Fr?h ?bt sich, ? Warum Teamf?higkeit in den Lehrplan geh?rt

Fr?h ?bt sich, ? Warum Teamf?higkeit in den Lehrplan geh?rt

Warum sollte der Teambegriff Teil des deutschen Lehrplans sein? Die Begr?ndung geht zum einen auf den Auftrag der Schule zur?ck. N?mlich "m?ndige", selbst?ndige und auch lebensf?hige B?rgerInnen heranzuziehen. Zum anderen geht er auf die Wirtschaft zur?ck, denn hier hat sich durch die Globalisierung viel ver?ndert. Der von der ?konomie abh?ngige Arbeitsmarkt braucht heute mehr denn je Menschen mit der F?higkeit und Kompetenz in Teams arbeiten zu k?nnen. ?konomin Margret Beisheim verortet den Beginn der bewussten Nachfrage nach Teamf?higkeit bereits in den 80er Jahren. Das deutsche Bildungssystem folgt diesem Wandel, wenn auch versp?tet.

Arbeitgeber fordern Teamf?higkeit

Das Team Gr?ndung des RKW Kompetenzzentrums hat diesen Artikel ?ber die genannte Anforderung nicht ohne Belege ver?ffentlicht. Es wurde nach Indizien f?r den besagten Wandel der Arbeitnehmeranforderungen gesucht. Daten aus Stellenausschreibungen wurden von Online-Jobb?rsen und -Zeitungen vor folgender Hintergrundfrage gesammelt: Was verlangen Unternehmen heute von neuen MitarbeiterInnen? Augenmerk wurde auf diejenigen Eigenschaften gelegt, welche am h?ufigsten von Arbeitgebern gegen?ber BewerberInnen verlangt wurden.

In Folge der Erkenntnisse konnten Gemeinsamkeiten in allen Branchen festgehalten werden, welche ein klar differenziertes, allgemeines Wunschprofil der Arbeitgeber gegen?ber den ArbeitnehmerInnen darstellen lassen: Neben fachlichen Grundkenntnissen also den "hard skills" (formale Qualifizierung also zum Beispiel Abitur, Ausbildung, Studium, etc.), gibt es auch konkrete Anforderungen an soziale und pers?nlichkeitsbezogene Kompetenzen. ?berwiegend wurden in dieser Sparte folgende Attribute am h?ufigsten genannt, wobei die folgende Aufreihung der H?ufigkeit entspricht: Teamf?higkeit (am h?ufigsten), soziale Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein, Kommunikations- und Kritikf?higkeit.

Neben fachlichen Grundkenntnissen wie den "hard skills" gibt es auch konkrete Anforderungen an soziale und pers?nlichkeitsbezogene Kompetenzen.

Eine Statistik vom April 2014 der Hochschule der Medien in Stuttgart zur Frage, welche Kompetenzanforderungen Arbeitgeber an BerufseinsteigerInnen in unterschiedlichen Branchen haben, best?tigt die Erkenntnisse. Die Kompetenz Teamf?higkeit landete in der genannten Statistik nach Motivation, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsf?higkeit auf einem der relevantesten R?nge. Die beiden Kompetenzen Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsf?higkeit stehen dabei in enger Korrelation zur Teamf?higkeit.

Es kann festgehalten werden, dass sich die Anspr?che an ArbeitnehmerInnen in den letzten Jahren auf die "professionelle Anwendung" ihrer sozialen F?higkeiten ausgeweitet haben, Teamf?higkeit ist heute mehr denn je eine begehrte Kompetenz.

