Mit unserem langj?hrigen RKW-Arbeitskreis ?Kompetente Arbeitssysteme? haben wir uns zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie wieder vor Ort in einem unserer Mitglieds-Unternehmen getroffen. Wir waren zu Gast bei Evonik in Marl, im Besonderen bei der hauseigenen TPMacademy. Matthias Duddeck, Initiator der TPMacadamy, stellte sein Konzept vor und f?hrte uns durch die Schulungsr?ume.

Doch fangen wir vorne an

TPM hat sich zun?chst aus dem Total Productive Maintenance entwickelt. Hierbei stand die Instandhaltung und Wartung der Maschinen und Anlagen im Vordergrund. Entwickelt hat sich dieses Konzept aus der parallel verlaufenden Welt der Anlagentechniker f?r die Instandhaltung einerseits und den operativen, ?produktiven? Werkern. Dies f?hrte zu Schnittstellenproblemen und einem Verlust an Wissen ? beide Seiten sind voneinander abh?ngig, aber kooperieren nicht. Qualit?tsverluste, Stillst?nde, Frustration auf beiden Seiten waren die Folge.

Abbildung: Entwicklung des TPM; vereinfachte, eigene Darstellung

Hier setzte zun?chst die Total Productive Maintenance an, hat sich dann jedoch weiter entwickelt zum Total Productive Management. Doch was ist das Ziel? Hier hilft eine Definition nach Heller und Prasse:

Total Productive Management ist ein Konzept zur umfassenden kontinuierlichen Optimierung der Prozesse in Produktion und Instandhaltung ?ber die gesamte Lebensdauer der Anlagen unter aktiver Beteiligung aller Mitarbeitenden.?

Mit TPM wird angestrebt, dass die Mitarbeitenden ?ber den Tellerrand ihres eigenen Aufgabenbereichs hinausblicken und ein Verst?ndnis f?r den gesamten Wertstrom entwickeln. Deswegen ist die Wertstromanalyse ein wichtiger Baustein der TPM acadamy. Gemeinsam im Team kann visualisiert ?ber Bausteine der Prozess und die Beteiligten abgebildet werden, Schwachstellen entdeckt und eine bessere Version gemeinsam entwickelt werden.

Dennoch sind Bausteine wie 5S elementarer Bestandteil des TPM und werden in der Schulungswelt auch anschaulich dargestellt.

TPM ist Organisationsentwicklung

Insgesamt ist der Ansatz beim TPM, die Mitarbeitenden zu st?rken und zu motivieren, sich in die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse einzubringen und eigenst?ndige Entscheidungen zu treffen. Dies gelingt nicht von heute auf morgen, es braucht Zeit. Insbesondere in Betrieben, wo dies von den Besch?ftigten vorher nicht erwartet wurde. Im Grunde ist TPM Organisationsentwicklung und hat Einfluss auf das ganze Unternehmen. Und damit wird auch deutlich, wie wichtig die F?hrung bei so einem Ansatz ist. Es braucht F?hrungskr?fte, die im Dialog f?hren k?nnen und ihre Mitarbeitenden weiterentwickeln. Matthias Duddeck ist deswegen auch besonders wichtig, die Haltung und Einstellung gegen?ber den Besch?ftigten zu ?berdenken. Daf?r nutzt er als Aufh?nger die XY-Theorie von Douglas McGregor:

Glaube ich, dass der Mensch unwillig ist oder glaube ich, dass er engagiert ist??

Und es braucht Kreativit?t der Besch?ftigten, Prozesse neu zu denken und mit zu entwickeln. Daf?r bietet die TPMacadamy die geeignete ?Spielwiese?:

  • Ein von Konventionen abweichender ?Besprechungsraum? mit Sofas und Schaukeln ohne feste Blickrichtung.
  • Eine Ausstellung zur Vermittlung und v.a. Erarbeitung der Inhalte.
  • Eine Aufgabenstation insbesondere f?r Auszubildende, an der sie sich in zwei Gruppen beweisen k?nnen.
  • Ein chaotischer Lagerraum, an dem das gelernte an einem Tag in einer Gruppe gemeinsam umgesetzt werden soll.
  • Weitere Bereiche f?r speziellere T?tigkeiten und Bereiche, an denen ebenfalls Aufgaben zu bearbeiten sind.

Wohin entwickelt sich TPM weiter?

Immer klarer wird, dass es nicht ausreicht, TPM auf die Produktionshallen zu beschr?nken. Vielmehr betrifft es alle Bereiche des Unternehmens. Somit r?ckt TPM auch immer st?rker in den administrativen Bereich vor. Und hier gibt es im Zuge der Digitalisierung viele Prozesse, die es zu bewerten und zu ver?ndern gilt. Wobei auch hier gilt: Das Einbringen der Mitarbeiter, die Anerkennung, welche wichtige Rolle man im Prozess spielt und die Kompetenzentwicklung spielen eine wesentliche Rolle.

Die Teilnehmenden des Treffens in Marl hatten ausgehend von den Eindr?cken in der TPMacadamy und abgeleitet von ihren eigenen betrieblichen Erfahrungen viele spannende Diskussionen. Die M?glichkeit, welche die TPMacadamy f?r die Evonik-Mitarbeitenden bietet, hat alle beeindruckt. Wir danken Herrn Duddeck und seinem Team, dass wir die M?glichkeit hatten uns an diesem spannenden Ort zu treffen!

Zum Arbeitskreis ?Kompetente Arbeitssysteme?

In unserem Unternehmens-Netzwerk diskutieren Expertinnen und Experten ?ber die Gestaltung von Arbeit und tauschen Erfahrungen mit der Weiterentwicklung von Arbeitssystemen aus. Mitglieder des Arbeitskreises sind Fach- und F?hrungskr?fte aus Gro?unternehmen wie aus dem Mittelstand. Repr?sentiert werden die verschiedensten Branchen: Metallverarbeitung, Fahrzeugbau, Maschinenbau, Textilindustrie, Chemische sowie Pharmaindustrie. Dem Kreis geh?ren auch Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitswissenschaft sowie Beratungsorganisationen an.

Die Mitglieder des Arbeitskreises beteiligen sich auch an gemeinsamen Forschungsprojekten. Zuletzt an dem vom BMBF-gef?rderten Projekten "Arbeits- und prozessorientierte Digitalisierung" (APRODI).

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