Manchmal ist es gut, ?ber den Tellerrand zu blicken, so das Sprichwort. Das gilt auch f?r uns ? so haben wir uns umgeschaut, was das europ?ische Ausland zu bieten hat, wenn es um die Zusammenarbeit von Startups und Unternehmen geht.

Ich habe mit Valerie Mocker gesprochen, einer leitendenden Wissenschaftlerin im Bereich Startups und Entrepreneurship. Die Deutsche lebt in London und arbeitet bei Nesta, einer gemeinn?tzigen Organisation f?r Entrepreneurship und Innovation mit Standort in England.

Das folgende Interview, das ich mit ihr gef?hrt habe, ist dem aktuellen RKW Magazin entnommen.

Frau Mocker, Sie haben sich eingehend mit der Zusammenarbeit von Unternehmen und Startups besch?ftigt. Bei wem liegen denn Ihrer Meinung nach die gr??ten Herausforderungen, wenn Unternehmen und Startups miteinander arbeiten?

Valerie Mocker: Der Tenor ist eigentlich ?berall ?hnlich: Die Probleme treten meistens eher bei den gro?en Unternehmen auf und nicht unbedingt auf der Seite der Startups.

Um was handelt es sich dabei konkret?

Ein gro?es Problem ist zum Beispiel die fehlende Unterst?tzung oder das mangelnde Verst?ndnis und Vertrauen f?r die Zusammenarbeit mit Startups ? meist auf Managementebene der etablierten Unternehmen. Wenn da nicht die gro?en Namen als Partner fallen, reicht die Bereitschaft, ein gewisses Risiko einzugehen, oft nicht aus.

Ein anderer Punkt ist, dass bei der Auswahl der Programme ? wie Acceleratoren oder Inkubatoren ? gar nicht auf die eigentlichen Ziele geachtet wird. Wir haben schon auf die Frage nach der Motivation als Antwort erhalten ?Weil ein Wettbewerber das auch macht.? Dann wird eine erfolgreiche Umsetzung und Zusammenarbeit ziemlich schwierig.

Was meinen Sie, sollte jedes Unternehmen mit Startups kooperieren?

Nein, nat?rlich nicht! Es kommt immer auf die Ziele an, die mit der Kooperation angestrebt werden. ?brigens sollten diese unbedingt vor der Kooperation definiert werden. Und wenn es zu einer Zusammenarbeit kommt, ist auch eine Pilotphase anzuraten.

Und was f?llt bei den Startups auf? Haben Sie Tipps f?r Startups und junge Unternehmen, die mit etablierten Unternehmen zusammenarbeiten m?chten?

Oft untersch?tzen Startups die Zeit vom ersten Gespr?ch bis zum Vertrag. Gerade in der Zusammenarbeit mit gestandenen Unternehmen m?ssen einige H?rden genommen werden. Sie sind zum Beispiel im Vergleich zu Startups l?ngst nicht so spontan und flexibel, wie man sich das vielleicht w?nscht.

Auch wenn Startups an Firmen herantreten, um ein Investment zu bekommen, vergessen sie oft, wie wichtig die Beziehung und das Vertrauensverh?ltnis sind. Das ist wie bei einem ersten Date ? da muss man sich auch erst einmal besser kennenlernen, zu hohe Erwartungen oder ?bereifer k?nnen das Gegenteil bewirken. Mein Tipp ist deshalb: F?r Startups sollte es beim ersten Gespr?ch nicht in erster Linie um den Pitch oder den Verkauf der Gesch?ftsidee gehen, sondern um den Aufbau von Vertrauen.

In Ihrer Untersuchung haben Sie sich mit den gro?en Konzernen wie BMW und Microsoft befasst. Sind die Modelle auch auf Mittelst?ndler ?bertragbar?

Ja, auf jeden Fall! Bei den Mittelst?ndlern ist der Trend noch nicht angekommen, aber es besteht ein gro?es Potenzial. Unsere Empfehlungen, die wir f?r gro?e Unternehmen aufbereitet haben, gelten aber genauso auch f?r KMU.

Und welche Empfehlungen sind das?

Zum Beispiel sollten sich Unternehmen immer vorab fragen, warum sie eine Zusammenarbeit anstreben. Also klare Ziele definieren! Und das Format der Zusammenarbeit sollte je nach Motivation und verf?gbaren Ressourcen ausgew?hlt werden.

Anstatt zu finanziellen Mitteln zu greifen, k?nnen kleinere Unternehmen den Startups auch Produkte und Tools zur Verf?gung stellen. Das ist f?r Startups oft ebenso interessant ? und ist f?r Mittelst?ndler auch machbar. Auch k?nnen Mentoring-Programme als Gegenleistung aufgesetzt werden: Mitarbeiter von Mittelst?ndlern k?nnen Startups coachen, die dann wiederum dem Mitarbeiter von ihrer ?Startup-Kultur? etwas mitgeben, quasi ein Erfahrungsaustausch auf beiden Seiten.

Vielen Dank f?r das Gespr?ch!

Valerie Mocker hat mir aus ihrer aktuellen Publikation zehn Punkte genannt, die auf jeden Fall beachtenswert sind und die ich Ihnen nicht vorenthalten m?chte.

Quelle: Nesta (2015): Winning together - a guide to successful corporate-startup collaborations, S. 6
10 Tipps f?r Unternehmen, die mit Startups zusammenarbeiten m?chten:
1.Definieren Sie genau Ihre Ziele, die Sie mit der Zusammenarbeit mit Startups erreichen m?chten.
2.W?hlen Sie das Programm, das am besten zu diesen Zielen passt.
3.Sichern Sie sich die Unterst?tzung auf Managementebene.
4.Entwickeln Sie Kennzahlen.
5. Erfassen Sie kontinuierlich Daten zur Zusammenarbeit sowie das Feedback, um das Modell erfolgreich wiederholen zu k?nnen.
6.Lassen Sie die Programme von Mitarbeitern umsetzen, die unternehmerisch denken.
7.Teilen Sie diese Aufgabe einem internen Leistungstr?ger mit Entscheidungs- und Budgetbefugnissen zu.
8.

Sorgen Sie f?r ?ffentlich sichtbare und einfach zug?ngliche Anlaufstellen f?r Startups.

9.Schauen Sie sich weltweit um, um die besten Startups und Technologien f?r sich zu gewinnen.
10.Machen Sie es Startups leicht, mit Ihnen zu arbeiten.

Dieser Beitrag ist dem aktuellen RKW Magazin 2/2016 entnommen. Gern k?nnen Sie weitere Beitr?ge in der PDF lesen, oder bestellen Sie sich gleich eine Printausgabe:

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