarbeitungszeit haben die Handwerksbetriebe in der Regel ein genaues Bild ?ber die Leistungsf?higkeit ihres neuen Mitarbeiters und k?nnen so das Gehalt leistungsbezogen nach oben hin anpassen.

Alle von POD vermittelten Facharbeiter besitzen eine Ausbildung sowie Berufserfahrung analog einem deutschen Gesellen.

Erfolg durch Spezialisierung
Im September 2013 begann POD bereits den vierten Durchlauf einer Rekrutierungsrunde. Dies verdeutlicht, dass POD eine langfristig angelegte T?tigkeit als Rekrutierungsunternehmen anstrebt. So konnte man sich nach kurzer Zeit als zuverl?ssiger Partner bei vielen deutschen Handwerksbetrieben positionieren. Viele Facharbeiter werden mittlerweile durch Weiterempfehlung zufriedener Kunden nach Deutschland rekrutiert. Im Bereich SHK, K?ltetechnik und Elektronik gibt es keinen erfolgreicheren Anbieter als POD.

Willkommenskultur im Handwerk ? gibt es das?
Im Bereich der Integration bereitet POD die Betriebe ganz konkret auf die Ankunft und die Integration der EU-Facharbeiter vor. Kernpunkt ist hierbei der von POD verfasste, auf eigenen Erfahrungen basierende ?Integrationsleitfaden?. F?r Fragen und Unterst?tzung k?nnen die einzelnen Handwerksbetriebe sich jederzeit an POD wenden ? auch nach der eigentlichen Vermittlung.

Da deutsche Handwerksbetriebe in der Regel familiengef?hrt sind, herrscht grunds?tzlich eine stark ausgepr?gte Willkommenskultur. Nicht selten holt der Inhaber des Betriebs seinen Mitarbeiter pers?nlich vom Flughafen ab. In den Folgetagen wird Unterst?tzung bei allen administrativen Aufgaben geleistet: Anmeldung in der Gemeinde, Er?ffnung eines Bankkontos, Krankenversicherung. Zudem wurde meistens bereits vor Ankunft des neuen Mitarbeiters die ben?tigte Unterkunft angemietet und in vielen F?llen aufgewertet (z. B. Bereitstellung eines Fernsehers, eines Fahrrads etc.).

Mentalit?tsunterschiede als Hindernis?
Interessanterweise konnten bisher keine Verallgemeinerungen, zum Beispiel bez?glich des Alters, Familienstandes oder Berufsbildes, festgestellt werden. Die meisten Spanier haben sich gut in ihrer Umgebung integriert, und das sowohl innerhalb wie auch au?erhalb der Firma. Sowohl in der Gro?stadt als auch im l?ndlichen Umfeld kann nach ein paar Wochen eine gewisse Integration festgestellt werden.

Allerdings sollte in Sachen Integration stets zu Beginn die Initiative vom Inhaber des deutschen Handwerksbetriebs ausgehen. Viele Spanier haben aufgrund der Sprachbarriere und des ?Kulturschocks? am Anfang oft Hemmungen, von sich aus auf Leute zuzugehen.

?ber Geld muss man sprechen
Das Pilotprojekt aus dem Jahre 2012 sowie die Firmengr?ndung und Vorstreckung aller Kosten f?r Kurse, Reisen und Weiteres wurde komplett privat vorfinanziert. Eine staatliche F?rderung der POD-Kandidaten im Rahmen des Programms ?The job of my life? ist aufgrund der Berufsbilder nicht so einfach. So m?ssen zun?chst detaillierte Nachweise zur Best?tigung eines sogenannten ?Mangelberufs? und des Facharbeiterstatus anhand von ?bersetzten Dokumenten erbracht werden. Da die entscheidenden Stellen deutlich ?berlastet scheinen, darf man von einer raschen F?rderung der Kandidaten nicht ausgehen. Ein Abwarten auf F?rdergelder als Voraussetzung f?r die Aktivit?ten von POD w?re nicht zielf?hrend. So erwarten die Kunden von POD eine pragmatische und zeitnahe L?sung ihres Problems ? eine unkomplizierte Rekrutierung qualifizierten Personals.

Wir m?ssen lernen
Generell ist die Offenheit zur Integration ausl?ndischen Fachpersonals im deutschen Handwerk sehr ausgepr?gt. Es gibt jedoch noch eine gro?e Anzahl an Unternehmen, die sich mit diesem Thema (noch) nicht auseinandersetzen wollen. Verbandsexperten gehen jedoch davon aus, dass die F?higkeit, in den kommenden Jahren ausreichend Fachpersonal rekrutieren zu k?nnen, mittelfristig ein entscheidender Existenzfaktor f?r viele deutsche Handwerksbetriebe wird.

Ein Statement des Gesch?ftsf?hrers eines Industrieverbandes: ?Die meisten Betriebe in vielen Gewerken werden die n?chste Generation nicht ?berleben?.

Unsere Firma Elektro Gerhardt besch?ftigt an zwei Standorten von der POD Int. Personalvermittlung GmbH vermittelte spanische Fachkr?fte. Einen SHK Installateur in Gelsenkirchen und einen Elektriker in K?ln. Bisher haben wir mit beiden durchweg positive Erfahrungen gemacht. Besonders hervorzuheben sind die Motivation und Lernbereitschaft. Hierdurch kann man die zu Beginn noch recht l?ckenhaften Deutschkenntnisse eher verschmerzen. Wir m?chten die beiden so schnell es geht so entwickeln, dass sie auch eigenst?ndig arbeiten und beim Endkunden einsetzbar sind. Wir hoffen nat?rlich auch, dass sie uns so lange wie m?glich erhalten bleiben. ? Nicole Rosenberg (Elektro Gerhardt GmbH) ?