2. Platz ?Implementierung eines Toolkits f?r den Information Container for Data Drop?

Bereich Bauinenieurwesen

Das Projekt

Die granulare Struktur der Bauwirtschaft in Deutschland und die Individualit?t der Bauvorhaben f?hren dazu, dass verschiedene Projektbeteiligte Dateien und Informationen mit verschiedenen funktionalen und technischen Charakteristika erstellen. Neben fachlich variierendem Inhalt sind auch die ?bertragungsformate der Dateien selbst sehr vielz?hlig und meist nur mit wenigen Anwendungen kompatibel. Dennoch muss die Gesamtheit der Informationen im Planungsund Bauprozess zur richtigen Zeit f?r die beteiligten Planer verf?gbar gemacht werden. Damit die Interoperabilit?t im Modellaustausch und die Verkn?pfung von Dokumenten und Informationen sichergestellt werden kann, wird derzeit der Information Container for Data Drop (ICDD) standardisiert. Der Container kann heterogene Daten aus verschiedenen Fachbereichen in verschiedenen Formaten beinhalten und stellt eine komplexe Metadatenstruktur bereit, um Modelle zu organisieren und Verkn?pfungen in einem standardisierten Format zu verwalten. Das fundamentale Konzept des Containers basiert auf den Ans?tzen von Linked Data und Semantic Web. Im Rahmen der Masterarbeit wurde der ICDD analysiert und eine Software-Anwendung entwickelt, deren Kernfunktionen die Validierung von ICDD-Dokumenten anhand der gegebenen Kriterien in der Norm sowie der konforme Import, die Manipulation der Daten und der Export in standardisierte Formate sind. Das entwickelte Toolkit beinhaltet sowohl eine Webanwendung als auch eine prototypische Webschnittstelle zur Einbindung der Funktionalit?ten in Desktopanwendungen.

Bewertung der Jury

Eine wesentliche Herausforderung in der digitalen Zusammenarbeit im Bauwesen ist der einfache, konsistente und korrekte Austausch von digitalen Informationen, in der Regel in Form von Modellen und Dokumenten. Insbesondere der Austausch von verkn?pften Informationen, sogenannten xD-Modellen (zum Beispiel 4D, 5D) beziehungsweise Multi-Modellen, ist heutzutage immer noch nicht vollst?ndig gel?st. Im Rahmen der ISO/DIS 21597-1/2 wird ein Information Container for Data Drop f?r den Austausch von verkn?pften Bauwerksmodellen vorgestellt. Herr Hagedorn hat im Rahmen seiner Masterarbeit eine erste Implementierung dieses Ansatzes entwickelt und auch die Web-Services f?r die Erstellung, Pr?fung und Visualisierung von verkn?pften Bauwerksmodellen implementiert. Eine Validierung und Qualit?tssicherung von Information Containern durch Endanwender kann mit Hilfe des vorgestellten Toolkits sinnvoll durchgef?hrt werden. Die Jury lobte den ganzheitlichen und innovativen Ansatz des Wettbewerbsbeitrags, der in besonderer Weise den konsistenten und qualit?tsgesicherten Datenaustausch zwischen verschiedenen Akteuren im Bauwesen unterst?tzt. Die Implementierung hat einen sehr hohen Reifegrad und kann somit direkt von der Praxis f?r die Erstellung und Pr?fung von verkn?pften Bauwerksmodellen verwendet werden.

Der Preistr?ger

Das Interesse an der Informatik wurde bei Philipp Hagedorn bereits vor dem Studium des Bauingenieurwesens durch seinen Vater, der Softwareentwickler ist, geweckt. Die Leidenschaft f?r das computergest?tzte L?sen von ingenieurtechnischen Problemen festigte er durch die Arbeit als studentischer Mitarbeiter in der Bauinformatik an der Leibniz-Universit?t Hannover. Im weiteren Verlauf seines Studiums fokussierte er sich auf aktuelle Entwicklungen im Bereich BIM und verfasste seine Bachelorarbeit am Institut f?r Baumanagement. Dort war er ebenfalls als studentischer Mitarbeiter im Bereich Informationsmanagement im Planungsprozess in der Forschung beteiligt. Seit dem Masterabschluss im Jahr 2018 ist Herr Hagedorn als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl f?r Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universit?t Bochum t?tig.

Das Besondere am Projekt

Die wissenschaftliche Arbeit leistet einen Beitrag zur zuk?nftigen Gestaltung des Informationsmanagements im Bauwesen und stellt eine neuartige Struktur zum Austausch von verkn?pften Geb?udemodellen vor. Sie pr?sentiert damit ein f?r die Forschung und Praxis sehr relevantes Thema im aufstrebenden Bereich ?Linked Building Data?. Dieser hat sich in den letzten Jahren von einer Randdisziplin zu einem zukunftstr?chtigen Schwerpunkt innerhalb der Bauinformatik entwickelt. Im Hinblick auf die Ver?ffentlichung des Standards f?r den ICDD gibt es kaum publizierte Literatur und keine offenen Referenzimplementierungen. Die Arbeit kann demnach als Referenzimplementierung und Vorlage f?r zuk?nftige Entwicklungen dienen. Sie stellt den Nutzern eine erste praxistaugliche Anwendung mit Funktionen zum Import, zum Export, zur Validierung und zu ?nderungen von Inhalten des Containers zur Verf?gung.