Zehn Tage USA gemeinsam mit drei Startuppern: Wir waren beim Finale des Cleantech Open Global Ideas Wettbewerb in Los Angeles und sind anschlie?end noch gemeinsam in San Franscico und im Silicon Valley unterwegs gewesen. Zehn Tage voll intensiver Eindr?cke und interessanter Gespr?che. Drei Schl?sselszenen sind mir dabei in Erinnerung geblieben.

Investor Connect

Der "Investor Connect" war Teil des Cleantech Open Wettbewerbs. Zwei R?ume voll mit Stehtischen, an denen je ein Vertreter einer Investmentfirma oder ein Business Angels steht. Jedes Startup-Team macht mit zehn von diesen Investoren ein Sieben-Minuten-Interview. Oft stellt sich schnell heraus, das Technologie-Sektor, geographische Herkunft und vor allem Investment Stage der Startups nicht zu den Vorstellungen des Investors passen. Aber typischerweise kommt dann trotzdem ein Satz wie "Eisenbahn-Technik? Das machen wir nicht, aber ich kenne da jemand, der in dem Bereich t?tig ist, den kannst Du ansprechen."

Teams, die die Investoren-Szene schon etwas l?nger kannten, haben uns erz?hlt, dass es f?r Hardware-Startups auch in den USA nicht ganz einfach ist, Kapital f?r die ganz fr?hen Phasen der Gr?ndung zu bekommen. Im Cleantech-Bereich werden h?ufig Maschinen und Anlagen entwickelt und die Gesch?ftsmodelle stehen und fallen in den USA genau wie bei uns mit lokaler Regulierung und F?rderprogrammen. Das passt oft nicht zu den Vorstellungen vieler Investoren, die von den Wachstumsraten erfolgreicher Valley-Startups gepr?gt sind, die mit Software-Plattformen in kurzer Zeit viele Millionen Kunden erreichen.

Gr?nder?kosystem

Freddy Sulk hat bei unserem Besuch beim German Accelerator, den er als Chief Operations Manager betreut, gut zusammengefasst, was am Gr?nder?kosystem Silicon Valley besonders ist:

Erstens werden hier schon seit sechzig Jahren Unternehmen gegr?ndet, finanziert und verkauft - also lange bevor das Internet entstanden ist. Diese Gr?nder geben ?ber Mentoring, das oft an eine Finanzierung gekn?pft ist, technisches Wissen und Gr?ndungserfahrung an junge Unternehmen weiter. Und zweitens finden sich hier bei Netzwerk-Events sowohl Gr?nder als auch die C-Suite von etablierten Unternehmen. Wer Startupper ist und wer erfahrener Unternehmer spielt dabei keine so gro?e Rolle.

Oft wird ja in Deutschland die Bedeutung des Mittelstand f?r die Besch?ftigung oder f?r die regionale Wirtschaft betont, die durch langfristiges Engagement gekennzeichnet sind (siehe z.B. Frederike Welter in der FAZ). Das ist im Silicon Valley aber nicht anders: Erfolgreiche Unternehmen verfolgen auch hier eine langfristige Strategie zum Wohle der Region (sonst ginge es der Region wohl nicht so gut), nur hei?t das nicht, dass man Facharbeiter an sich bindet indem man ihnen sichere Arbeitspl?tze bietet, sondern dass man Programmierern Gelegenheit gibt, an neuen aufregenden Technologieentwicklungen mitzuarbeiten.

LinkedIn

Die Programmierer sind dabei sehr flexibel - einerseits, weil sie gern am neuesten "hei?en Schei?" mitarbeiten und daf?r auch bereit sind, die Stelle zu wechseln. Zum anderen kommt es nat?rlich vor, dass Startups scheitern und die Mitarbeiter sich neue Stellen suchen m?ssen. Mirko Wutzler von der Deutschen Au?enhandelskammer in San Francisco hat uns erz?hlt, dass die durchschnittliche Verweildauer auf einer Stelle etwa 18 Monate betr?gt. So w?rden neben dem pers?nlichen Kontakt soziale Online-Netzwerke wie LinkedIn wichtige Werkzeuge f?r die Netzwerkpflege, denn sie helfen, die eigenen Kontakte nicht aus den Augen zu verlieren. Die k?nnen dann wieder helfen, neue Gelegenheiten zu erschlie?en - sei es, weil die eigenen Stelle sich in Luft aufl?st oder weil man wieder Appetit auf neue Herausforderungen hat.

Fazit

Nat?rlich muss man nicht versuchen, die amerikanische Business-Kultur eins zu eins nachzuahmen. Steven Hill argumentiet in seinem Buch "Die Startup-Illusion", dass der deutsche Sozialstaat und die im Mittelstand wurzelte Unternehmerkultur, die regionale Arbeitsm?rkte braucht und erh?lt, Errungenschaften sind, die dabei helfen k?nnen, Disruptionen aus dem Silicon Valley erfolgreich zu meistern und die deshalb auf keinen Fall leichtfertig der Imitation der Valley-typischen Internet-?konomie geopfert werden sollte. Aber von der Offenheit im Umgang mit jungen Unternehmen und dem bedingungslosen Willen zum Netzwerken k?nnen wir uns eine Scheibe abschneiden.