Einige wenige Branchen und Firmen profitieren von der Krise. Der weit ?berwiegende Teil leidet allerdings ganz erheblich. H?ufig ist die Situation existenziell kritisch f?r Gr?nder, Selbstst?ndige und auch mittelst?ndische Unternehmen. Deshalb ist Liquidit?t sicherzustellen ganz sicher das Gebot der Stunde, denn ohne ausreichend Liquidit?t ist alles nichts.

Not macht (auch) erfinderisch

Viele Unternehmen setzen Ihre Hoffnungen in die staatlichen Hilfen. Gleichzeitig beobachte ich aber derzeit vielerorts auch ein gro?es Ma? an Innovationskraft und Unternehmergeist. Not macht erfinderisch. Ein altes Sprichwort, das vielleicht so aktuell ist vielleicht wie lange nicht mehr. Das betrifft nicht nur die pl?tzlich allerorts praktizierte Zusammenarbeit im Homeoffice oder die Umsetzung neuer Arbeitsmodelle und Prozesse. Als jemand, der seit einigen Jahren kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung neuer Gesch?ftsmodelle begleitet, fasziniert mich vor allem, wie viele Unternehmen derzeit buchst?blich ?ber Nacht ihre gewohnten Gesch?ftsmodelle anpassen oder g?nzlich umbauen. Die meisten Beispiele die mir bisher begegnen, folgen dabei meist einem der folgenden naheliegenden Muster:

  1. Umstellung der Produktion auf Produkte, die in der Krise gebraucht werden
  2. Aufbau neuer Vertriebswege, ob online oder als Lieferservice
  3. Produkte und Dienstleistungen digital ?bersetzen

1. Umstellung der Produktion auf Produkte, die in der Krise gebraucht werden

Viele Produkte und Dienstleistungen werden derzeit kaum mehr ben?tigt, andere umso mehr. Zahlreiche Unternehmen stellen deshalb kurzfristig ihr Angebot um:

Die Maskenpflicht ist Realit?t geworden und nicht wenige Unternehmen stellen Teile ihrer Fertigung angesichts dessen auf die Produktion von Masken um. Die Bandbreite reicht von kleinen Manufakturen wie Stich by Stich aus Frankfurt ?ber Textilunternehmen wie Trigema, das in seiner deutschen Produktionsst?tte neben Masken auch Stoffkittel herstellt bis hin zur Melitta Europa GmbH & Co. KG, die inzwischen gro?e St?ckzahlen von Atemmasken in Form von Kaffeefiltert?ten herstellt.

Auch im Messebau herrscht Auftragsflaute, weswegen sich Unternehmen nach neuen Aufgabenfeldern umsehen. Etwa das kleine Messebauunternehmen Fair Care! aus Frankfurt, das innerhalb eines Tages auf die Produktion von Plexiglasschutzwand umgestiegen ist, um seine sechs Mitarbeitenden weiter besch?ftigen zu k?nnen.

Die Hotelkette Achat stemmt sich wiederum gegen den pl?tzlichen und gewaltigen Umsatzeinbruch und vermietet derzeit ihre R?umlichkeiten als Homeoffice-Arbeitspl?tze an - inklusive Zimmerservice.

2. Aufbau neuer Vertriebswege, ob online oder als Lieferservice

Nicht alle Unternehmen verf?gen nat?rlich ?ber diese (technischen) M?glichkeiten und so setzen andere derzeit vor allem darauf, ihre Kunden (verst?rkt) auf neuen (digitalen) Wegen zu erreichen.

Ruth K?nig etwa f?hrt ihr Kieler Ladengesch?ft f?r CDs, Schallplatten, Konzert-DVDs und Blu-Rays virtuell weiter so lange die Laufkundschaft ausbleibt: ?ber ihre Homepage, Bestellungen per E-Mail oder Beratung ?ber das Telefon. Anschlie?end werden die Pakete an die Kunden versandt.

