Beim ersten RKW-Forum ?Energy Experts Experience? am letzten Donnerstag (8. Oktober 2015) wollten wir unseren Energiegr?ndern die Gelegenheit bieten, sich mit anderen Vertretern der Energiewirtschaft auszutauschen, ohne dabei auf Formate wie Pitches zur?ckzugreifen, die f?r den Umgang mit Startups typisch sind. Statt dessen haben wir einfach drei Impulsgeber ihre Themen vorstellen lassen und dann die Teilnehmer gebeten, ihre Meinungen dazu zur Diskussion zu stellen.

Der Teilnehmer-Mix war daf?r genau richtig: Wir hatten alle Teilnehmer gebeten, sich selbst mit einem roten Punkt in unserem Gr?nder-?kosystem-Modell zu verorten und mit einem blauen Punkt ihre Interessen zu markieren. Wie man sieht, waren ?berwiegend Gr?nder und Vertreter von Unternehmen dabei - letztere sahen sich aber in mehreren F?llen durchaus als "gr?nderaffin", weil sie selbst gegr?ndet haben oder f?r ihr Unternehmen den "Startup-Geist" wachhalten wollen.

Erster Impulsgeber war Prof. Dr. Wolfgang Rams, Provadis Hochschule Frankfurt und Leiter des Climate-KIC Hessen Accelerator Programms, der unter der ?berschrift ?Startup meets Corporate ? Chancen f?r die Zusammenarbeit?? von seiner Erfahrung als Gr?nder in der Telekomunikations-Branche erz?hlte. In der Diskussion ergaben sich interessante Parallelen mit der Energiewirtschaft: Gro?e Konzerne, deren Monopol in einer stark durchregulierten Branche durch eine politisch gewollte Liberalisierung aufgebrochen wurde, sahen sich pl?tzlich in Konkurenz mit kleinen hochinnovativen Gr?ndern. Viele Gr?ndungen im Bereich Telekommunikation sind damals gescheitert, weil die Telekommunikationsriesen sie "vor die Wand fahren lie?en". Die Energiegr?nder waren aber optimistisch, dass sie mit der Energiewirtschaft besser ins Gesch?ft kommen werden - schlie?lich ist allen Beteiligten bewusst, dass dem Energiesystem gro?e Ver?nderungen bevorstehen, wenn nukleare und fossile Kraftwerke durch variable erneuerbare Energien wie Wind und Sonne ersetzt werden.

Der zweite Impulsgeber Sascha Samadi vom Wuppertal Institut, Co-Autor der Studie ?Wege zu einer weitgehenden Dekarbonisierung Deutschlands? beschrieb unter der ?berschrift ?Raus aus der Kohle ? nur wie...? m?gliche Wege zur Dekarbonisierung des Energiesystems. In der Diskussion wurde dabei klar, dass die Energiewirtschaft nicht nur aus den gro?en Vier besteht und dass sich kleine Energieversorger auch den Unw?gbarkeiten politischer Entscheidungen ausgesetzt sehen - ganz ?hnlich wie die Energiegr?nder, deren Gesch?ftsmodelle u.U. mit politischen Entscheidungen stehen oder fallen. So waren sich alle Anwesenden einig, dass die Planung f?r die Dekarbonisierung m?glichst bald konkretisiert werden sollte und dass ideologische Grabenk?mpfe weder Startups noch etablierte Player der Energiewirtschaft voran bringen. Wenig kontrovers war z.B. der Vorschlag, Kohlekraftwerkbetreibern einfach einmalig Geld f?r die Stilllegung von Kraftwerken zu zahlen, da dieser Weg h?chstwahrscheinlich mit relativ geringen Kosten f?r die Verbraucher verbunden w?re. Einigkeit herrschte auch dar?ber, dass die notwendige Technik im Prinzip verf?gbar ist.

Hier hakte unser dritter Impulsgeber ein: Dr. Holger Krawinkel, Leiter Customer Experience der MVV Energie AG begann seinen Impulsvortrag ?Disruptive Entwicklungen ? Antworten der Energiewirtschaft? mit Beispielen technologischer Innovationen, die von etablierten Marktf?hrern nicht aufgenommen wurden und letztendlich zu deren Abstieg f?hrten (Beispiel: Die Digitalfotographie und Kodak). F?r die Energiewirtschaft sah er den Wandel von einer Investitionsg?ter- hin zu einer Konsumg?terindustrie als wichtigsten Trend. Strom selbst zu erzeugen, wird in Zukunft so billig werden, dass immer mehr Verbraucher ihren Energieversorger nicht mehr zur Grundversorgung nutzen, sondern z.B. Stromversicherungen abschlie?en wollen. Gro?e Investitionen in grundlastf?hige Kraftwerke werden sich damit vielerorts nicht mehr lohnen. Die meisten Teilnehmer fanden diese Beschreibung zumindest f?r das Segment privater Verbraucher treffend, und insbesondere die anwesenden Energiegr?nder sahen sich f?r diese Entwicklung gut aufgestellt, da sie es als zentrale Aufgabe ansehen, die W?nsche ihrer Kunden zu verstehen und ihre Gesch?ftsmodelle entsprechend anzupassen.

Die Ergebnisse der Workshops werden wir in einem Diskussionspapier b?ndeln und daf?r auch noch einmal das Feedback unserer Teilnehmer einholen.