In diesem Artikel zeigen wir Ihnen,
- welche Wege innovative Unternehmen gehen, um ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren.
- wie sie reagieren, wenn das immer schwieriger wird oder gar unm?glich scheint/wird.
- wie Sie Ihren individuellen Weg mit unserm P?erspektive-Personal-Ansatz finden.
Die Beispiele kleiner und mittlerer Unternehmen zeigen, wie breit die Palette an erfolgreichen Strategien gef?chert ist. Sie gehen mitunter deutlich ?ber Personalarbeit hinaus und stellen das gewohnte Paradigma ?Erst Strategie, dann Personalbeschaffung? in Frage. Diese breite Palette haben wir zu sechs typischen Strategien verdichtet, die es lohnt, intensiv f?r das eigene Unternehmen zu pr?fen. Mit dem von uns entwickelten P?erspektive-Canvas erhalten Sie zudem ein Tool an die Hand, mit dem Sie die f?r Ihr Unternehmen passende Strategie erarbeiten k?nnen.
Fachkr?ftemangel: Mythos oder H?rde f?r Wachstum und Innovation?
Ein Dachdeckerbetrieb sucht verzweifelt nach neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Denn es ist
nicht jedermanns Sache, etwa im Winter auf dem Dach zu arbeiten. Aber gegen das Wetter ist man
schlie?lich machtlos, oder? ?Nicht ganz?, schmunzelt die Frau des Meisters. ?Es gibt ja auch Auftr?ge,
die wir im Innenraum erledigt k?nnen. Sicher, wir m?ssten uns daf?r anders positionieren und die
Auftr?ge entsprechend gezielter steuern??
Was wir hier beschreiben, ist eine typische Situation: Dem Unternehmen mangelt es nicht an Nachfrage und das Gesch?ftsmodell ist tragf?hig. Eigentlich steht einem nachhaltigen Wachstum nichts entgegen, w?rde nicht das passende Personal fehlen. Gegebenenfalls finden Sie sich auch in dieser Beschreibung wieder?
Wir zumindest erleben diese Herausforderung immer h?ufiger in Unternehmen. Viele Studien best?tigen diesen Eindruck und manche zeigen, dass der Fachkr?ftemangel schon wieder ?ber dem Niveau vor der Corona-Krise liegt.
Erschreckender noch: Eine nahe Entspannung der Situation ist angesichts des demographischen Wandels nicht in Sicht. Die geburtenstarken Jahrg?nge haben gerade erst begonnen, ins Rentenalter einzutreten. Gleichzeitig blieben dieses Jahr etwa 40 Prozent der Ausbildungspl?tze unbesetzt. Bis 2040 erwarten Experten, dass die Zahl der am Arbeitsmarkt aktiven Fachkr?fte zwischen 20 und 69 Jahren um 3,1 Millionen Personen oder 8,8 Prozent abnehmen wird.

Ma?nahmen, um Mitarbeiter zu finden und zu binden
Umso wichtiger, sich dem Thema intensiver zuzuwenden als vielleicht bisher schon. Implizit ist damit in den allermeisten Unternehmen das Feld abgesteckt: Mehr Aufwand in Personalarbeit investieren, mit dem Ziel, m?glichst pragmatisch neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden und zu binden.
Man widmet dieser Aufgabe mehr Aufmerksamkeit, professionalisiert sich und versucht vorausschauender und kreativer vorzugehen. Vielleicht wird sogar jemand daf?r angestellt. H?ufig ist dies zun?chst die richtige und auch erfolgsversprechende Strategie. Denn in aller Regel gibt es bei genauer Betrachtung noch ungenutzte Potenziale.
So setzen Unternehmen verst?rkt auf bisher nicht genutzte Kan?le wie Online-Marketing, kn?pfen aktiv Kontakte ?ber Plattformen, spannen ihre Mitarbeitenden ein bei der Suche oder beauftragen Headhunting Unternehmen. Sie versuchen bewusst, ?ltere Personen zu besch?ftigen, sprechen Studienabbrecher und -abbrecherinnen an oder konzentrieren ihre Bem?hungen auf Menschen mit Migrationshintergrund oder Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen. Um diese zu ?berzeugen, bieten sie eine ganze Reihe neuer Anreize an. Vielleicht gibt es ja auch bei Ihnen bereits ein Jobrad, flexible Arbeitszeiten, die 4-Tage-Woche oder Sabbaticals?
