Eine Betrachtung der Entwicklungspfade erfolgreicher Gr?ndungsregionen zeigt: Kapital kommt zu Beginn insbesondere durch ?ffentliche Investitionen und F?rderma?nahmen als auch von Business Angels, dann von den regional ans?ssigen Unternehmen sowie Universit?ten und erst sp?ter von Venture-Capital-Fonds. F?r viele Regionen stellt der ?bergang von einer ?berwiegend ?ffentlich getragenen hin zu einer st?rker privat finanzierten Entwicklung eine gro?e Herausforderung dar. In unserem Erfahrungsaustausch wollten wir genau hier?ber sprechen: Wie k?nnen sich Regionen von einer ?ffentlichen Unterst?tzung unabh?ngiger machen und auch f?r private Investoren attraktiver werden? Im Idealfall entsteht ein ausgewogenes Gr?ndungs?kosystem, das sowohl von ?ffentlichem als auch privatem Kapital ?getragen? wird. Mit unseren G?sten Andreas Bernaczek (Conventure Club), Selma Meryem Peters (InVenture) und Matthias Helfrich, (MGH Beratungs- und Beteiligungs-GmbH) haben wir ?ber Motive und die Ansprache von (potenziellen) Investoren sowie die effektive Nutzung von F?rderprogramme gesprochen.

Motive aus der Angel-Perspektive: Emotionale Rendite und Impact

Aus Sicht von Angel-Investoren ist die Chance auf finanzielle Gewinne durch die Beteiligung an Startups nur eins von mehreren Motiven, erkl?rt der langj?hrige Business Angel Matthias Helfrich. Die pers?nliche Begleitung und die h?ufig enge Bindung zwischen Angel und Gr?ndungsteam f?hrt nicht selten auch zu einer ?emotionalen Rendite?, insbesondere dann, wenn schwierige Phasen gemeinsam gemeistert werden. Hinzu kommt eine zunehmende Impact-Orientierung: Durch die Unterst?tzung von neuen Technologien und Gesch?ftsmodellen kann ein Beitrag zur Zukunftsf?higkeit einer Region erbracht werden und gezielt z.B. in gr?ne oder nachhaltige Startups investiert werden.

Motive aus Unternehmenssicht: Technologiezugang und neue Gesch?ftsmodelle

Bei mittelst?ndischen Unternehmen als Investoren ist die Motivlage bei einer Beteiligung an Startups anders ausgepr?gt, erl?utert Andreas Bernaczeck. Hier geht es vor allem um den Zugang zu innovativen Technologien und Gesch?ftsmodellen, welche die eigene Wettbewerbsf?higkeit st?rken k?nnen. Auch das Kennenlernen von potenziell neuen Mitarbeitenden kann hier eine Rolle spielen. Doch zun?chst besteht eine gro?e Herausforderung darin, das regionale Unternehmen eine Beteiligung an Startups ?berhaupt in Erw?gung ziehen. In diesem Feld ist noch viel ?Bildungsarbeit? notwendig. Die richtige Ansprache ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt.     

Ansprache von Investoren: Erst inhaltlicher Fokus, dann Kontaktaufnahme

Selma Meryem Peters empfiehlt f?r die Kommunikation mit potenziellen Investorinnen und Investoren zun?chst einen thematischen Fokus festzulegen und ein geeignetes Format zu finden, das zu einer Region passt. Daraufhin k?nnen passende Startups identifiziert werden. Sollte ein ?Matchmaking? angestrebt werden, sind h?ufig umfangreiche Recherchearbeiten notwendig. Dar?ber hinaus gilt es, falsche Versprechen zu vermeiden. F?r potenzielle Investoren wie zum Beispiel regionale Unternehmen sollte der Mehrwert der Formate klar erkennbar sein und es sollte nicht der Eindruck der ?Zeitverschwendung? entstehen. Gerade F?hrungspersonen von mittelst?ndischen Betrieben sind sonst kaum aus ihrem operativen Alltag wegzulocken. 

Neue Perspektiven f?r den Mittelstand aufzeigen: tempor?re Beteiligung an Startups als Chance

H?ufig sind in familiengef?hrten Mittelstandsunternehmen grundlegende Perspektivwechsel notwendig. Viele Unternehmerfamilien denken unternehmerisch in vielen Generationen, oft geht es dabei um langfristige Nachfolgeregelungen. Tempor?re Beteiligungen an Startups als unternehmerisches Handeln stehen dazu im Gegensatz. Hier geht es darum, Begeisterung zu wecken und die Chancen sowie den Wert einer Beteiligung aufzuzeigen, sowohl f?r das Unternehmen selbst als auch f?r die Region. Talente und Technologien k?nnen so an einen Ort ?gebunden? werden, die sonst an gr??ere St?dte oder Metropolen verloren gehen w?rden.

Kleine Regionen f?r Startups aus ganz Deutschland attraktiv machen

Andreas Bernaczeck weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es im Zuge der St?rkung einer eher l?ndlich gepr?gten Region nur gemeinsam funktioniert. Neben den sog. Hidden Champions ist es wichtig, weitere Player wie die Wirtschaftsf?rderung, Banken, Sparkassen und die Hochschulen mitzunehmen, um Startups zu halten oder auch anzuziehen. Er empfiehlt au?erdem, nicht nur lokale Gr?nderinnen und Gr?nder in den Blick zu nehmen, sondern sich auch mit Startups aus anderen Regionen Deutschlands zu vernetzen, zum Beispiel durch Pitchveranstaltungen.    

