F?r unsere Pilotprojekte arbeiten wir mit deutschen Unternehmen zusammen, die spannende Energieprojekte in Afrika umsetzen m?chten. Die Zusammenarbeit findet zum Beispiel ?ber Contracting-Modelle oder PPP (Public-Private Partnerships) statt.

Die Unternehmen erstellen spannende Energiekonzepte und finanzieren das Projekt gemeinsam mit der bettervest-Crowd. bettervest verfolgt mit den Projekten das Ziel m?glichst viel Einfluss auf den Klimawandel zu generieren, indem m?glichst hohen Einsparungen an CO2-Emissionen generiert werden. Der Reiz an den Projekten in Afrika besteht darin, dass Technologien aus den 60-Jahren durch Technologien, die auf dem aktuellen Stand der Technik aufbauen, ausgetauscht werden. Die Auswirkungen auf das Klima sind bei diesen Projekten deutlich effektiver als bei der ?berwiegenden Anzahl an Projekten in Deutschland, bei welchen Technologien aus dem Jahre 1995 auf den aktuellen technischen Stand gebracht werden. Falls durch die Projekte, wie z. B. beim aktuellen Projekt ? Mobile Solarkraftwerke?(Link: bettervest.de/solarcontainer-made-in-germany-fuer-afrika) , zudem ?kosoziale Aspekte gef?rdert werden, entsteht eine Win-Win-Situation f?r alle Beteiligte.

 


Besch?ftigen sich die Menschen und Unternehmen in Afrika ?berhaupt mit den Themen erneuerbare Energie sowie Energieeffizienz? Was sind die Gemeinsamkeiten und worin unterscheidet sich der Umgang mit diesen Themen im Vergleich zu Europa?

Weder die Menschen noch die Unternehmen besch?ftigen sich mit den Themen erneuerbare Energie oder Energieeffizienz. Die Herausforderung f?r afrikanische Regierungen oder Unternehmen besteht vor allem darin Energie bzw. Strom zu erzeugen. In Mali haben nur 17 % der Bev?lkerung Zugang zu Strom. Der Begriff erneuerbare Energie ist bekannt, aber spielt im Alltag keine nennenswerte Rolle. Vor diesem Hintergrund besteht keinerlei Interesse an Ma?nahmen zur effizienteren Erzeugung und Nutzung von Energie.

Im Vergleich zur Europa herrscht in Afrika eine v?llig andere Ausgangssituation und genau in diesem Aspekt sehe ich die gro?e Chance f?r Afrika. Der Kontinent kann ganze Entwicklungsprozesse ?berspringen und statt zun?chst auf herk?mmliche Wege zur Stromerzeugung, wie Kohle oder Atom, zu setzen, die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien etablieren. Dadurch profitiert der gesamte Kontinent nachhaltig in der Kostenentwicklung und interkontinentale Abh?ngigkeiten, wie sie durch den notwendigen Import von fossilen Brennstoffen existieren, k?nnen abgebaut werden.

In einem Interview auf Youtube sprechen Sie unter anderem auch das verzerrte Bild von Afrika an, das viele Europ?er haben. Was ist Ihr pers?nlicher Eindruck hinsichtlich der Wahrnehmung der beiden Kontinente und deren Bev?lkerungen?

In mir schlagen zwei Herzen, ein deutsches und ein afrikanisches. Meine Kinder sind halb-deutsch, halb-malisch bzw. -senegalesisch. Und daher erlebe ich die unterschiedliche Wahrnehmung seit vielen Jahren tagt?glich. Neben Rassismus und tiefer Entt?uschung ?ber jahrhundertelange Ausbeutung auf Seiten der Afrikaner, nehmen Europ?er den Kontinent Afrika meist nur in einem negativen Kontext wahr. Mit dem Ebola-Ausbruch ist der Kontinent f?r die ?ffentlichkeit ohnehin wieder im Stereotyp des unregierbaren Krisenherdes gelandet.

