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Die Digitalisierung am Bau ist mehr als BIM

Die Digitalisierung am Bau ist mehr als BIM

Wird in der Bauwirtschaft von Digitalisierung gesprochen, wird dies derzeit ?berwiegend mit dem Building Information Modeling, kurz BIM, in Verbindung gebracht. Die Digitalisierung in unserer Branche kann aber nicht nur auf BIM beschr?nkt werden. Im Alltag eines jeden von uns nimmt die Digitalisierung immer mehr zu. Fast jeder nutzt heute ein Smartphone, verwendet WhatsApp und Social Media-Dienste und kauft im Onlineshop. Beim digitalen Bauen werden die Prozessabl?ufe zunehmend digitalisiert, Baumaschinen automatisiert betrieben, Bauteile vorkonfektioniert und mit RFID-Chips ausgestattet und auch die Geb?udetechnik wird immer intelligenter. Es gibt also nicht nur eine Industrie 4.0 sondern auch ein Bauen 4.0.

Die Digitalisierung ist aber nicht neu, im Gegenteil. Sie hat schon vor langer Zeit begonnen und weitet sich immer mehr auf alle Lebensbereiche und damit auch im Gesch?ftsleben der Bauwirtschaft aus. Ein Zur?ck gibt es dabei nicht mehr.

Die Digitalisierung in eigenen Bauunternehmen

Die Frage, die wir als Unternehmensvertreter von kleinen und mittleren Bauunternehmen stellen, ist aber: Brauchen wir das alles? Ist die Digitalisierung f?r unser Unternehmen nicht viel zu aufwendig und letztlich auch zu teuer?

Als Gesch?ftsf?hrer eines mittelst?ndischen Spezialunternehmens f?r Bauwerksabdichtung, Mauerwerkinstandsetzung und Betoninstandsetzung muss ich mit meinem Gesch?ftsf?hrerKollegen ?berlegen, in welchen Bereichen die Digitalisierung unser Gesch?ft unterst?tzen kann und wir somit f?r unsere Kunden Nutzen und Werte schaffen k?nnen. Wo liegt unser individueller Optimierungsbedarf? ? gibt es ihn ?berhaupt? Denn eines muss klargestellt werden: Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck!

Prozesse und Mitarbeiter spielen dabei in unserem Unternehmen Schl?sselrollen. Zun?chst muss dazu eine Prozessinventur durchgef?hrt werden. Daf?r m?ssen wir die bestehenden Prozesse aufnehmen und analysieren. Erst dann k?nnen wir entscheiden, f?r welche Prozesse Optimierungsbedarf besteht, wo die Digitalisierung dementsprechend Verbesserungen im Hinblick auf unsere Unternehmensziele bietet. Diese Entscheidungen sind dabei nat?rlich f?r jedes Unternehmen individuell zu treffen.

Wenn man einen Sch?-Prozess digitalisiert, erh?lt man einen Sch? digitalen Prozess."

Vor der Einf?hrung digitaler Methoden und Werkzeuge haben wir in unserem Unternehmen zun?chst Priorit?ten gesetzt. Wir haben diejenigen Prozesse identifiziert, die das h?chste Wertsch?pfungspotential aufweisen und auch diejenigen Prozesse, die schnelle, erlebbare Ergebnisse zu erwarten lassen. Eine klare Roadmap und klare Priorit?ten haben uns geholfen, intelligente Arbeitspakete zu schn?ren, welche ? stufenweise umgesetzt ? messbare Projektergebnisse und auch Erfolgserlebnisse bringen, ohne die Organisation und die Mitarbeiter zu ?berfordern.

Denn wir d?rfen nicht vergessen, dass Digitalisierungsprojekte auch immer Changeprojekte sind! Darum spielen unsere Mitarbeiter eine zentrale Rolle, wenn Prozesse digitalisiert werden. Unsere Aufgabe ist es, ihnen, gegebenenfalls mit Hilfe von Fachleuten, die ?ngste zu nehmen und Widerst?nde abzubauen. Kommunikation ist dabei von entscheidender Bedeutung, damit die Kollegen im gesamten Prozess mitgenommen werden und ein Verst?ndnis f?r die Ver?nderung entwickeln. Die Mitarbeiter sollten erkennen, dass Digitalisierung sie bei ihren allt?glichen Arbeiten unterst?tzen kann und keinesfalls eine Bedrohung ihres Arbeitsplatzes darstellt.

Eine gro?e Unterst?tzung: externes Know-how

Die Digitalisierung nimmt im Baugewerbe immer mehr an Fahrt auf. Urs?chlich daf?r sind auch Standards, die mit fortschreitender Digitalisierung entwickelt werden. Gerade im Alltagsgesch?ft vereinfacht dies die Einf?hrung von digitalen Prozessen. Zudem entstehen immer mehr Plattformen, auch auf regionaler Ebene, von denen wir als Unternehmen grundlegende aber auch weiterf?hrende Informationen erhalten k?nnen ? beispielsweise zu Schnittstellen oder Spezialthemen.

Externes Know-how kann aber auch von Experten eingekauft werden. Bei einer umfangreichen Einf?hrung von digitalen Strukturen kann es sich als Unternehmen lohnen, externe Experten ins Unternehmen einzuladen und sich individuell beraten zu lassen. Idealerweise ist das sogar jemand mit Branchenkenntnis, denn ja, auch diese Experten gibt es. Vorsicht ist hier allerdings geboten, denn bei der Suche nach dem richtigen externen Berater trifft man h?ufig eben auch auf ?Schamanen?, deren vorrangiges Ziel nicht die L?sung des Kundenproblems, sondern die L?sung des eigenen Besch?ftigungsproblems ist. Auch wir mussten hier leidvolle Erfahrungen machen.

Digitalisierung h?rt nicht auf

Mit der Einf?hrung einiger digitaler Prozesse ist die Digitalisierung aber nicht abgeschlossen. Sie ist eher als evolution?rer Ansatz zu sehen, die eine kontinuierliche Verbesserung verfolgt. Bestimmte Arbeiten und T?tigkeiten haben sich durch die Digitalisierung bereits ge?ndert, wir nutzten im Betrieb CAD-Programme, auch die Kalkulation wird digital erstellt und das gesamte Office-Management, warum sollten dann nicht auch andere T?tigkeiten digital unterst?tzt werden, bis hin zum Einsatz von Robotik im Bauwesen? Wir leben in einer Zeit voller Ver?nderungen und Herausforderungen, die auch die Arbeiten in der Bauwirtschaft immer spannender machen. Darum stehen wir digitalen Prozessen offen gegen?ber, ohne allerdings das Machbare und Sinnvolle aus den Augen zu verlieren. Denn: Digitalisierung ist kein Selbstzweck.