Diversity ist ein Treiber f?r Kreativit?t und Innovation ? vor allem in der Gr?ndungsszene. Denn ein Mix aus verschiedenen Meinungen, Erfahrungen, Perspektiven und Herangehensweisen kann Erfolg im Gr?ndungsteam versprechen. Je vielf?ltiger sich ein Team zusammensetzt, desto konstruktiver, kreativer und erfolgreicher kann es sein. Doch wie divers ist die deutsche Gr?ndungsszene tats?chlich? Und was kann noch getan werden, um die Vielfalt in der Gr?ndungslandschaft zu st?rken?

Die Gruppe der Gr?ndenden in Deutschland 2020?

Gr?ndende sind m?nnlich ? aber Gr?nderinnen passen sich in Krisenzeiten besser an!

Unter Gr?ndenden ist die Mehrheit zwar nach wie vor m?nnlich ? Frauen sind aber im Jahr 2020 mit 45 Prozent so pr?sent in der Gr?ndungslandschaft wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 nicht mehr. Eine m?gliche Erkl?rung ist die Tatsache, dass Gr?nderinnen w?hrend einer Krise h?ufiger Gesch?ftsmodellanpassungen vorgenommen haben als Gr?nder, so der KfW Gr?ndungsmonitor 2021. Dass es manche Frauen in der Gr?ndungslandschaft jedoch nach wie vor schwer haben, h?ngt mit strukturellen Barrieren wie mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Familie und fehlender sozialer Sicherung zusammen, aber auch mit Geschlechter-Stereotypen wie einem Bild des m?nnlich gepr?gten Unternehmertums. Damit mehr Frauen gr?nden, brauchen sie Unterst?tzung, einen besseren Zugang zu Kapital und vor allem mehr Sichtbarkeit durch Kampagnen. Schon im Kindesalter sollte unternehmerisches Denken und Handeln f?r M?dchen gef?rdert werden ? zum Beispiel durch fr?he ?konomische Bildung, sichtbare Vorbild-Unternehmerinnen und die Verankerung von MINT- und Gr?ndungsthemen im Unterricht.

Gr?ndende sind in Deutschland geboren ? aber Gr?ndende mit Migrationshintergrund sind Innovationstreibende!

In Deutschland gr?nden haupts?chlich Personen, die hier geboren sind, auch wenn die Gr?ndungsquote der migrantischen Bev?lkerung 2020 mit 5,6 Prozent deutlich h?her war als die der nicht-migrantischen (4,7 Prozent). Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben mit ihrer Gr?ndung allerdings im Schnitt h?here Wachstumsambitionen als Menschen ohne Einwanderungsgeschichte und bringen vergleichsweise oft Prozessinnovationen hervor. Das zeigt sich auch an der Zahl ihrer Patentanmeldungen: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft ist das Wachstum bei den Patentanmeldungen aus Deutschland in den vergangenen Jahren haupts?chlich den Erfinderinnen und Erfindern mit ausl?ndischen Wurzeln zu verdanken. Deswegen ist es sehr wichtig, attraktive und unb?rokratische Zug?nge zum Arbeitsmarkt speziell f?r Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu schaffen. Ein Bildungssystem, das Chancen unabh?ngig von Elternhaus und Herkunft er?ffnet ? zum Beispiel durch bundesweite Talentschulen, also besonders gut ausgestattete Schulen gerade in den Stadtteilen mit den gr??ten sozialen Herausforderungen ? ist hier von essenzieller Bedeutung.

Gr?ndende sind jung ? aber ?ltere haben mehr Erfahrung!

25- bis 34-j?hrige Personen sind in der Gruppe der Gr?ndenden am st?rksten vertreten. Die 18- bis 24 J?hrigen, die im Rahmen des GEM befragt wurden, haben sogar die gr??te Gr?ndungsquote aller Altersgruppen. Die Gr?ndungsszene in Deutschland ist also jung. Dabei sollten auch ??ltere? Gr?ndungsinteressierte (50+) gezielt unterst?tzt werden ? sie haben den Vorteil, jahrzehntelang angesammeltes Wissen in ihre Gesch?ftsidee und in den Gr?ndungsprozess einbringen zu k?nnen. Au?erdem sind Gr?ndungen durch ?ltere genauso innovativ wie die von J?ngeren. Wie schafft man es, mehr ?ltere Menschen f?r eine Unternehmensgr?ndung zu begeistern? Vor allem durch mehr gezielte Gr?ndungsberatung und Unterst?tzung ? denn diese ist laut der Mehrheit der GEM-Expertinnen und -Experten nur bedingt vorhanden. Vor allem Programme und Steuervorteile, um ?ltere Gr?ndungsinteressierte zu ermutigen, fehlen laut 90 Prozent der befragten Expertinnen und Experten.

Gr?ndende haben Geld ? aber Menschen ohne finanzielles Polster haben auch gute Ideen!