Ein Missverst?ndnis ? Kritik am "Narrativ der Arbeitswelt"

An dieser Stelle soll kritischen Stimmen Raum gelassen werden, da sie konstruktive Gedanken aufbringen k?nnen. Der Begriff Team(lehre) erf?hrt heutzutage nicht nur Lob und Jubel, sondern auch wissenschaftliche und unternehmenserfahrene Kritik: "Das Wort stehe l?ngst [...] als Inbegriff f?r 'Angst, Verantwortungslosigkeit und Kellerkindergesang, verunsicherte F?hrungskr?fte und unz?hlige Arbeitgeber, die den Glauben an solche Harmonie-Illusionen l?ngst verloren haben'", zitiert Wolf Lotter den Professor Erich Staudt in einem Artikel in dem Magazin brandeins von 2012. "Teamgeist ist Ungeist", meinen auch Reinhard K. Sprenger, Peter F. Drucker und andere. Das sind echte und schlagfertige Argumente. Sie richten sich jedoch f?lschlicherweise gegen die Arbeitsform "Team". Der Begriff wird nicht selten weit abweichend von seiner wahren Bedeutung und Theorie praktiziert. Es liegt oft keine ?bereinstimmung zwischen der tats?chlichen Theorie der Teamarbeit, ihren Idealen und Bedeutungen und der ausgef?hrten Anwendung und Praxis eben dieser Arbeitsform vor.

Tats?chlich m?sste sich die Kritik gegen "PseudoTeams", also Menschengruppen richten, welche sich als Team verstehen, aber letztlich und offensichtlich eben kein solches sind bzw. nicht so arbeiten. Teams sind nicht gleichzusetzen mit Gruppen, das meinen auch Margret Beisheim und Reinhard Sprenger: Was heute unter "Team" verstanden werde, habe mit der urspr?nglichen Bedeutung von Teamarbeit nichts gemein. Nur wenige, die Team h?ren denken an das, was es eigentlich ist, n?mlich "eine eigenverantwortlich handelnde, autonom arbeitende, durch ein gemeinsames Ziel auf Zeit gelenkte Gruppe von Fachleuten, die sich zur Erreichung ihres Zieles zusammenfinden".

Diesem Missverst?ndnis k?nnte und sollte man wirksam entgegentreten ? doch wie?

Des R?tsels L?sung liegt in unseren Augen darin, den "echten" Teambegriff  transparent zu machen, diesen aufzugreifen, zu lehren und zu ?ben ? am besten m?glichst fr?h, also in der Schule.

Lehrkr?fte als Vorbild f?r Teamarbeit?

Hatten Sie in ihrer Schulzeit Unterricht, in welchem zwei Lehrkr?fte Ihre Klasse gemeinsam als Team betreut haben? Oder hat sich eine Lehrkraft von Kollegen ein Feedback zu seiner Unterrichtsweise eingeholt?

Vermutlich verneinen viele Leser diese Fragen, denn noch ist das Modell des Team Teaching keine Regel in deutschen Schulen, jedoch scheint es mehr und mehr Aufmerksamkeit aufgrund wachsender Lehranspr?che zu genie?en. Das Modell hat das explizite Ziel, den Unterricht vor allem im Sinne der Sch?lerInnen zu optimieren, indem zwei Lehrkr?fte in einer Klasse den Unterricht gemeinsam gestalten, sich gegenseitig helfen und Feedback geben.

F?r unser Anliegen findet sich im Team Teaching eine weitere, implizite Komponente: Lehrer-KollegInnen k?nnen im Team als ein erstes Vorbild zur Teamarbeit f?r die Sch?lerInnen agieren. Die M?glichkeiten des Lehrkraft-Tandems sind im Idealfall umfassend und k?nnen sich dem Pensum der Klasse anpassen. Manfred B?nsch, Professor f?r P?dagogik, beschreibt in seinem Artikel "Teamteaching" die Doppelinstruktion, Differenziertes Teamteaching und andere Varianten, welche alle eine Gemeinsamkeit teilen: Stetige, zielorientierte und effiziente Teamarbeit und Kommunikation, welche nicht nur die Sch?lerInnen profitieren l?sst, weil die Qualit?t des Unterrichts steigt, sondern auch die LehrerInnen, da deren quantitative Aufgaben auf zwei Schultern verteilt werden.

