Das RKW Kompetenzzentrum hat f?r den 6. Mai zum virtuellen Global-Entrepreneurship-Monitor-Forum (GEM) eingeladen. Insgesamt haben sich 14 Expertinnen und Experten aus Institutionen der Wirtschaftsf?rderung, Gr?ndungsunterst?tzung und Bildung an der Diskussion beteiligt. Das Ziel dieses Online-Forums war es, gemeinsam mit der Autorenschaft die aktuellen Zahlen des GEM-L?nderberichts 2019/20 vor dem Hintergrund der Corona-Krise neu zu bewerten. Au?erdem wurde der Blick nach vorne gerichtet, um Impulse und Ideen zu entwickeln, wie der Gr?ndungs- und Startup-Standort Deutschland weiterhin erfolgreich sein kann.

2019: Ein gutes Jahr f?r Gr?ndungen und Startups

 

Die GEM-Ergebnisse zeigen, dass sich die Gr?ndungsaktivit?ten 2019 ? gemessen durch die Total Entrepreneurial Activity (TEA) ? in Deutschland mit 7,6 Prozent auf einem absoluten H?chststand befinden. Gleich zu Beginn der Diskussion wird dieser hohe Wert best?tigt: Auch beim diesj?hrigen KfW Gr?ndungsmonitor, der die Ergebnisse aus 2019 darstellt, ist die Zahl der Unternehmensgr?ndungen im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Anhand der Daten der KfW l?sst sich auch feststellen, dass Gr?ndungen aus der Not heraus in den letzten Jahren abgenommen haben ? dieser Effekt ist vor allem auf den starken Arbeitsmarkt der letzten Jahre zur?ckzuf?hren. Beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) deutet sich 2019 ebenfalls ein Trend hin zu mehr Gr?ndungen an: So ist die Nachfrage nach den Gr?ndungsunterst?tzungsformaten der Handelskammern in den letzten Jahren konstant gestiegen. Auch bei den Gr?ndungsberatungsgespr?chen haben die Handelskammern in 2019 einen deutlichen Anstieg verzeichnet.

Analog zu den GEM-Ergebnissen stellen die Handelskammern auch ein gestiegenes Gr?ndungsinteresse bei jungen Menschen fest. In Deutschland liegen im Jahr 2019 die beiden j?ngsten der im GEM erfassten Altersgruppen mit einer TEA-Quote von 10,1 Prozent (18?24-J?hrige) und 11,8 Prozent (25?34-J?hrige) deutlich ?ber dem Mittelwert aller 18?64-J?hrigen. Die TEA-Quote der beiden genannten Altersgruppen ist zweieinhalbmal so hoch wie jene der 55?64-J?hrigen.

Jumpp Frauenbetriebe e. V. aus Frankfurt am Main verzeichnete 2019 gleichfalls eine steigende Beratungsnachfrage. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hier ein dominantes Thema, um Gr?ndungen auf den Weg zu bringen, da Frauen ein erh?htes Interesse an Vollerwerbsgr?ndungen zeigen. In einigen Branchen sind Frauen jedoch bei Gr?ndungen nach wie vor stark unterrepr?sentiert, dies betrifft beispielsweise den in der Rhein-Main-Region sich sehr dynamisch entwickelnden FinTech-Bereich.

Gr?ndung als Karriereweg: Steigendes Interesse, hohes Ansehen mehr Kompetenzvermittlung 


Mit Blick auf die Gr?ndungskultur lassen sich in Deutschland eine Reihe positive Entwicklungen feststellen: Die mediale Berichterstattung ?ber Startups und Gr?ndungen hat nach Wahrnehmung der Expertinnen und Experten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Erfolgsgeschichten von Gr?nderinnen und Gr?ndern r?cken dabei in den Fokus. Vor allem neue Ideen und Innovationen werden thematisiert. Der Wandel macht sich auch beim High-Tech Gr?nderfonds sowie in den Technologie- und Gr?nderzentren Deutschlands bemerkbar. Die GEM-Ergebnisse best?tigen dies. ?ber die H?lfte der Bundesb?rger waren 2019 der Ansicht, dass die Gr?ndung eines eigenen Unternehmens eine gute Karriereoption ist. F?r rund 81 Prozent der Deutschen genie?en erfolgreiche Gr?ndende ein hohes Ansehen in der Gesellschaft.

Bezogen auf die Vermittlung von Gr?ndungskompetenzen besteht insbesondere an Universit?ten und Hochschulen in Deutschland ein Aufw?rtstrend. Die Vermittlung einer unternehmerischen Denkweise hat in den letzten Jahren an vielen Hochschulstandorten einen festen Platz gefunden. Dieses ?Entrepreneurial Mindset? entfaltet sowohl bei der Gr?ndung, aber auch in der abh?ngigen Besch?ftigung eine Wirkung. Viele unternehmerische Kompetenzen lassen sich gut vermitteln, so die Einsch?tzung von Seiten der Bildungsinstitutionen (Strascheg Center for Entrepreneurship, DHBW Mannheim, Stiftung der Deutschen Wirtschaft). Die Expertinnen und Experten sind sich jedoch in der Diskussion auch einig, dass Wissen alleine noch nichts bewirkt ? es braucht bei jungen Menschen gleichzeitig einen Willen und finanzielle Unterst?tzung, um als Gr?nderin oder Gr?nder aktiv zu werden. Das EXIST-Programm ist beispielsweise ein hilfreiches Instrument, um Gr?ndungen aus der Hochschule zu steigern. Bezogen auf die gesamte Bev?lkerung von 18-64 Jahren zeigen die GEM-Ergebnisse, dass 46 Prozent der Bundesb?rger angeben, dass sie ?ber ausreichende F?higkeiten und Erfahrungen zur Umsetzung einer Gr?ndung verf?gen.