Auch ein Blick auf das Einkommen von Gr?ndenden lohnt sich. Im Rahmen des GEM wird das monatliche Nettohaushaltseinkommen der Befragten erhoben und in drei Einkommensbereiche untergliedert. Knapp die H?lfte der Gr?ndenden haben ein Haushaltseinkommen im h?chsten der drei Einkommensbereiche. Weniger Gr?ndende befinden sich hingegen im mittleren oder unteren Einkommensbereich. Auch unter den ?Nascent Entrepreneurs?, also denjenigen, die gerade erst dabei sind zu gr?nden und folglich noch keinen oder kaum Umsatz generieren, ist der Anteil derjenigen, die sich im oberen Einkommensdrittel befinden, am h?chsten (41 Prozent). Das verst?rkt den Eindruck, dass Gr?nden immer noch ein ?Privileg? f?r gut situierte Personen ist. Wie kann man es schaffen, dass auch Personen mit wenig finanziellen Eigenmitteln gr?nden? Ein m?glicher Ansatzpunkt ist es, den Zugang zu externen Finanzierungsm?glichkeiten zu erleichtern. Zum Beispiel durch den Ausbau und die Professionalisierung von Gr?ndungsfonds, Venture-Capital- und Crowdfunding- Angeboten.

Unsere Analysen haben gezeigt, dass ein Mensch, der heute in Deutschland gr?ndet, folgende Eigenschaften hat: Er ist relativ jung, einkommensstark und hat keine Einwanderungsgeschichte. Und obwohl Frauen im Jahr 2020 in der Gr?ndungsszene pr?senter werden, erfahren sie dort nach wie vor strukturelle Nachteile. Dabei ben?tigt die deutsche Gr?ndungszene diversere Perspektiven, in denen sich Menschen unabh?ngig von Herkunft, Besitzstand, Geschlecht, Hautfarbe, Muttersprache, sexueller Orientierung oder Behinderung willkommen f?hlen und gef?rdert werden. Denn im globalen Wettbewerb sollte kein ?konomisches und gesellschaftliches Potenzial verschenkt werden.

Einige Unternehmen und Einrichtungen setzen sich bereits gezielt f?r die Diversit?t in der Start-up Szene ein ? wie beispielsweise die Blended Value Incubator Ventreneurs GmbH. Erfahrungen und Einsch?tzungen von Julia K?mpers, Mitgr?nderin von Ventreneurs, zum Thema Diversity in der Gr?ndungslandschaft, finden Sie in der neuen Ausgabe des RKW Magazins: Diversit?t bereichert. Dort finden Sie diesen und viele weitere spannende Beitr?ge zum Thema Diversity in Unternehmen.

 

Gr?nderinnen und Gr?nder werden im Rahmen des GEM anhand der Total early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) ermittelt. Die TEA-Quote gibt den Prozentanteil derjenigen 18- bis 64-J?hrigen an, die w?hrend der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegr?ndet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gr?nden.

Menschen mit Einwanderungsgeschichte werden im GEM definiert als Personen, die nicht in Deutschland geboren sind.

 

Literatur & Links:
Kohlisch, E.; Koppel, O. (2021): IW-Kurzbericht 20/2021. Migration h?lt Deutschlands stotternden Innovationsmotor am Laufen. Institut der deutschen Wirtschaft. K?ln.

Metzger, G. (2021): KfW-Gr?ndungsmonitor 2021. Gr?ndungst?tigkeit 2020 mit Licht und Schatten: Corona-Krise bringt Tiefpunkt im Vollerwerb, birgt f?r viele aber auch Chancen. KfW Research. Frankfurt.

Sternberg, R. (2019): Are senior entrepreneurs less innovative than younger ones? In: Backman, M.; Karlsson, C.; Kekezi, O. (Hg.): Handbook of Research on Entrepreneurship and Aging. Cheltenham: Edward Elgar, 110?143. doi.org/10.4337/9781788116213

Sternberg, R.; Gorynia-Pfeffer, N.; Stolz, L.; Baharian, A.; Schauer, J.; Chlosta, S.; Wallisch, M. (2021): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). L?nderbericht Deutschland 2020/2021. Eschborn und Hannover: RKW Kompetenzzentrum und Institut f?r Wirtschafts- und Kulturgeographie, Leibniz
Universit?t Hannover.

 

Datenquelle: Global Entrepreneurship Monitor Adults Population Survey (APS) 2020.
Gestaltung Grafik: Claudia Weinhold.

Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Mit unseren RKW Alerts bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Wir informieren Sie automatisch und kostenlos, sobald es etwas Neues zum Projekt "Global Entrepreneurship Monitor" auf unserer Website gibt. Alles, was Sie dafür brauchen, ist eine E-Mail-Adresse und 10 Sekunden Zeit.

Bitte geben Sie hier das Wort ein, das im Bild angezeigt wird. Dies dient der Reduktion von Spam.

CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz Wenn Sie das Wort nicht lesen können, bitte hier klicken.