Startups gelten als Antreiber von neuen Technologien und Herausforderer bestehender Wirtschaftsstrukturen. Ein R?ckgang von Gr?ndungsaktivit?ten wird daher nicht selten mit mangelnder Zukunftsf?higkeit von ganzen L?ndern oder einzelnen Regionen gleichgesetzt. Die H?he des Anteils von Startups an allen Gr?ndungen h?ngt von der Definition und den verf?gbaren Daten ab. Beispielsweise legt die KfW Research f?r die Analyse von Startup-Aktivit?ten folgende Merkmale fest: junge gewerbliche Unternehmen, die vor h?chstens f?nf Jahren gegr?ndet wurden und deren Gr?nderinnen und Gr?nder im Vollerwerb t?tig sind. Wesentliche Merkmale sind au?erdem ein Gr?ndungsteam oder Besch?ftigte sowie eine innovations- oder wachstumsorientierte Ausrichtung mit dem Ziel, eine technologische Innovation zur Marktreife zu bringen.

Anhand dieser Definition wird ein Gesamtbestand von 61.000 Startups f?r das Jahr 2021 in Deutschland ermittelt. Nur ein kleiner Teil aller Gr?ndungen weist Merkmale von Startups auf, bei Frauen sind es drei und bei M?nnern immerhin neun von 100 Gr?ndungen. Analysen aus dem Global Entrepreneurship Monitor kommen zu einem ?hnlichen Ergebnis. Hier liegt der Anteil an Gr?nderinnen und Gr?ndern von technologieorientierten Unternehmen im Jahr 2021 bei etwa 5,8 Prozent.

Besch?ftigungseffekte: 18 Mitarbeitende pro Startup

Die Wachstums- und Innovationsorientierung von Startups birgt nicht nur ein au?erordentliches Erneuerungs- sondern auch ein hohes Besch?ftigungspotenzial. Im Schnitt besch?ftigen Startups etwas mehr als 18 Mitarbeitende, so das Ergebnis des Deutschen Startup Monitors 2022 (hier umfasst die Definition Unternehmen, die bis zu zehn Jahre am Markt sind). Vielversprechende Startups mit ihren Talenten und Technologien ziehen die Aufmerksamkeit von Investoren und etablierten Unternehmen auf sich und k?nnen hierdurch zu einem wesentlichen Wirtschafts- und Standortfaktor von St?dten und Regionen werden. Neben den positiven Effekten bestehen aber auch Risiken: Startups, die rasant gewachsen sind, m?ssen sich schnell wieder von Mitarbeitenden trennen, wenn die geplanten Umsatz- oder Gewinnziele nicht erreicht werden.

Mehr Startups abseits der gro?en Zentren

Auf den ersten Blick scheinen sich Startups nahezu vollst?ndig auf die gro?en St?dte wie M?nchen, Berlin und Hamburg zu konzentrieren, beim n?heren hinsehen zeigt sich jedoch, dass die r?umliche Konzentration von Startups in den vergangenen Jahren etwas abgenommen hat und auch ?Abseits der Metropolen? spannende neue Tech-Unternehmen entstehen k?nnen. Die M?glichkeit, den Arbeitsort frei w?hlen zu k?nnen (?work-from-anywhere?), scheint diese Entwicklung zu beg?nstigen.

Persistente Strukturen gef?hrden Innovationspotenziale

Insbesondere in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sollten unterst?tzende Rahmenbedingungen und Programme f?r Gr?ndungen und Startups von Seiten der Politik und F?rderung nicht aus den Augen verloren werden, denn wirtschaftliche Strukturen neigen nicht selten zu einer Persistenz und f?hren zu einer ?Verkn?cherung der Wirtschaft?. Dies verdeutlicht sich beispielhaft im Herbst 2022 in Deutschland auf eindr?ckliche Art und Weise: W?hrend viele etablierte Unternehmen aus dem DAX im Zuge der Energiekrise? - begleitet durch eine hohe Inflation und steigende Zinsen - die h?chsten Ertr?ge seit 20 Jahren einfahren, k?mpfen viele Startups ums ?berleben. Etablierte Unternehmen k?nnen in vielen F?llen die gestiegenen Kosten an den Kunden weitergeben. Startups, die gerade ein neues Produkt entwickeln oder einen Marktzugang aufbauen, sind dazu nicht in der Lage. Hierdurch entsteht ein Ungleichgewicht zwischen etablierten und neuen Unternehmen, die mit einem Selektionsprozess von Startups und somit dem Verlust von Technologie- und Innovationspotenzialen einhergehen kann. Dies zeigt sich auch in der Gr?ndungsdynamik: wurden im Jahr 2021 noch 3.196 Startup-Neugr?ndungen im Handelsregister gez?hlt, so waren es im Jahr 2022 nur 2.618. Das entspricht einem R?ckgang von 18 Prozent.  Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Startup-Verbands in Kooperation mit startupdetector. 