Im Kern geht es Unternehmen darum, ihrem Wettbewerb bei den folgenden Themen immer einen Schritt voraus zu bleiben:
- Rechtzeitig reagieren dank Strategischer Personalplanung
- Die eigene Arbeitgeberattraktivit?t steigern
- (neue) Zielgruppen ansprechen
- Bewerbergruppen zielgruppengerecht adressieren und ?berzeugen
- Employer Branding
?Sorgen um einen Fachkr?ftemangel mache ich mir eigentlich nicht. Wir betreiben ausreichend
Vorsorge.?
Gabriele Zimmermann (Wachendorff Automation GmbH & Co. KG)
Es ist erstaunlich, welche Anstrengungen manche Betriebe inzwischen unternehmen (m?ssen). Der KFZ-Betrieb, der seinen Auszubildenden einen Oldtimer zur Verf?gung stellt, um deren Mitsch?ler neugierig zu machen. Das Unternehmen, das ehemaligen Straff?lligen eine neue Chance gibt. Der Handwerksbetrieb, der seinen Mitarbeitenden Betriebswohnungen bereithalten m?chte. Oder das Softwarehaus, das seinen Mitarbeitenden f?r mehr Work-Life-Balance einen Wohnwagen am Meer anbietet, in dem diese zeitweise im ?Homeoffice? arbeiten k?nnen.
Fachkr?ftemangel entgegenwirken: Strategien jenseits ?klassischer? Personalarbeit
Was aber, wenn das nicht mehr reicht? Was, wenn diese Wege weitgehend ausgesch?pft sind oder beginnen, die M?glichkeiten des Unternehmens zu ?bersteigen?
Denn nicht selten setzen das bestehende Gesch?ftsmodell und die Betriebsgr??e schnell nat?rliche Grenzen, wenn es um attraktivere Arbeitsbedingungen, zus?tzliche Benefits, h?here Bezahlung oder Aufstiegschancen geht. Und so stehen Unternehmen irgendwann an einem Scheideweg.
Manche Unternehmen wagen dann neue Wege und setzen an den Wurzeln des Problems an, statt die Symptome mit immer neuen Ma?nahmen zu bearbeiten. Wie im Dachdecker-Beispiel zu Anfang werfen sie ihren Blick ?ber den Tellerrand g?ngiger Personalarbeit hinaus. Und nehmen sich die eigenen Gesch?ftsprozesse und mitunter sogar das eigene Gesch?ftsmodell zur Brust.
Andere Unternehmen, die dieses Umdenken und Suchen nach einem anderen Weg nicht rechtzeitig einschlagen, drohen irgendwann im schlimmsten Fall in einen Teufelskreis zu geraten. Dann treffen wir auf ?berlastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Personalengp?sse ausgleichen m?ssen. Mit allen Belastungen und Ausfallrisiken die damit einhergehen. Und wir erleben F?hrungskr?fte, die angesichts der L?cken im operativen Gesch?ft vor allem damit besch?ftigt sind, in die Bresche springen und akute Brandherde l?schen. Damit fehlt zunehmend die ohnehin knappe Zeit, in die Zukunft zu blicken und die Situation perspektivisch zu entsch?rfen.
Wie sch?tzen Sie Ihre Situation ein? Was wird passieren, wenn Sie weitermachen wie bisher? Wird Ihnen bessere Personalarbeit reichen, um im Fachkr?ftemangel auch zuk?nftig bestehen zu k?nnen? Oder suchen Sie nach neuen Perspektiven?
L?sungen innovativer Unternehmen
Innovative Unternehmen zeigen, welche Wege man dann einschlagen kann. Einige dieser spannenden Beispiele haben wir f?r Sie aufbereitet
Attraktive Arbeitsbedingungen dank modernster Technologie
Fickenschers Backhaus GmbH setzt auf traditionelle Handwerkskunst und modernste Technik, um Arbeitgeberattraktivit?t und Produktqualit?t zu steigern.
Fr?hzeitig vorsteuern durch einen strategischen Blick in die Zukunft
Die Wachendorff Automation GmbH & Co. KG sorgt f?r das passende Personal von morgen durch vorausschauende Personalentwicklung und attraktive Arbeitspl?tze.
Ausl?ndische Fachkr?fte fit machen f?r den deutschen Arbeitsmarkt
Ein Praxisnetz und ein Institut entwickeln gemeinsam einen Lehrgang zur Integration ausl?ndischer Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen.
