Die Gr?ndungsquote ist laut aktuellen Zahlen des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) unter Migrantinnen und Migranten im Vergleich zur einheimischen Bev?lkerung doppelt so hoch (14 % zu 7 %). Im Rahmen des GEM werden Migrantinnen und Migranten als Personen definiert, die nicht in Deutschland geboren sind und zugewandert sind. Bei diesen Zahlen ist auff?llig, dass M?nner und Frauen gleich h?ufig gr?nden. Frauen weisen sogar eine Gr?ndungsquote auf, die dreimal so hoch ist, wie die der deutschen Frauen. 

Diese hohe Bereitschaft an Gr?ndung zeigt, dass es sich lohnt, diese Personen bei ihrer Gr?ndung zu unterst?tzen. Doch wie k?nnen gr?ndungsinteressierte Menschen im Ausland oder wenn sie bereits in Deutschland sind, besser gef?rdert werden?

In unserem Online-Erfahrungsaustausch haben wir hier?ber gesprochen: Eingeladen als G?ste waren Ellen Bommersheim vom Kompass ? Zentrum f?r Existenzgr?ndungen der Wirtschaftsf?rderung Frankfurt sowie Dr. Ralf S?nger, Leiter der IQ Fachstelle Migranten?konomie und Co-Autor des vom RKW Kompetenzzentrums herausgegebenen Leitfadens ?Einfach Gr?nden in Deutschland?. Beide G?ste sind langj?hriger Experten auf ihrem Gebiet und k?nnen aus einem gro?en Erfahrungsschatz sch?pfen.

Herausforderungen f?r gr?ndungsinteressierte Personen im Ausland

Ralf S?nger skizzierte zu Beginn des Austauschs den langwierigen Prozess, den Personen aus au?ereurop?ischen Staaten nehmen m?ssen, wenn sie in Deutschland gr?nden wollen:

In welchem Land die gr?ndungswilligen Personen au?erhalb der EU auch immer leben, sie ben?tigen immer einen pers?nlichen Termin im deutschen Konsulat des jeweiligen Landes. Das kann je nach Konsulat l?nger dauern, manchmal Monate oder auch ein Jahr. Dabei ist besonders herausfordernd, dass die Personen mit vollst?ndigen Unterlagen - das sind bis zu 12 verschiedenen Formulare - dort erscheinen m?ssen. Fehlt etwas muss der Termin wiederholt werden. Ebenso ist ein Businessplan in deutscher Sprache n?tig, mit Ortsangabe, wo die Gr?ndung in Deutschland umgesetzt werden soll, da die Ausl?nderbeh?rde vor Ort in Deutschland den Plan bewertet.

Ebenso m?ssen die Fragen gekl?rt werden, welches Visum beantragt werden muss: der Zweck der Selbstst?ndigkeit (Gewerbe oder freier Beruf) muss angegeben werden, Studierende m?ssen einen anderen Aufenthaltstitel beantragen, usw. Sind die Personen dann in Deutschland wird es nicht unbedingt einfacher, sich in der deutschen B?rokratie zurecht zu finden, oder "einfache" Dinge zu erledigen wie z.B. ein Bankkonto zu er?ffnen.

Andere Teilnehmende berichten ebenfalls von weiteren Herausforderungen neben dem formalen Prozess: Es gibt eine  Zur?ckhaltung der Gr?nderinnen und Gr?nder ? auch aufgrund von fr?heren Diskriminierungserfahrungen - an ?ffentliche Stellen in Deutschland heranzutreten und um Unterst?tzung anzufragen.

Konkrete Unterst?tzung durch Netzwerke verbessern

Was kann den gr?ndungsinteressierten Menschen im Ausland konkret helfen? Ellen Bommersheim von Kompass Frankfurt gab den Tipp, sich als erstes an Startup-Hubs, Innovations-/ Gr?ndungszentren oder Universit?ten im eigenen (EU-Aus-)Land zu wenden, da diese oft Erfahrungen und vor allem Kontakte zu deutschen Stellen haben und das den Prozess vereinfachen kann. Des Weiteren berichtete sie auch, dass sie mit Kompass als Einrichtung der Wirtschaftsf?rderung Frankfurt sehr gut mit den notwendigen regionalen Beh?rden, Banken oder Anlaufstellen vernetzt sind und von den direkten Kontakten, z.B. mit den Konsularen von Drittl?ndern oder mit ausl?ndischen Business Communities profitieren. Das Zur?ckgreifen auf ein bestehendes Netzwerk kann den langwierigen Prozess nicht verk?rzen, kann aber den Gr?ndenden konkret helfen und den Start in Deutschland erleichtern.

Deshalb rief auch Ralf S?nger Unterst?tzer-Organisationen oder Beratende dazu auf, sich bei ihm zu melden. Die IQ-Fachstelle Migranten?konomie stellt eine neue Plattform zur Sammlung von beratenden Organisationen oder Personen in Aussicht, die kostenfrei gelistet werden k?nnen.

Gr?ndungsinteressierte Personen in Deutschland erreichen

Sind die potenziell gr?ndenden Personen bereits in Deutschland, m?ssen sie von den unterst?tzenden Angeboten erst einmal erfahren. Wiebke Mense vom RKW Hessen berichtete von kostenfreien Sprechtagen, die sie offensiv bewerben, um auch Hemmungen abzubauen. Andere Teilnehmende merkten an, dass der direkte Kontakt zu Migrantenorganisation bei der Erreichung der Zielgruppen mit Einwanderungs- oder auch Fluchterfahrung helfen kann, um f?r eine m?gliche Gr?ndungsberatung zu sensibilisieren.

Interkulturelle Kompetenzen in der Beratung ausbauen

Dar?ber hinaus diskutierten die Teilnehmenden, wie unterst?tzende Organisationen in der Beratung aufgestellt sein sollten. Der eindeutige Apell der Experten: Die Welcome-Mentalit?t in der Beratung weiter ausbauen sowie Gr?ndungsberatung nach innen und au?en internationalisieren. Das hei?t, die interkulturellen Kompetenzen in der Beratung noch mehr zu st?rken. So ist es au?erdem wichtig, die Beratung in Englisch oder auch anderen Sprachen anbieten zu k?nnen. Hierf?r hilft auch die Aufstellung von diversen und internationalen Teams in der Beratung. Das schafft Vertrauen bei den Menschen sowohl im au?ereurop?ischen Ausland als mit Einwanderungserfahrung in Deutschland.
 

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