Deutschland ist von einer mittelst?ndischen Wirtschaftsstruktur gepr?gt und somit angewiesen auf einen ?Nachschub? an kleinen und mittelst?ndischen Unternehmen (KMU) durch neue Gr?ndungen. Laut der international vergleichenden Studie ?Global Entrepreneurship Monitor? (GEM) weist Deutschland traditionell relativ niedrige Gr?ndungsquoten auf. Das kann zum Teil auf eine hohe Unsicherheitsvermeidung zur?ckgef?hrt werden. Da viele Unternehmen aber bereits in den ersten drei bis f?nf Jahren scheitern, lohnt ein Blick auf die ?konomische Nachhaltigkeit oder Resilienz von Neugr?ndungen, insbesondere auch ein Vergleich zwischen Frauen und M?nnern. ?konomisch resilient sind Gr?ndungen dann, wenn Sie die F?higkeit besitzen, auf sich ? auch krisenbedingt ? ver?ndernde Rahmenbedingungen zu reagieren, sich anzupassen und somit langfristig auf dem Markt bestehen zu bleiben. Sind Gr?ndungen durch Frauen ?konomisch nachhaltiger als Gr?ndungen durch M?nner? Und was kann unternommen werden, um die Resilienz von Unternehmen zu st?rken? Um diese Fragen zu beantworten, werfen wir einen Blick auf die Gr?ndungszahlen, die Ausstiegsraten und weitere Faktoren, die die Resilienz von Gr?nderinnen und Gr?ndern beeinflussen.

Gr?ndungszahlen von Frauen sinken in Krisenzeiten weniger stark

Um die ?konomische Resilienz von Gr?ndungen durch M?nner und Frauen zu beurteilen, lohnt sich ein Blick auf ihr Gr?ndungsverhalten vor und w?hrend der Pandemie. Die Corona-Krise ist f?r Unternehmerinnen und Unternehmer schlie?lich eine Ausnahmesituation und stellt ihre Anpassungsf?higkeit auf den Pr?fstand. Die Daten des GEM zeigen, dass die Gr?ndungsquote der Frauen im ersten Pandemiejahr 2020 vergleichsweise weniger gesunken ist (von 5,4 Prozent auf 4,4 Prozent) als die der M?nner (von 9,5 Prozent auf 5,1 Prozent). Damit bleiben die Gr?ndungszahlen der Frauen w?hrend der Coronakrise ?hnlich stabil wie in den Jahren 2008 und 2009 ? bez?glich der Gr?ndungszahlen kann also eine gewisse Krisenresilienz beobachtet werden. Hierf?r gibt es mehrere m?gliche Ursachen ? zum Beispiel haben Frauen in der Pandemie h?ufiger Gesch?ftsmodellanpassungen vorgenommen.

Frauen steigen seltener aus ihrem Unternehmen aus

Wie die Daten des GEM zeigen, stiegen weibliche Befragte in den Jahren 2015 bis 2020 durchweg seltener aus einem Unternehmen aus als m?nnliche (siehe Abbildung). Das bedeutet, dass weniger Frauen in der Gesamtbev?lkerung ein Unternehmen, das ihnen geh?rte oder von ihnen geleitet wurde, verkauft, aufgegeben oder geschlossen haben. Gleichzeitig geben in diesem Zeitraum M?nner im Schnitt h?ufiger ein Unternehmen auf, sodass das jeweilige Unternehmen nach Verlassen nicht weiter besteht. Diese Entwicklungen st?tzen die These, dass Gr?ndungen durch Frauen langfristig flexibler und daher best?ndiger sind. 

Die Resilienz neuer Unternehmen ist komplex und hat unterschiedliche Ursachen

Unabh?ngig vom Geschlecht existieren zahlreiche weitere Faktoren, die die Resilienz neuer Unternehmen beeinflussen: Zum Beispiel ist eine gute Kapitalausstattung unersetzlich, um richtig auf sich ?ndernde Umst?nde zu reagieren. Gerade f?r kapitalintensive Start-ups, die mehrheitlich von M?nnern gegr?ndet werden, ist das eine besondere Herausforderung. Frauen gr?nden hingegen h?ufiger in wenig kapitalintensiven Bereichen, beispielsweise im Dienstleistungsbereich, nehmen weniger externe Finanzierung in Anspruch und gr?nden h?ufiger im Nebenerwerb. All diese Fakten k?nnen beeinflussen, dass Gr?ndungen durch Frauen weniger anf?llig f?r Kapitalausf?lle sind und folglich seltener aufgegeben oder verkauft werden.

Au?erdem ist entscheidend, wie digitalisierungs- und innovationsbereit neue Unternehmen sind. Frauen gr?nden ?fter in Branchen, die wenig technologieintensiv und auch im Krisenalltag unverzichtbar sind ? wie etwa im Kommunikations-, Erziehungs- oder Gesundheitsbereich. Vielen Frauen bleibt also auch hier ein erh?hter Anpassungsdruck erspart.

