?kologie und ?konomie gehen nicht leicht zusammen: Mit den beiden sehr ?hnlich klingenden Begriffen f?hlen sich unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Professionen verbunden. Ihre Haltungen, Geistesgeb?ude und Ideologien unterscheiden sich erst mal erheblich. Die ?konomie befasst sich im weitesten Sinne mit der (materiellen) Versorgung des Menschen und den zugeh?rigen (Austausch-)Prozessen. Die ?kologie hingegen beschreibt und gestaltet lebendige Prozesse und ihre Dynamik. Beide Disziplinen beziehen sich demzufolge auf zwei Seiten derselben Medaille nat?rlicher Austauschprozesse. Doch sind die Seiten tats?chlich so unterschiedlich? Was k?nnen wir lernen, wenn wir statt auf Unterschiede auf Gemeinsamkeiten schauen? Am Beispiel der Permakultur formulieren wir eine m?gliche Antwort.

Unter Permakultur versteht man ein Konzept f?r Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, nat?rliche ?kosysteme und Kreisl?ufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen. Ziel ist es, unabh?ngige, widerstandsf?hige und sinnvoll verteilte Lebensr?ume zu schaffen, indem im Einklang mit der Natur gewirtschaftet wird.

Vielfalt spielt in einem solchen System eine besondere Rolle. So kann eine bestehende Weidefl?che beispielsweise gleichzeitig mit einer Kuh- und Schafherde beweidet werden, da sie unterschiedliche Grasl?ngen bevorzugen. Dadurch wird wiederum ein nahezu doppeltes Volumen an Dung und damit f?r Pflanzen verwertbare Biomasse erzeugt ? ein hocheffizientes System, allerdings nicht kurzfristig. Herausforderungen erschlie?en sich hier weniger durch ?u?ere Einfl?sse, sondern vielmehr in Form neuer Evolutions- oder Komplexit?tsstufen innerhalb des Systems: Hat ein abwechslungsreiches Gem?se- und Obstbaumwurzel-Buffet ein Biotop erst einmal attraktiv f?r W?hlm?use gemacht, kann es dauern, bis sich Maulwurf oder Fuchs zur Mahlzeit einfinden. Daraus folgt eine akzeptierende Haltung den (neuen) Akteuren gegen?ber ? auch solchen, die erst einmal zu unerw?nschten Effekten f?hren.

Suche nach den Funktionen von Mustern und Verhaltensweisen,
auch wenn sie nicht zum Plan passen.

Wir sehen: Das Vorbild nat?rlicher ?kosysteme hat in der Permakultur zu einigen eher unkonventionellen Prinzipien gef?hrt. Diese sind empirisch fundiert, konkret und lesen sich ?berraschenderweise bereits wie eine Anleitung f?r die Gestaltung von Unternehmensprozessen und Business-?kosystemen[1]. Hier interpretieren wir sie wirtschaftsnah:

  1. Beobachte und Interagiere ? Triff Entscheidungen auf Grundlage fortlaufender und achtsamer Wahrnehmung. Akzeptiere, dass jedes Handeln einen ?Schaden? produziert, der Input f?r Dein weiteres Handeln ist. Die Welt ist Beziehung und nicht Schublade ? achte auf Zusammenh?nge und den Nutzen jedes Elements f?r andere. Es gibt kein Ende und ausschlie?lich vor?bergehende Ziele. Phasen kurzer Stabilit?t wechseln sich mit langen und kontingenten ?berg?ngen ab.
  2. Gewinne und speichere Energie ? Der Begriff der Energie ist hier weitgefasst und nicht auf fossile oder erneuerbare Quellen beschr?nkt. Nutze Bewegungen und Motivationen von Mitarbeitenden, Kooperationspartnern und anderen Marktteilnehmenden f?r Dein ?kosystem, pflege Beziehungen und reinvestiere.
  3. Erwirtschafte einen Ertrag ? Das Ziel Deines unternehmerischen Handelns ist Nutzen, orientiere Dich daran und nicht an der Rendite. Andererseits: Von Idealen kann man nicht leben, sie reduzieren vielmehr den Handlungsspielraum und tr?ben Deine Beobachtungen.
  4. Nutze Selbstorganisation und lerne aus Feedback ? Je weniger Du in Unternehmensprozesse eingreifen musst, umso besser. Lerne aus und mit dem System, indem Du die Folgen Deiner Handlungen f?r das Gesamtsystem sorgf?ltig auswertest.
  5. Nutze erneuerbare Energien und Ressourcen ? Beute Dein Umfeld nicht aus, irgendjemand wird die Zeche zahlen und Du riskierst ung?nstige und (sich) ersch?pfende Abh?ngigkeiten.
  6. Produziere keinen Abfall ? Verzichte, vermindere, verwende wieder, repariere, recycle! Gestalte das ?kosystem, in dem Du dich bewegst, so, dass m?glichst wenig ?brigbleibt, was keinen Nutzen f?r Dich oder andere hat.
  7. Gestalte Details ausgehend von Mustern ? Erkenne Zusammenh?nge und bilde Muster in der Umwelt. Plane ausgehend von diesen Mustern von oben und handle kleinschrittig an der Basis. Akzeptiere die Spannung zwischen beiden Ebenen und passe Muster wie Handlungen an.
  8. Integriere statt auszugrenzen ? Bevor Du etwas ausschlie?t, suche nach einem Nutzen. Findest Du keinen, versuche einen zu schaffen. Damit schaffst Du sicher wieder ein Problem, das Deinem weiteren unternehmerischen Handeln eine Richtung geben kann.
  9. Nutze kleine und langsame L?sungen ? Behalte den ?berblick ?ber Dein ?kosystem und Dein Unternehmen. Handle behutsam und begreife, dass Effizienz nicht schlank bedeuten muss. Sie kann auch erreicht werden, indem Du ein System gestaltest, in dem sich aus einer Einheit viel Nutzen f?r andere Elemente erzielen l?sst.
  10. Nutze und sch?tze Vielfalt ? Sie birgt Synergien und f?hrt zu Resilienz. Sie macht Dein System adaptiver und unterst?tzt langfristige Selbstorganisation, insofern Du sie unterst?tzt.
  11. Nutze Randzonen und ?berg?nge ? Kontakt entsteht an der Grenze, pflege diese R?nder, Sie machen Dich zu dem, der Du bist und verleihen Deiner Organisation oder Deinem ?kosystem eine Identit?t. Innovation entsteht meist in ?berg?ngen (z. B. zwischen Unternehmensbereichen), Pausen oder ?unternehmerischem Brachland?.
  12. Nutze und reagiere kreativ auf Ver?nderungen ? Beobachte Ver?nderungen und k?mpfe nicht gleich gegen sie. Schaue immer auch darauf, welche Chancen sich daraus ergeben. Probiere aus und vertraue darauf, dass das System unpassende L?sungen kreativ umnutzt oder ablehnt.

Wir sehen also, dass ?konomie und ?kologie ? zumindest in diesem Beispiel ? kein Gegensatz sein m?ssen. Vielmehr k?nnten die wirtschaftsnah interpretierten Prinzipien als eine Blaupause f?r nachhaltigeres Wirtschaften gesehen werden. Diese ?kologische Perspektive verweist darauf, dass nicht die (meist wenig aussichtsreiche) Beeinflussung der Umwelt, sondern vornehmlich die (system)internen Vorg?nge, ihre Beziehungen, Bewegungen und ?berg?nge relevant sind. Die Einladung, die damit einhergeht: Suche nach den Funktionen von Mustern und Verhaltensweisen, auch wenn sie nicht zum Plan passen.

 

[1] Als Business-?kosystem fassen wir ?ein Netzwerk aus Wirtschaftsakteuren rund um einen bestimmten Kundennutzen.? Es ist offen, dynamisch und komplex.

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Patrick Gro?heim Digitalisierung & Innovation / Referent

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