Der Fahrradh?ndler VeloCulTour hat neben Einzelterminen in seinem Ladengesch?ft ein weiteres besonderes Angebot. Mit seinem Truck kommt das Unternehmen vor die Haust?r und pr?sentiert die passenden Fahrradmodelle.

Viele Restaurants bieten inzwischen einen Lieferdienst an oder setzen auf Abholstationen. Den Mittagstisch gibt es in Hamburg beispielsweise fertig vakuumiert und ?to go? bei den K?chenfreunden. Die ?ber 200 Jahre alte Apfelweinwirtschaft der ?Lahme Esel? wiederum geht neue Wege und hat wahrscheinlich den ersten Apfelwein Drive-In der Welt umgesetzt.

3. Produkte und Dienstleistungen digital ?bersetzen

Ob Yogakurs, Tanzunterricht oder Beratungen. Auch viele Dienstleistungsunternehmen deren Gesch?ft bislang nicht auf Distanz funktionierte, m?ssen wohl oder ?bel neue digitale Wege gehen: 

Vom Sportzentrum des TSV Korbach haben wir an dieser Stelle vor einiger Zeit schon berichtet. Ob Trainingsprogramme f?r zu Hause als PDF, Podcasts, kurze Trainingsvideos oder individuell zusammengestellte Trainingsbeutel, das Sportzentrum hat in den letzten Wochen eine Vielzahl an neuen digitalen Angeboten entwickelt.

Viele Beratende und Coaches in meinem Umfeld waren bis zur Krise vor allem vor Ort beim Kunden t?tig. Sie gehen jetzt neue Wege und sammeln Erfahrungen mit Online-Sitzungen, -Beratungen und -Workshops. Um ihren Kunden in der schwierigen Zeit weiterhin zur Seite stehen zu k?nnen, haben die RKW Landesorganisationen beispielsweise in k?rzester Zeit eine Online-Krisenberatung ins Leben gerufen.

Und selbst Weinproben funktionieren jetzt auch virtuell beispielsweise beim Klosterhof Siebenborn. Kunden bestellen Probierpakete. Die Weinprobe findet dann zu Hause aber doch gemeinsam mit anderen Weinfreunden und dem Winzer per Livestream ?bers Internet statt.

Gesch?ftsmodelle vorbereiten f?r die Zeit nach Corona

Bei aller Kreativit?t und Tatkraft dienen die Gesch?ftsmodellentwicklungen, die wir gerade beobachten in aller Regel dazu, akute Umsatzeinbr?che abzufedern und Firmen und Belegschaften in der Krise ?ber Wasser zu halten. Denn im Vordergrund steht nat?rlich jetzt zun?chst die aktuelle Krise zu bew?ltigen.

Schauen wir auf die n?chsten Wochen und Monate, dann ist nicht auszuschlie?en, dass wir es weiterhin bzw. immer wieder mit Unsicherheiten und sehr kurzfristigen neuerlichen Einschr?nkungen zu tun bekommen. Damit erleben wir gerade gesamtgesellschaftlich und in einer extremen Zuspitzung Verh?ltnisse, wie sie seit l?ngerem unter dem Begriff VUCA-Welt diskutiert werden: einer zunehmend volatilen, unsicheren, komplexen und uneindeutigen Unternehmensumwelt der Zukunft. Diese fordern nicht nur ein neues Ma? an Unsicherheitskompetenz von F?hrungskr?ften und Belegschaften, sondern weiterhin ein hohes Ma? an Flexibilit?t und die F?higkeit schnell (um)zusteuern und sich den ver?nderten Gegebenheiten anzupassen.

Was wir als Reaktion darauf erleben, ist derzeit Gesch?ftsmodellentwicklung im Zeitraffer. Was vorher mitunter Wochen und Monate gedauert h?tte oder gar nicht m?glich erschienen w?re, wird nun in k?rzester Zeit in Zusammenarbeit mit den Belegschaften realisiert. F?r Unternehmen entfalten sich in dieser radikalen Form mitunter neue Herangehensweisen: Schnelle Entscheidungen statt Analysieren und Verhandeln, agiles Ausprobieren statt detailliertes Planen, Schnelligkeit vor Genauigkeit oder das bewusste Tragen von Gefahren statt dem Versuch Risiken m?glichst zu minimieren.