Die europ?ischen Medien haben ?ber ein halbes Jahrhundert ein Bild von Armut, Katastrophen, Terror und Elend gezeichnet. Es ist ein mediales Sperrbild zwischen Spendenmarathons und Abenteuer-Safaris entstanden, das mitnichten die Realit?t, die Chancen, den Stolz und die Sch?nheit Afrikas abbildet. Auch hier wollen wir durch unsere Projekte mittels beispielsweise Crowdfunding-Kampagnen aktiv ansetzen. Dadurch k?nnen wir einer jungen Generation von Afrikanern die M?glichkeit geben, sich auf einer europ?ischen B?hne zu pr?sentieren und aufzuzeigen auf welche Weise sie die Entwicklung in ihrer Heimat in die eigene H?nde nehmen. Afrikaner w?nschen sich keine Unterst?tzung in Form von (Entwicklungs-)Hilfen, sondern eine faire sowie respektvolle Partnerschaft mit Europa. Zudem erhoffen wir uns, dass wir durch die Vorstellung der jungen afrikanischen Generation mit Ihren W?nschen, Ihrem Mut und Ihren Vorhaben die europ?ische Wahrnehmung in der ?ffentlichkeit ein St?ck weit korrigieren k?nnen.

Es gibt bereits einige Projekte, um nachhaltige Energien in Schwellenl?ndern, u.a. in Afrika, zu etablieren. Diese besch?ftigen sich eher damit der Bev?lkerung ?berhaupt erst mal Zugang zu Strom ohne Dieselgeneratoren zu erm?glichen.

Im Gegensatz dazu schl?gt bettervest in Afrika einen ganz anderen Weg ein. Wieso haben Sie sich f?r diesen Weg entschieden?

Die existierenden Projekte zur Etablierung von erneuerbaren Energien in Afrika haben aus meiner Sicht ein gro?es Problem. Wir Europ?er behandeln Afrika als ein r?ckst?ndigen Kontingent, welchen man durch den Export von veralteten oder kaputten Produkten, wie Autos, K?hlschr?nke und Kleidungsst?cke unterst?tzt. Projekte, die als Zielsetzung den Export von alten Kohlekraftwerken nach Afrika verfolgen, um dort die Stromerzeugung zu erm?glichen, machen mich w?tend und traurig.

Der demographische Wandel wird zu riesigen Verwerfungen der Bev?lkerungen auf unseren Kontinenten f?hren. Im Jahr 2020 wird sich die Bev?lkerung Afrika verdoppeln und mehr als die H?lfte der afrikanischen Bev?lkerung wird j?nger als 18 Jahre alt sein, w?hrend in Europa das Vergreisen der Gesellschaft weiter fortschreitet. Daher sollte es auch im europ?ischen Interesse sein Afrika bei einer nachhaltigen und erfolgreichen Entwicklung als gleichwertiger Partner zu Seite zu stehen. Die Partnerschaft ist seitens Europa durch Know-how ?ber neue Technologien sowie den Erkenntnissen bzw. dem Wissen ?ber Fehler, die in Europa bei der Energieerzeugung gemacht wurden, voranzutreiben. Die Umsetzung von technologischen Konzepte wie dezentrale Netze und Insell?sungen m?ssen wir exportieren und den Menschen vor Ort das notwendige Know-how beibringen, damit die Technologien in Afrika selbst?ndig betrieben und repariert werden k?nnen. bettervest steht genau f?r diese Art der partnerschaftlichen Zusammenarbeit.

Neben dem Hotelprojekt in der Elfenbeink?ste startet bettervest nun ein weiteres, spannendes Pilotprojekt mit mobilen Solarkraftwerken f?r Afrika an. Bitte erl?utern Sie uns den Projektinhalt sowie die Projektzielsetzung?

Die Stromversorger sind oft nur mit M?he in der Lage in gro?en St?dten ein funktionierendes Netz zu betreiben. In fast allen Hauptst?dten Afrikas f?llt tags?ber mehrmals der Strom aus, was folglich zum Ausfall ganzer Produktionsst?tten f?hrt. F?r die Entwicklung und den Aufbau von Industriebetrieben sind das fatale Umst?nde.

