Ingo Reifgerste ist Ges. Gesch?ftsf?hrer der Firmengruppe Schleiff mit Sitz in Erkelenz im Kreis Heinsberg. Das Unternehmen hat sich auf die Sanierung und Instandhaltung und Instandsetzung von Baukonstruktionen und Immobilienprojektentwicklung spezialisiert und besch?ftigt 103 Mitarbeitende. Vor einigen Wochen hatte sich der Kreis Heinsberg allerdings zu einem Corona-Hotspot entwickelt. Wir wollten von Herrn Reifgerste wissen, wie er auf die sich fast t?glich ver?ndernden Bedingungen reagiert, schlie?lich ist er nicht nur Gesch?ftsf?hrer eines Unternehmens sondern auch Familienvater.

Herr Reifgerste, wie erleben Sie die Corona-Krise in Ihrer Region, quasi einem Corona-Hotspot? Sie sind ja nicht nur Gesch?ftsf?hrer eines mittest?ndischen Bauunternehmens sondern auch Familienvater.

Surreal beschreibt wohl am ehesten den Eindruck, den die Corona-Pandemie bei mir erzeugt. Tats?chlich habe ich mich im Rahmen unseres Risikomanagements bereits fr?her mit m?glichen ?scharzen Schw?nen? auseinandergesetzt ? ich muss aber zugeben, dass ich eine Virus-Pandemie in diesem Ausma? und mit diesen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft nicht ausreichend ins Kalk?l gezogen habe. Als Unternehmer ist man den Umgang mit und die Bewertung von Risiken gewohnt und muss dabei auch oft ? in Ermangelung valider Daten ? seinem Bauchgef?hl vertrauen. Dies f?hrte bei mir dann letztlich sehr fr?h zu der Einsch?tzung, es mit einer ernsten Erkrankung zu tun zu haben, die jedoch nur f?r eine kleine Anzahl von Menschen gef?hrlich ist. Diese Risikogruppe galt es dann sowohl im Unternehmen als auch im direkten Umfeld durch geeignete Schutz- und Hygienema?nahmen zu sch?tzen.

Welche Ver?nderungen mussten Sie in Ihrem Betrieb vornehmen? An welcher Stelle haben Sie zuerst begonnen?

Zu Beginn der Krise ? die ja in Heinsberg sehr fr?h begann ? haben wir einen internen Mail-Newsletter aufgesetzt und alle Mitarbeiter und deren Familien t?glich ?ber die Lage des Unternehmens hinsichtlich Verdachtsf?llen, Infektionsf?llen und Schutz- und Hygieneanweisungen informiert. Aufkl?ren, Erkl?ren und transparent informieren waren das Gebot der Stunde, um Verunsicherung in der Belegschaft gar nicht erst aufkommen zu lassen. Neben gesundheitlichen ?ngsten und der allgemeinen Unsicherheit galt es auch, den Mitarbeitern die Sorgen um den Arbeitsplatz zu nehmen und ihnen zu kommunizieren, dass wir ein sehr robust aufgestelltes Unternehmen sind. Parallel mussten wir die obligatorischen Schutzartikel wie Desinfektionsmittel, Papierhandt?cher, FFP2-Masken etc. in ausreichender Menge f?r die Baustellen und die Verwaltungseinheiten zur Verf?gung stellen. Gesch?ftsreisen und Besuchstermine wurden auf das absolute Minimum reduziert oder per Video- oder Telefonkonferenz abgehalten.
 

?und wie sieht die Situation auf den Baustellen aus? Welches sind hier die besonderen Herausforderungen in Zeiten der Pandemie und wie gehen Sie hier damit um?

Wir sind eine AMS-Bau zertifiziertes Unternehmen. Arbeits- und Gesundheitsheitsschutz haben bei uns schon immer eine gro?e Rolle gespielt. Schutz- und Hygieneregeln lie?en sich deshalb leichter versch?rfen. Wir haben die Bauteams rasch entzerrt, Kolonnen fixiert, die Anzahl der gleichzeitig in einem Fahrzeug bef?rderten Personen auf maximal zwei begrenzt sowie Pausenzeiten aufgeteilt. Die Herausforderung bestand immer wieder darin, sowohl die ver?ngstigten Mitarbeiter zu beruhigen als auch die risikobereiteren Mitarbeiter zu disziplinieren.   

Was h?tten Sie bisher beim Umgang mit der Krise besser machen k?nnen? Gibt es f?r Sie schon ?lessons learned??

Ich kann im Grunde nicht feststellen, dass wir etwas besser h?tten machen k?nnen. Allenfalls h?tten wir noch fr?her reagieren k?nnen. Mir war immer wichtig, in der Lage zu sein, meine Mitarbeiter und unsere Gesch?ftspartner ausreichend sch?tzen zu k?nnen und gleichzeitig den Gesch?ftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Das ist uns bis heute gelungen. Gelernt habe ich, dass schnelles und konsequentes Handeln und stetige, zielgruppengerechte Kommunikation extrem wichtig sind. Auch das Potential digitaler Wergzeuge hat sich wieder einmal bewiesen und zeigt uns, dass wir hier zwar schon auf einem sehr guten Weg waren ? die Chancen der Digitalisierung f?r unser Unternehmen aber noch l?ngst nicht ausgesch?pft sind.

Was raten Sie anderen Unternehmerinnen und Unternehmern?

Es f?llt mir schwer an dieser Stelle Ratschl?ge zu erteilen, zumal ich ?berzeugt bin, dass die vielen Unternehmerinnen und Unternehmer schon sehr genau wissen, wie sie zu handeln haben. Hinzu kommt die sehr gute Unterst?tzung durch die jeweiligen Branchenverb?nde ? in unserem Fall angefangen vom ZDB  in Berlin ?ber die Bauverb?nde NRW bis hinunter zu Innungen. Auch das RKW hat mit vielen n?tzlichen Informationen geholfen. An kompetenten Ratgebern hat es nie gefehlt. Sollte ich jedoch einen Rat geben m?ssen, w?re er:
Ruhe bewahren, Informationen beschaffen und bewerten und dann rational und schnell handeln und entscheiden und transparent kommunizieren. Aber ich bin sehr sicher, dass die Mehrheit der Unternehmer genau das gemacht hat ? das geh?rt n?mlich zur Jobbeschreibung!
 

Wenn Sie einen Blick in die Zeit nach der Krise wagen: haben Sie schon eine Strategie, wie es bei Schleiff weitergehen soll?

Wir werden genau so weitermachen, wie vor der Krise und unser Wachstum ? quantitativ und qualitativ ? fortsetzen. Ich bin sicher, dass es in den kommenden Monaten schwieriger werden wird unsere Ziele zu erreichen. Dass die Baubranche bislang durch die akute
Krise - relativ zu vielen anderen Branchen - unbeschadet geblieben ist, bedeutet nicht, dass dies so bleibt. Als ?konjunkturell nachlaufende? Branche, rechne ich in den n?chsten Monaten und Jahren mit sp?rbaren Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Situation auf der Nachfrageseite. Hier werden wir in unserem Unternehmen entsprechende Strategieanpassungen vornehmen und uns darauf vorbereiten. Bei Schleiff gilt der Grundsatz: Das Beste hoffen und auf das Schlechteste vorbereitet sein!

Das Gespr?ch f?hrte Christina Hoffmann, Leiterin der RG-Bau.

Wir danken Herrn Reifgerste f?r die Zeit, die er sich f?r das Interview genommen hat!

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