Neue Orte der Begegnung gemeinsam gestalten

Die Attraktivit?t und St?rke von Regionen kann aus der Sicht von Matthias Helfrich von ?ffentlicher Seite durch die Bereitstellung von Infrastruktur verbessert werden. Hierbei geht es allerdings weniger um einen weiteren Gewerbepark vor den Toren der Stadt, sondern um die Mitgestaltung von einladenden Begegnungsst?tten - auch in Kooperation mit privaten Partnern. Als Beispiel kann hier das Alte Gericht in Wiesbaden genannt werden, welches in Zusammenarbeit zwischen der regionalen Gr?ndungsszene mit Institutionen der ?ffentlichen Wirtschaftsf?rderung als neues Gravitationszentrum f?r die Stadt und das Umland geplant wird. Denn gerade in den sehr fr?hen Phasen eines Gr?ndungsvorhaben sind h?ufige Kontakte und gemeinsamer Austausch f?r die Vertrauensbildung essentiell.   

?ffentliche Programme f?r Ko-Investitionen nutzen

Das erh?hte Risiko kann bei Startup-Investments durch die Nutzung ?ffentlicher Programme reduziert werden. Ko-Investitionen oder auch steuerliche Verg?nstigungen kommen hier zum Einsatz. Neben den bekannteren staatlichen Ma?nahmen (siehe unten: Exkurs), gibt es auch noch weitere weniger bekannte F?rderungen. An dieser Stelle sei exemplarisch auf die Startup-F?rderung der rentenbank f?r agrarnahe Startups (AgTech und FoodTech) verwiesen. Oftmals sind branchenorientierte Programme weniger stark verbreitet und m?ssen ?ber gezielte Netzwerkarbeit oder Bootcamps sowohl bei angehenden Gr?ndenden aber auch bei Investoren bekannt gemacht werden. Wichtig ist dabei eine noch st?rkere institutionelle Verzahnung zwischen privaten und ?ffentlichen Kapitalgebern. Die Vielfalt an deutschlandweiten Startup-Hubs und Inkubatoren bieten hier bereits gute Ans?tze, jedoch bleiben nach wie vor noch zu viele Regionen au?en vor.    

Exkurs: Die ?ffentliche F?rderstruktur f?r Startups in Deutschland

Die staatliche F?rderung von Startups setzt sich aus einem breiten Portfolio an Unterst?tzungsma?nahmen zusammen. Auf Bundesebene stehen insbesondere die Programme der KfW im Mittelpunkt, die u.a. auf die Mittel des ERP-Sonderverm?gens (European Recovery Program) zur?ckgreifen. Hierzu geh?ren der ERP-Gr?nderkredit ?Startgeld? mit bis zu 125.000 ? Kredit pro Gr?ndungsvorhaben und das ?ERP-Kapital f?r Gr?ndung? mit zu 500.000 ?. Das Kapital wird ?ber die Hausbank bereitgestellt, welche auch die Pr?fung der Antr?ge ?bernimmt. Von Seiten des Bundesministeriums f?r Wirtschaft und Klimaschutz unterst?tzt das Programm EXIST technologieorientierte Gr?ndungen an Universit?ten und Forschungseinrichtungen. Es umfasst eine F?rderung der Gr?ndungskultur und die Vergabe von Gr?ndungsstipendien, wobei auch die Mittel des Europ?ischen Sozialfonds (ESF) genutzt werden.   

Weitere, zumindest halb?ffentliche Finanzierungsinstrumente sind u.a. der High-Tech-Gr?nderfonds (HTGF), der ?ffentliche Finanzierungsanteil des privat ko-finanzierten Venture-Capital-Fonds coparion sowie die ERP/EIF-Wachstumsfazilit?t aus Mitteln des Europ?ischen Investitionsfonds (EIF) und des ERP. Es handelt sich hierbei um einzelne Programme, die Bestandteil des sog. Zukunftsfonds sind. Dieser umfasst noch eine Vielzahl an weiteren Ma?nahmen. Das Volumen der ?ffentlichen Mittel bel?uft sich auf 10 Milliarden Euro. Gemeinsam mit privatem Kapital sollen bis zu 30 Milliarden Euro f?r Startups und Wachstumsunternehmen generiert werden. F?r Angel-Investoren bietet das F?rderprogramm INVEST ? Zuschuss f?r Wagniskapital Unterst?tzung bei fr?hen Beteiligungen an Startups. Dar?ber hinaus gibt es auf der Ebene der Bundesl?nder weitere ?ffentliche Beteiligungsgesellschaften, die Venture Capital in Technologie- und Wachstumsunternehmen investieren. In der Regel besteht die M?glichkeit zur Kombination von Bundes-, L?nder- und privaten Mitteln (vgl. Klaus-Heiner R?hl 2021: Startups und Venture Capital in Deutschland).

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