In vielen l?ndlichen Gebieten Afrikas gibt es weder eine zuverl?ssige Stromversorgung noch ein Zugang zum Stromnetz. In vielen D?rfern und kleineren St?dten werden Insell?sungen zur Stromerzeugung mit Dieselgeneratoren betrieben. Vor allem in Fl?chenl?ndern haben kleinere Orte, D?rfer und Gemeinden unter 25.000 Einwohnern  daher praktisch keine Aussicht auf einen Anschluss an ein Stromnetz. Alleine in Mali haben wir 600 D?rfer ohne Zugang zum Stromnetz. Um trotzdem Strom konsumieren zu k?nnen, betreiben die Menschen Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung. Heutzutage belaufen sich die Kosten f?r einen Liter Diesel auf bis 1,30 Euro, wobei der Preis j?hrlich um 6 % steigt. Neben dem Problem des hohen Preises ist der Zugang zum kostbaren Dieselkraftstoff in viele Regionen sehr stark eingeschr?nkt, so dass die Bev?lkerung in schlechten Zeiten auf elektrischen Strom verzichten muss.

An dieser Problemsituation kn?pft das Projekt der mobilen Solarkraftwerke an. Das Projektteam hat auf Basis eines Schiffcontainers ein mobiles ?Plug & Play? ? Kraftwerk entwickelt, mit dem je nach Ausbaustufe bis zu 1.000 Menschen mit Strom versorgt werden k?nnen. In einer Art Poolinggesellschaft sollen nun mehrere Kraftwerke finanziert und anschlie?end in einem Mietkaufmodell ausgeliefert werden. Das Pilotprojekt dieses ?ersten dezentralen und mobilen Stromversorgers? wollen wir nun bei bettervest via Crowdfunding finanzieren, um damit m?glichst viele Menschen f?r das Konzept und die Vision  zu erreichen und zu begeistern. Durch die hohen Kosten f?r den Dieselkraftstoff bzw. den daraus resultierenden hohen Einsparungen bei der Nutzung von regenerativen Energien ist das Projekt auch aus Investorensicht nach aktuellen Berechnungen lukrativ. Jeder einzelne Containerstandort wird als eigenst?ndiges Projekt umgesetzt, wodurch wir die ben?tigte Gesamtinvestition auf Investitionssummen von 100.000 Euro st?ckeln und gleichzeitig Risiken diversifizieren k?nnen.

Warum planen Sie nach dem Projekt zu den mobilen Solarkraftwerken ein Projekt zur Durchf?hrung von Energieeffizienzma?nahmen in einem Hotel und nicht etwa in einem Krankenhaus oder einer anderen sozialen Einrichtung?

Das Hotelprojekt beinhaltet Investitionen sowie entsprechende Ma?nahmen in H?he von 750.000 Euro. Das Hotel ?Etoile du Sud? in Grand-Bassam an der ivorischen K?ste geh?rt zu den besten Hotels in Westafrika und wird regelm??ig von internationalen Veranstaltern f?r Kongresse und Konferenzen gebucht. Die Inhaber sind eine der einflussreichsten Familien und wir erhoffen uns durch dieses Projekt einen enormen Multiplikator-Effekt.

Aus Sicht von bettervest war die Wahl f?r ein Hotel naheliegend, da in Deutschland bereits zwei Energieeffizienz-projekte f?r Hotels finanziert wurden. W?hrend in Deutschland das Ziel einer effizienteren W?rmeversorgung verfolgt wird, wollen wir in Afrika durch die Nutzung von Solarthermie, Photovoltaik und LEDs mit der Sonnenenergie Energie und K?lte erzeugen sowie die erzeugte Energie effizienter nutzen.

Ein 4-Sterne Hotel bietet uns zudem die M?glichkeit Equity-based bzw. Lending-based-Crowdfunding mit Reward based crowdfunding zu kombinieren. Als zus?tzliches Dankesch?n werden Investoren mit gr??eren Investitionssummen zu einem Hotelaufenthalt eingeladen, um eine erholsame und eindrucksvolle Zeit an der Elfenbeink?ste zu verbringen.

Der Fortschritt wird in einem Hotel wohl f?r ein breiteres und heterogeneres Publikum erlebbar und sichtbar. Erhoffen Sie sich somit auch das bereits angesprochene verzerrte Bild Afrikas nachhaltig ?ndern zu k?nnen?