Was davon wird die Corona-Zeit ?berdauern? Von den neu eingeschlagenen Wegen wird sicher einiges beibehalten und weiterentwickelt werden, nicht zuletzt, weil sie sich als attraktiver und vorteilhafter erwiesen haben und sich beispielsweise Gewohnheiten und Erwartungen von Kunden und Mitarbeitern in der Krisenerfahrung ver?ndern d?rften. Anderes wird wieder zur?ckgedreht werden sobald m?glich und an manchen Stellen gibt es vielleicht sogar eher eine Pendelbewegung zur?ck zum ?Althergebrachten?. Noch spannender wird zu beobachten sein, ob die aus der schieren Not geborene Bereitschaft, alte Gewohnheiten und Gesch?ftsmodelle zu hinterfragen und neue Wege einzuschlagen, ?ber die aktuelle Krise weiterverfolgt werden wird. Denn darin liegt meines Erachtens langfristig eine gro?e Chance.

Eine kleine Anekdote zum Schluss, die ich neulich gelesen habe: Isaac Newton erreichte seine bahnbrechenden Durchbr?che f?r Mathematik und Physik nicht an der Universit?t von Cambridge sondern auf dem Land in der erzwungenen Ruhe einer zweij?hrigen freiwilligen Quarant?ne. 1665 hatte er sich er sich vor der in London w?tenden Pest dorthin zur?ckgezogen. In jeder Krise kann also eine Chance auf Neues liegen. Auch wenn das vielleicht zun?chst ein wenig plattit?denhaft klingt, es stimmt und gibt Zuversicht,  gerade angesichts des gro?en Unternehmergeists und der derzeitigen Beweglichkeit in kleinen und mittleren Unternehmen. Gleichzeitig hat die kurze Geschichte mich auch daran erinnert, wie wenig Zeit mitunter in den letzten vom Wachstum und operativen Alltagsgesch?ft gepr?gten Jahren in vielen Unternehmen f?r strategische Arbeit und Ver?nderungen war.

RKW-Angebote, die Sie bei der Entwicklung Ihres Gesch?ftsmodells unterst?tzen k?nnen

Mit unserem Starter-Set ?Gesch?ftsmodellentwicklung in der Digitalisierung f?r kleine und mittlere Unternehmen? haben wir Formate entwickelt, mit denen Sie sowohl alleine als auch mit anderen auf die Suche nach neuen Ideen gehen und an Ihrem Gesch?ftsmodell von morgen feilen k?nnen. Das Starter-Set f?r kleine und mittlere Unternehmen enth?lt:

  • eine Inspirationsbox (damit Sie sich von guten Digitalisierungsbeispielen inspirieren lassen k?nnen)
  • ein Gesch?ftsideentagebuch (damit Sie an Ihrem Gesch?ft t?fteln und Ihrer Kreativit?t und Innovationskraft Raum geben k?nnen) und
  • den Leitfaden "Ideen sind ein guter Anfang" (damit Sie Ihr Gesch?ftsmodell in einem ganzheitlichen und pragmatischen Strategieprozess weiter entwickeln k?nnen)

Zudem bieten wir aktuell regelm??ig "Online-Erfahrungstausch"-Workshops an. Herzst?ck unserer neuen Online-Veranstaltung ist die "Kollegiale Fallberatung". Anders als bei anderen Online-Angeboten erm?glicht die "Kollegiale Fallberatung" die sofortige gegenseitige Unterst?tzung und Beratung im Rahmen unserer Moderation. In einem gesch?tzten Raum mit maximal sechs Teilnehmenden und den RKW Moderatoren tauschen sich Gesch?ftsf?hrende und F?hrungskr?fte daf?r zur aktuellen Situation in Ihren Unternehmen und Ihren derzeitigen Fragestellungen aus.