Die Corona-Krise stoppt positive Entwicklungstendenzen ? zumindest vorerst. Wegen der Corona-Krise verzeichnen die Handelskammern seit M?rz 2020 einen starken R?ckgang in der Gr?ndungsberatung. Die positiven Entwicklungstendenzen aus dem Jahr 2019 scheinen erst einmal gestoppt. Die Bereitstellung von Finanzhilfen und ?ffentlichen F?rderprogrammen zur ?berbr?ckung der gegenw?rtigen Krisensituation stehen derzeit im Vordergrund. Die unterst?tzenden Aktivit?ten und Ma?nahmen der Wirtschaftsf?rderungsgesellschaft Hildesheim Region stehen hier exemplarisch f?r viele andere Regionen in Deutschland. Die Expertinnen und Experten rechnen mit einer Z?sur, welche die Auswirkungen der Finanzkrise 2008/2009 deutlich ?bertreffen wird. Kontrovers wurde dar?ber diskutiert, inwieweit es zu einem Nachholeffekt jetzt nicht vollzogener Gr?ndungen kommen wird.

Derzeit lassen sich aufgrund der Effekte der Corona-Krise Probleme bei der Finanzierung von Start-ups sowohl bezogen auf die Gr?ndungs- als auch die Wachstumsphase beobachten. Venture-Capital wird derzeit kaum vergeben, private Investorinnen und Investoren sind zur?ckhaltender geworden. Die Investorinnen und Investoren fokussieren sich vor allem auf Ihre Bestandsunternehmen. Erfolgreiche Programme laufen jedoch auch 2020 weiter, so wird der High-Tech Gr?nderfonds wieder zahlreiche Startups neu in sein Portfolio aufnehmen.

Herausforderungen jetzt und nach der Corona-Krise


Eine vom RKW Kompetenzzentrum Ende April 2020 durchgef?hrte Blitzumfrage mit 1.007 Befragten zeigt, dass ?ber die H?lfte der teilnehmenden kleinen und mittleren Unternehmen aufgrund der Corona-Krise einen Anpassungsbedarf beim eigenen Gesch?ftsmodell sieht. Unternehmen mit weniger als zehn Besch?ftigten werden von der Krise besonders stark getroffen. F?r ?ber 70 Prozent aller befragten Unternehmen ist die Sicherung der Liquidit?t in den kommenden 24 Monaten die wichtigste Aufgabe. Der Bundesverband mittelst?ndische Wirtschaft setzt sich derzeit daf?r ein, die Rahmenbedingungen f?r Gr?ndungen mit wenigen Mitarbeitenden sowie Soloselbstst?ndige zu st?rken. Eine vom Baf?g-Ansatz abgeleitete Grundsicherung f?r Gr?nderinnen und Gr?nder k?nnte einen Beitrag dazu leisten, trotz der Corona-Krise die Anzahl an Gr?ndungen zu stabilisieren.

Es zeichnet sich ab, dass sich infolge der Krise die Wirtschafts- und Branchenstruktur ver?ndern wird. Dies stellt f?r Gr?nderinnen und Gr?nder auch eine Chance dar. Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass ein Drittel der Startups von der Krise hart getroffen oder nicht ?berleben werden und ein weiteres Drittel mit Anpassungen am Gesch?ftsmodell eine realistische Chance hat, die derzeitige Situation zu meistern. Ein weiteres Drittel der Startups wird aufgrund ihrer innovativen und passenden (digitalen) Gesch?ftsmodelle mit deutlichen Zugewinnen aus der Krise hervorgehen. In den Gr?ndungs-/Innovationszentren gibt es beispielsweise zahlreiche innovative Unternehmen, die im Zusammenhang mit der Corona-Krise neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt haben und anbieten (Innovative Ideen aus BVIZ-Zentren im Kampf gegen Corona).

Nach Einsch?tzung der Expertinnen und Experten zeigt die derzeitige Krise auch, dass Deutschland beispielsweise im Bereich der Digitalisierung noch Nachholbedarf hat. Sie pl?dieren daf?r auch diesbez?glich die Krise als Chance zu nutzen und nun noch st?rker als bisher auf innovative, zukunftsweisende sowie nachhaltige Gr?ndungen zu fokussieren, die dazu beitragen k?nnen, die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb grundlegend zu st?rken.

Das GEM-Team Deutschland und das RKW Kompetenzzentrum bedanken sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des virtuellen GEM-Forums f?r die Beitr?ge und Einsch?tzungen.

Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Mit unseren RKW Alerts bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Wir informieren Sie automatisch und kostenlos, sobald es etwas Neues zum Projekt "Global Entrepreneurship Monitor" auf unserer Website gibt. Alles, was Sie dafür brauchen, ist eine E-Mail-Adresse und 10 Sekunden Zeit.

Bitte geben Sie hier das Wort ein, das im Bild angezeigt wird. Dies dient der Reduktion von Spam.

CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz Wenn Sie das Wort nicht lesen können, bitte hier klicken.