Ja, wir erhoffen uns, dass wir die Wahrnehmung Afrikas nachhaltig ver?ndern k?nnen. bettervest basiert auf dem Gesch?ftsmodell, dass wirtschaftlich rentable Projekte durch die eingesparten Energiekosten refinanziert und dabei die B?rger bzw. die Crowd partizipiert werden. In diesem Fall wollen wir durch die Skalierung unseres klassischen Gesch?ftsmodells aufzeigen, dass man auch in Afrika wirtschaftlich rentable Projekte durchf?hren kann. Wir wollen verdeutlichen, dass Investments in Afrika nicht immer in dem Kontext von Spenden und Entwicklungshilfen zu sehen sind, sondern nachweisen, dass wirtschaftliche Potentiale und rentable Projekte in Afrika m?glich sind.

Neben den erw?hnten Pl?nen hat bettervest sicherlich bereits weitere Energieffizienz-Projekte in der Planung. Wie sehen die n?chsten Pl?ne von bettervest f?r Afrika aus? An welchen Stellen sind in Bezug auf Energieeffizienz und regenerative Energien die gr??ten Baustellen?

Mein pers?nliches Ziel liegt darin die Heiz?lkraftwerke in Dar-es-Salam, einem Stadteil von Malis Hauptstadt Bamako, durch eine nachhaltigere L?sung zur Stromerzeugung zu substituieren. Die Heiz?lkraftwerke in Dar-es-Salam bilden ein 20 MW-Grundlastkraftwerk, verbrennen t?glich 170.000 Liter Heiz?l und produzieren somit Tausende von Tonnen an CO2. Bamako ist die am schnellsten wachsende Metropole Afrikas und produziert t?glich 500 Tonnen M?ll. Diesen M?ll m?chte ich durch ein nachhaltiges M?llverstromungskonzept zur Stromerzeugung verwerten. Zur Durchf?hrung des Projektes ben?tigen wir zum aktuellen Stand ca. 40 Millionen Euro. Diese Summe ist aktuell noch nicht durch bettervest zu stemmen, aber wir arbeiten an der stetigen Weiterentwicklung der Plattform, so dass wir zuk?nftig auch Projekte mit gr??eren Summen abwickeln k?nnen.

F?r die Zwischenzeit ist die Afrika-Pipeline bestens gef?llt. Aktuell sind in unserem Fokus Agrarprojekte, die durch nachhaltige Energie- und Wasserversorgungskonzepte kombiniert werden sollen. Mit Solarenergie betriebene Wassertr?pfchenanlagen k?nnen Agrarertr?ge verdreifachen und f?r Versorgungssicherheit, Wohlstand und Entwicklung sorgen. Diese Art von Projekte, die positive Auswirkungen auf die Umwelt, die Bev?lkerung sowie auf die Entwicklung der Industrie haben, m?chte ich vorantreiben.

Sie bereisen Afrika seit ?ber acht Jahren und sprechen auch von einem enormen Potential f?r erneuerbare Energien vor Ort, haben aber auch eine sehr pers?nliche Verbindung zu Afrika. Stehen sich Herz und Verstand da manchmal im Weg, oder befl?geln sie sich gegenseitig?

Nat?rlich birgt die Projektdurchf?hrung in Afrika viele Risiken und ?berraschungen. Jeder der den Kontinent Afrika kennt, wei?, dass sicherlich viele Hindernisse im Weg stehen werden. Aber in meinem Fall sind es Liebe, Leidenschaft, Know-how, Wissen sowie ein ausgepr?gter Entrepreneurial Spirit, die mich immer vorantreiben. Zudem habe ich mir ?ber die Jahre ein herausragendes Netzwerk aufgebaut, das es mir erm?glicht gro?e Visionen und Ziele zu verfolgen. Diese gro?en Visionen und Ziele bzw. die best?ndige Arbeit an der Erreichung dieser Ziele machen mich gl?cklich. Jeder Mensch kann Dinge bewegen, allerdings muss man den Mut aufbringen die Dinge anzugehen sowie andere Menschen von seinen eigenen Ideen begeistern. Vor allem muss man jedoch immer von seinen eigenen Ideen und seinen eigenen F?higkeiten ?berzeugt sein.

In meinem Fall ist es meine kleine Tochter, die beide Kulturen in sich tr?gt. In 30 Jahre soll sie auf die von mir initiierten Projekte stolz sein und behaupten k?nnen, dass ich unsere Welt durch diese Projekte ein kleines bisschen nachhaltiger und besser gemacht habe. Oder mit Hilfe einer begeisterten Crowd auch ein gro?es bisschen besser und nachhaltiger.