Einsatz von Cobots steigern Effizienz und Arbeitgeberattraktivit?t
Die VEMA technische Kunststoffteile GmbH automatisiert ihre Fertigung mit dem Einsatz von Cobots, um ihre Mitarbeitenden zu entlasten und zu unterst?tzen.
Radikal vereinfachte Angebotsprozesse im Handwerk
Wie Alex Stamos in seinem Heizungsbetrieb f?r regenerative Techniken den Angebotsprozess automatisiert und damit die Spielregeln seiner Branche ver?ndert.
Ein Handwerksunternehmen hebt Kooperationen auf ein neues Niveau
Wachsen ohne neue Fachkr?fte: Die Holl Elektro-Technik GmbH entwickelt mit Check and Work eine moderne Infrastruktur f?r Kooperationen im Handwerk.
Ein Sachverst?ndigenb?ro wird zum Plattformanbieter
Ein kleines Sachverst?ndigenb?ro nutzt sein eigenes Know-how, um digitale Angebote f?r seine Wettbewerbsunternehmen zu entwickeln.
Ein IT-Unternehmen wird zur virtuellen Organisation
Die Bright Solutions GmbH arbeitet weltweit mit Freelancern zusammen. Daf?r braucht es ein digitales F?hrungssystem und sauber definierte Strukturen und Rollen.
Ein skalierbares Gesch?ftsmodell gegr?ndet auf Technologie, Design und ein Netzwerk
Auf der Plattform form.bar kann man M?bel online selbst planen. Gefertigt werden sie von Schreinereien vor Ort. Ein nachhaltiges Modell, von dem alle profitieren.
Schneller Schulterblick dank Datenbrille
Das Maschinenbauunternehmen, das VR-Brillen einsetzt, damit seine wertvollen Servicetechniker und Servicetechnikerinnen weniger Zeit auf der Stra?e und mehr Zeit bei der Kundschaft und bei ihren Familien verbringen.
Schwarmintelligenz statt Werkstattleiter
Eine traditionelle Oldtimerwerkstatt verzichtet auf den Werkstattleiter und gibt die Werkstattorganisation in die H?nde der Mitarbeitenden.
Sechs Strategien gegen den Fachkr?ftemangel
Erst die Strategie bzw. das Ziel festlegen und anschlie?end die Personalbeschaffung angehen: Dieses ?bliche lineare Denken haben einige unsere Beispielunternehmen verlassen. Stattdessen suchen sie nach individuellen, f?r sich passenden strategischen Auswegen, um ihrem Fachkr?ftemangel zu begegnen.

Diese und viele weitere Beispiele haben wir ausgewertet, um von den Ideen dieser, wie wir glauben, Vorreiter zu profitieren. Das Ergebnis ist unser neues Orientierungsmodell. Es zeigt Ihnen, wo es sich f?r Sie zu suchen lohnt. Unser Modell fasst sechs typische Strategien dieser innovativen Unternehmen zusammen:
- Finden und Binden: Wie und wo kommen wir zu den passenden Mitarbeitenden?
- Qualifizieren: Wie machen wir unsere Mitarbeitenden fit f?r die Herausforderungen von morgen?
- Organisieren und F?hren: Was m?ssen wir ver?ndern, damit unsere Mitarbeitenden ihr Potenzial voll entfalten k?nnen?
- Technisch innovieren: Wie k?nnen wir mit technischen Innovationen unsere Engp?sse entsch?rfen?
- Kooperieren: Wer k?nnte uns bei unseren Aufgaben unterst?tzen und weiterbringen?
- Gesch?ft entwickeln: Wie machen wir unser Know-how zuk?nftig zu Geld?

Sechs Strategien gegen den Fachkr?ftemangel
Quelle: RKW Kompetenzzentrum
Es umfasst damit drei grunds?tzliche Potenzialfelder, angefangen bei der Personalarbeit (grau), ?ber einen Blick auf die Gesch?ftsprozesse (blau) bis hin zur Frage, wo das bisherige Gesch?ftsmodell Anpassungen bedarf (gr?n).
Sicherlich, die meisten Unternehmen machen sich ohnehin Gedanken ?ber diese Fragen. Jedoch ist unsere Erfahrung, dass diese selten in Bezug auf den Fachkr?ftemangel zusammengedacht werden. Wenn aber die richtigen Hebel identifiziert werden, die g?nstig miteinander abgestimmt sind, kann eine gro?e und nachhaltige Wirkung entstehen. Das wird am Beispiel eines Autohauses deutlich:
Um Mitarbeitende von sich zu ?berzeugen, bietet das Unternehmen unter anderem:
- eine viereinhalb-Tagewoche,
- Teamevents,
- ?berdurchschnittliche Bezahlung und
- einen Oldtimer, den sich die Mitarbeitenden ausleihen k?nnen.