Positive Effekte durch Startup-Gr?ndungen

Aus der Perspektive der Unterst?tzenden von Gr?ndungen ist es hilfreich, die vielf?ltigen positiven Effekte von Startups als Wirtschafts- und Standortfaktor zu kennen, um auf eine argumentative Basis f?r den Diskurs mit politischen Institutionen und Entscheidungstr?gern zur?ckgreifen zu k?nnen. 

  • Startups sind ein Wirtschaftsfaktor, in dem sie neue Arbeitspl?tze schaffen. Und zwar im Durchschnitt deutlich mehr als konventionelle Gr?ndungen. In diesem Zusammenhang kann zwischen direkten Besch?ftigungseffekte (Arbeitspl?tze bei den Startups selbst) und indirekten Besch?ftigungseffekten (bei Dienstleistern und Zulieferern) unterschieden werden. Das generierte Einkommen erh?ht die Kaufkraft und f?hrt zu sogenannten induzierten Effekten, welche die regionale Wertsch?pfung insgesamt erh?hen. Ebenfalls von Bedeutung sind Steuereinnahmen f?r die jeweiligen Kommunen.
  • Startups sind ein Standortfaktor, in dem sie die Attraktivit?t einer Region f?r Talente und Unternehmen erh?hen. Es entstehen wirtschaftliche Vorteile f?r Unternehmen und Investoren aufgrund der r?umlichen N?he zu Startups. Konkret geht es um den Zugriff auf unternehmerisches Know-how, potenzielle Mitarbeitende und neuen Technologien. In der Folge entstehen Agglomerations- und Wettbewerbsvorteile, die neue Startups hervorbringen und eine ?berregionale Anziehungskraft erzeugen.

Startups profitieren somit nicht nur von gr?ndungsfreundlichen Rahmenbedingungen, sondern k?nnen selbst zur positiven Entwicklung einer Region beitragen, indem sie als Innovationstreiber die Wirtschaftskraft st?rken und die Standortqualit?t verbessern. Die daraus folgende Attraktion von Kapital und Unternehmen f?hrt dann zu selbstverst?rkenden Effekten und bietet so einen N?hrboden f?r die Entstehung von weiteren Gr?ndungen und Startups.

 

Quellen

Choudhury Prithwiraj (Raj), Cirrus Foroughi, Barbara Larson (2020): Work-from-anywhere: The productivity effects of geographic flexibility. In: Strategic Management Journal, Issue 4, April 2021, Pages 655-683.

Jannis Gilde, Alexander Hirschfeld, Vanusch Walk, Arnas Br?utigam, Felix Engelmann (2023): Next Generation. Startup-Neugr?ndungen in Deutschland. Bundesverband Deutscher Startups und startupdetector.

Georg Metzger (2022): KfW-Start-up-Report 2022.

Larissa Holzki, Dennis Schwarz (2022): Landshut, Lippstadt, Hennef: Investoren auf Start-up-Jagd entdecken die Provinz. In: Handelsblatt 4.5.2022.

RKW Kompetenzzentrum (2022): Bei technologieintensiven Gr?ndungen besteht noch Chancenpotential. Infografiken Global Entrepreneurship Monitor 2021/2022.

Rolf Sternberg, Natalia Gorynia-Pfeffer, Lennard Stolz, Julia Schauer, Armin Baharian, Matthias Wallisch (2022): Global Entrepreneurship Monitor 2021/2022. Unternehmensgr?ndungen im weltweiten Vergleich ? L?nderbericht Deutschland 2021/2022.

Wim Naud?, Paula Nagler (2022): The Ossified Economy: The Case of Germany, 1870-2020. IZA Discussion Paper No. 15607

Tobias Kollmann, Christina Strau?, Anna Pr?pper, Caroline Faasen, Dr. Alexander Hirschfeld, Jannis Gilde, Vanusch Walk (2022): Deutscher Startup Monitor 2022. Innovation ? gerade jetzt. Bundesverband Deutscher Startups.

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