Erste Ans?tze f?r "Teamlehre"

Einst haben LehrerInnen per "Frontalunterricht" gelehrt. Mittlerweile deutet sich ein Wandel in der Schule und zu Gunsten des gemeinen Lernens an: Immer h?ufiger werden Unterrichtseinheiten und Themenbl?cke in Gruppen bearbeitet. Ziel dabei ist es, den Lernerfolg der Sch?lerInnen zu steigern, indem "kollektives" bzw. "kooperatives Lernen" anstelle des Frontalunterrichts tritt. Im Idealfall werden die Sch?lerInnen hier fr?her mit selbst?ndigem und selbstorganisiertem Lernen vertraut gemacht.

Ein weiterer f?r diesen Artikel "positiver Nebeneffekt" ist das Erfahren des gemeinschaftlichen, kooperierenden und verantwortungsteilenden Lernumfeldes "Gruppe". Eine Gruppe ist zwar noch kein Team, wie weiter oben bereits beschrieben, dennoch dient sie als ein ?bungsfeld. Zudem gehen leistungsf?hige Teams oft aus Gruppen hervor. Insofern ist Gruppenarbeit ein erster Schritt in die richtige Richtung. Sie verhilft den Sch?lerInnen, ihre eigenen Lernprozesse mehr und aktiv selbst zu gestalten. Das Aktive beim Lernprozess steht zudem in Gegensatz zur Langeweile durch hohe Passivit?t des klassischen Frontalunterrichts, welche das Lernen untergraben (k?nnen).

Die Etablierung vom Vorl?ufer der Teamarbeit, n?mlich Gruppenarbeit, ist jedoch ein aufwendiges Unterfangen, welches Lehrpersonal und Schulen als Vermittler nicht allein stemmen k?nnen. Eine intraschulische Abhilfe k?nnte zum einen das weiter oben genannte Team Teaching-Konzept sein, wo Lehrkr?fte zu zweit verdoppelte M?glichkeit haben, einzelne Gruppen/Teams zu betreuen, zu beraten und deren Arbeiten im Nachhinein entsprechend qualitativ evaluieren zu k?nnen. Zwei LehrerInnen k?nnen zudem besser die Aufgabenverteilung in Gruppen beobachten und dort intervenieren wo n?tig, wenn einzelne sich beispielsweise von der Gruppe tragen lassen.

Andere au?erschulische Ans?tze f?r Teamlehre finden sich in AGs, Workshops und Wettbewerben, Vereinen, Verb?nden f?r Sport und Freizeit und letztlich, wie bereits beschrieben, seit den 80er Jahren in zunehmendem Ma? auch in der Wirtschaft selbst. Die Bem?hungen der Lehrkr?fte und Schulen m?ssen in jedem Falle (weiter) unterst?tzt und ausgebaut werden ? auch von (bildungspolitischer Seite. Andernfalls k?nnte es sich um vereinzelte "Tropfen auf den hei?en Stein" handeln.

Teamf?higkeit bewusst unterrichten

Teamf?higkeit ist heute eine gew?nschte Kompetenz in der Wirtschaft und Gesellschaft, das scheint kein Geheimnis mehr zu sein. Im Arbeitsmarkt sind dieser Begriff und seine Bedeutung als Kompetenz seit geraumer Zeit ein bewusstes Kriterium, nach welchem Arbeitgeber verlangen. Dennoch hinkt das Bildungssystem mit seinen Vorgaben zur Offenlegung f?r diese Thematik hinterher, denn wie weiter oben angedeutet, ist der Sachverhalt und die Lehre des Teams weitestgehend noch kein expliziter Unterrichtsgegenstand. Gruppenarbeit im Unterricht ist zwar ein passender erster Schritt hin zum ?ben von Teamf?higkeit, dennoch fehlt weiterhin die konkrete Formulierung und die entsprechende didaktische Vermittlung von Team und Teamkompetenz. Und das, obwohl in den deutschen Lehrund Kompetenzpl?nen bereits erste Anspr?che an die LehrerInnen und ihre Unterrichtsgestaltung in Hinblick auf Teamarbeit und Teamf?higkeit gestellt werden: Im gruppenarbeitsbasierten Unterricht wird selten ausdr?cklich kommuniziert, dass hier nicht nur der inhaltliche Aspekt, welcher in Gruppenarbeiten bzw. Teamarbeiten als Lerngewinn zu betrachten ist, sondern auch die Kooperation mit den Mitsch?lerInnen. Teamarbeit wird leider noch nicht als Lerngegenstand aufgefasst. Sch?lerInnen verdienen jedoch eben diese Transparenz, um den Sinn und die Zusammenh?nge m?glichst schnell und korrekt einordnen zu k?nnen.