Um diese Ma?nahmen finanzieren zu k?nnen, konzentriert sich der Gesch?ftsf?hrer darauf, m?glichst lukrative Auftr?ge mit der bestehenden Mannschaft zu bearbeiten. Um diese zu akquirieren, k?mmert er sich um gezieltes Marketing ? trotz mehr als ausreichender Kundennachfrage.
Der Gesch?ftsf?hrer hat seine Mitarbeitenden sukzessive zu selbstorganisierten Teams weiterentwickelt. Das verschafft ihm den Freiraum, vermehrt in dieser Weise am statt vor allem im Unternehmen zu arbeiten. Au?erdem steigert die Arbeitsweise die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden ganz erheblich.
Wagen Sie selber neue Wege im Fachkr?ftemangel mit dem P?erspektive-Personal-Canvas
Was haben unsere Beispiele gemeinsam? Die Unternehmerinnen und Unternehmer haben sich neue mitunter unorthodoxe Fragen gestellt, um neue Wege zu finden. Das ist zun?chst ungewohnt und r?hrt an Selbstverst?ndlichkeiten. Deshalb unterst?tzen wir kleine und mittlere Unternehmen mit unserem P?erspektive-Personal-Ansatz dabei, einen f?r sie individuell passenden Weg zu finden.
Unser P?erspektive-Canvas etwa gibt Ihnen einen pragmatischen Rahmen, um die sechs Strategien auf Ihr eigenes Unternehmen anzuwenden. Der P?erspektive-Canvas besteht aus einem Poster und einem Faltblatt mit Inspirationsfragen sowie Praxisbeispielen. F?hrungskr?fte kleiner oder mittlerer Unternehmen k?nnen das Poster alleine oder gemeinsam im F?hrungskreis nutzen. So lassen sich systematisch verschiedene Strategien auszuloten und umsetzen. Dabei kann das Poster als Leitfaden f?r einen gemeinsamen Workshop dienen und helfen, auch unkonventionelle Fragen zu stellen.
Meist hinterfragen wir zun?chst, welche Potenziale im Bereich der Personalarbeit noch gehoben werden k?nnen, bevor wir anschlie?end den Blick weiten und nach strategischen Optionen Ausschau halten.

Denn neue L?sungen setzen ein St?ck weit immer auch voraus, scheinbare Selbstverst?ndlichkeiten infrage zu stellen oder eine andere Perspektive einzunehmen. Deshalb bieten unsere zum Poster geh?rigen Inspirationsfragen und Praxisbeispiele vielf?ltige Denkanst??e.
Eine Frage der Haltung
Fachkr?ftemangel in dieser Form anzugehen, bedarf aber weit mehr als nur der richtigen Fragen. Die aufgezeigten Strategien verlangen nicht wenig an Zeit und Energie, die neben dem Tagesgesch?fts zu stemmen sind, das ohnehin bereits durch fehlende Ressourcen gekennzeichnet ist. Warum etwas grunds?tzlich ver?ndern, wenn die Not einen vielleicht noch nicht dazu zwingt?
Es bedarf einer geh?rige Portion Mut und auch der inneren ?berzeugung, dass der Fachkr?ftemangel in Zukunft Unternehmen mehr abverlangen wird als pragmatische L?sungen und ein Bild von den Chancen, die diese Extrameile rechtfertigen werden.
?Und wenn kein Mensch mehr nachts arbeiten m?chte, dann kann ich entweder jammern oder ich kann pr?fen, ob ich nicht einer der wenigen bin, die es schaffen, Alternativen zu bieten.?
Andreas Fickenscher
Strategien, die so weit gehen wie die hier skizzierten sind unserer Erfahrung nach deshalb immer auch Ausdruck einer Haltung, die Innovationen begr??t und den Status quo in Frage stellt. Deshalb lohnt immer auch eine ehrliche Bewertung der Lage: Suche ich eher die ?niedrig h?ngenden Fr?chte? oder m?chte und muss ich dar?ber hinaus dicke Bretterbohren? Wie f?llt Ihre Antwort aus?