Was kann unternommen werden, damit Gr?ndungen resilienter werden?

Trotz aller Geschlechterunterschiede sind sich die Unternehmensausstiege von M?nnern und Frauen teilweise ?hnlich. Daraus ergeben sich Ans?tze zur Resilienzst?rkung:

  • Die Vereinbarkeit von Familie und Gr?ndung st?rken
    Die meistgenannten Gr?nde f?r einen Unternehmensausstieg sind f?r beide Geschlechter famili?re und pers?nliche Gr?nde (Frauen: 25 Prozent; M?nner 22 Prozent). Hier ist interessant, dass entgegen dem ?klassischen? Familienbild sowohl M?nner als auch Frauen gleicherma?en von famili?ren und pers?nlichen Gr?nden eingeschr?nkt werden. Durch den Ausbau von Betreuungsm?glichkeiten k?nnten mehr Inhaberinnen und Inhaber den Spagat zwischen (Fortf?hrung der) Gr?ndung und Familie schaffen.
     
  • Unternehmensnachfolge als Alternative zur Unternehmensaufgabe f?rdern
    Verl?sst eine Inhaberin oder ein Inhaber die eigene Gr?ndung, bleibt diese danach meistens nicht bestehen. Umso wichtiger ist es, die Unternehmens?bergabe an eine/-n Nachfolgende/-n als Alternative sichtbar und m?glich zu machen. Die ?bergabe eines Unternehmens erh?ht ebenso die ?konomische Nachhaltigkeit. Im Rahmen der
    BMWK-Initiative ?Unternehmensnachfolge ? aus der Praxis f?r die Praxis? engagieren sich rund 30 Modellprojekte f?r Unternehmensnachfolgen.
     
  • Mehr Finanzierungshilfen zur Verf?gung stellen
    Die fehlende Profitabilit?t ist der am zweith?ufigsten genannte Grund f?r Unternehmensausstiege von 2015 bis 2020. Schnelle, unb?rokratische Finanzierungshilfen k?nnten hier helfen, Unternehmerinnen und Unternehmer in Krisenzeiten zu unterst?tzen und ihren Ausstieg zu verhindern.

Unsere Auswertungen zeigen, dass Frauen seltener ein Unternehmen aufgeben, ihr Gr?ndungsverhalten in Krisenzeiten relativ stabil ist und sie sich seltener mit Innovations- und Finanzierungsdruck konfrontiert sehen. Die Schlussfolgerung, neue Unternehmen durch Frauen seien resilienter und daher ?konomisch nachhaltiger, liegt also nahe. Allerdings ist auch zu beachten, dass die weniger volatile Natur der Gr?ndungen von Frauen auch auf weniger wachstumsorientierte Gesch?ftsmodelle zur?ckgef?hrt werden kann. Dadurch k?nnten eher kurze bis mittelfristig orientierte Investorinnen oder Investoren bei Gr?ndungen von Frauen weniger stark auf Krisensituationen reagieren. Die zugrunde liegenden Ursachen f?r die Best?ndigkeit von Unternehmen sind jedoch sehr vielschichtig und komplex und gehen weit ?ber Geschlechterfragen hinaus.

Dieser Beitrag ist im RKW-Magazin zum Themenschwerpunkt "Nachhaltigkeit" erschienen. 
Den aktuellen Global Entrepreneurship Monitor L?nderbericht 2021/22 k?nnen Sie hier downloaden. 

Definitionen

  • Unternehmensausstiege: Prozentanteil derjenigen 18-64-J?hrigen, die in den letzten 12 Monaten vor Befragungszeitpunkt ein Untenrehmen, das ihnen geh?rte und von ihnen geleitet wurde, verkauft, aufgegeben oder geschlossen haben, an allen 18-64-J?hrigen.
  • Gr?ndungsquote: Die Total early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) gibt den Prozentanteil derjenigen 18?64-J?hrigen, die w?hrend der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegr?ndet haben und/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gr?nden, an allen 18?64-J?hrigen wieder.

Literatur 

Bertelsmann-Stiftung (2017):?konomische Resilienz ? Schl?sselbegriff f?r ein neues wirtschaftspolitisches Leitbild? 

Hofstede Insights (2022):www.hofstede-insights.com/product/compare-countries

IfM Bonn (2021):Resilienz von Unternehmen: Einflussfaktoren in der Corona-Pandemie

Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Mit unseren RKW Alerts bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Wir informieren Sie automatisch und kostenlos, sobald es etwas Neues zum Projekt "Global Entrepreneurship Monitor" auf unserer Website gibt. Alles, was Sie dafür brauchen, ist eine E-Mail-Adresse und 10 Sekunden Zeit.

Bitte geben Sie hier das Wort ein, das im Bild angezeigt wird. Dies dient der Reduktion von Spam.

CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz Wenn Sie das Wort nicht lesen können, bitte hier klicken.