Die Bem?hungen der Lehrkr?fte und Schulen m?ssen in jedem Falle (weiter) unterst?tzt und ausgebaut werden ? auch von (bildungs-)politischer Seite.

Wenig Zeit f?r Teamarbeit

In den Regelschulen Deutschlands steigt das Unterrichtspensum. Die schulische Betreuung der Zukunft zielt auf Ganztagschule ab. Diese Neuausrichtung k?nnte ein Lichtblick f?r die Etablierung von Teamarbeit und Vermittlung der entsprechenden Kompetenzen sein, da die Schule so mehr (Zeit-)Raum f?r intensive teamkompetenzf?rdernde Projekte zur Verf?gung hat.

Formbeispiele w?ren AGs, Workshops und andere Programme, in welchen ein (TeilZiel dieser Ma?nahmen klar formuliert und mit den Sch?lerInnen aufgearbeitet werden k?nnten: F?rderung, Ausprobieren und ?ben von Zielerlangung und Aufgabenbew?ltigung im Team. In Nachmittagsprojekten, welche ?ber mehrere Monate oder sogar Schuljahre hinausgehen, k?nnten Sch?lerInnen erleben, wie es ist, als Gruppe etwas anzugehen und ?ber l?ngere Zeit hinweg zu einem Team heranzuwachsen ? oder auch nicht. Auch dann k?nnte man daraus Lernen, denn bekanntlich "lernt man aus Fehlern".

Interdisziplin?re Teams f?r Wirtschaft und Gesellschaft

Die klassische Schule kann Teamf?higkeit nicht allein vermitteln, da ihr Wesen r?umlich, zeitlich, lehrkrafttechnisch und finanziell (noch) stark begrenzt ist. Darum sollten sich andere Instanzen und Institutionen der Gesellschaft, wie zum Beispiel Vereine, ?mter, Unternehmen wie auch Politik, Wirtschaft und Bildung daran beteiligen, Grundsteine f?r Teamf?higkeit zu legen und den Zukunftstr?gern bessere Startbedingungen zu bieten. M?gliche Kooperationen k?nnen in diesem Sinne viele Gesichter haben und sollten gemeinsam M?glichkeiten bieten, in welchen Sch?lerInnen die Gelegenheit haben, l?ngerfristig als Team agieren zu k?nnen. Dies setzt nat?rlich voraus, dass Schulen und andere Instanzen f?hig sind, miteinander zu kommunizieren, zu interagieren und sich die Aufgaben entsprechend der jeweiligen Ressourcen zu teilen. Sie sollten also selbst als interdisziplin?re Teams zusammen arbeiten k?nnen.

Fr?h ?bt sich eben doch

Berufsschulen sind ein gern ?bersehenes Beispiel f?r Kooperation von Wirtschaft und Schule. Das duale Bildungssystem verkn?pft Theorie und Praxis und verhilft den jungen B?rgerInnen dazu, den ?bergang von der Schule in den Beruf besser zu meistern. Warum dieses Modell und ihre Idee nicht ausbauen?

Beispiele finden sich vereinzelt in Kooperationen von Schulen und Vereinen, wo Sch?lerInnen ?ber l?ngere Zeit als Gruppe in Workshops, AGs oder anderem Projekte und Themen angehen und zu einem Team zusammen wachsen k?nnen. Das Projekt "Unternehmergeist in die Schulen" des Bundesministeriums f?r Wirtschaft und Energie dient als Plattform f?r Akteure von Schulen und Wirtschaft, um miteinander in Kontakt zu treten und legt somit einen ersten Baustein.

Zum Wohl der Wirtschaft und zur Vorbereitung junger Menschen gilt also, was Henry Ford bereits vor Jahren sagte: "Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg."