Superman in der Krise? Warum gut gemeinte F?hrungsans?tze versagen?

Zugegeben, das ist vielleicht ein wenig ?berzeichnet, aber das Muster bezeichnend f?r ein F?hrungsideal unserer Zeit. 

Wer h?tte es kommen sehen??

Wenn es um das Thema F?hrung geht, wird h?ufig Peter Drucker ? seines Zeichens einer der wichtigsten Managementvordenker der letzten 100 Jahre ? bem?ht. Immer wieder hat er zwei Aspekte des Themas betont: die technisch-handwerkliche Seite des Managements und die soziale, auf Beziehungen beruhende Seite der F?hrung. Vorausgesagt hat er au?erdem einen tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft und damit des Managements, oder besser: seiner Rahmenbedingungen. Beides hat er in Verbindung gebracht hat mit der steigenden Bedeutung von Informationen und Wissensarbeit.

Heute k?nnen wir in den meisten Unternehmen F?hrungskr?fte beobachten, die nahezu genauso f?hren, wie vor 100 Jahren ? und an der Realit?t verzweifelt scheitern: Die Dynamik des gesellschaftlichen Umfelds ?berfordert die Wahrnehmungs- und Verarbeitungskapazit?ten einzelner F?hrungskr?fte in einem Ausma?, das vor wenigen Jahrzehnten undenkbar gewesen w?re. Sie sehen sich einer Flut von unvereinbaren Aufgaben gegen?ber und befinden sich immer h?ufiger in Entscheidungssituationen, die sie als nicht entscheidbar erleben. Schlimmstenfalls f?hrt das zu Burnout und ernsthaften Unternehmenskrisen.

Aber warum versagt das traditionelle Management?

Um diese Frage zu beantworten, bem?hen wir kurz einen anderen einflussreichen Managementvordenker: Frederik Winslow Taylor. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts begr?ndete er das Scientific Management. Verk?rzt gesagt werden nach diesem Managementkonzept ausf?hrende und planende Arbeit getrennt, T?tigkeiten kleinteilig verteilt, Vorgabezeiten f?r deren Durchf?hrung m?glichst objektiv ermittelt, durch die F?hrungskr?fte kontrolliert und Anreize ?ber differenzielle Lohnsysteme verteilt ? damals ein hochgradig wettbewerbsf?higes Modell, das sich schnell rund um den Erdball verbreitete und das F?hrungsverst?ndnis des letzten Jahrhunderts ma?geblich gepr?gt hat.

Voraussetzung f?r das Funktionieren dieses Approaches waren stabile und h?ufig unges?ttigte M?rkte. Damit verbunden waren das Ideal einer rationalen Prozesssteuerung von oben nach unten und das Denken in kausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenh?ngen. F?hrung in der heutigen globalen und vernetzen Welt befindet sich in der paradoxen Situation, dass Unternehmen nicht mehr rational steuerbar sind, zugleich aber die Anforderungen an die Prozesssteuerung st?ndig steigen. Anstatt Kompliziertes intelligent zu organisieren, geht es darum, Komplexit?t zu meistern. Dadurch, dass vieles miteinander verwoben ist, f?hren Anweisungen h?ufig nicht (nur) zu der beabsichtigten Wirkung und lassen sich Mitarbeiter nicht dadurch motivieren, indem eine F?hrungskraft an einer bestimmten Stellschraube dreht.

Die Crux moderner Managementkonzepte: Mehr desselben

Die sogenannten modernen Managementkonzepte tuen sich h?ufig schwer mit dieser Entwicklung. ?hnlich wie viele Unternehmen reagieren sie auf die Entwicklung mit einer nachvollziehbaren Reaktion: sie empfehlen/tun mehr desselben: Kontrollsysteme verfeinern, die wachsende Informationsflut durch weitere Informationssysteme erg?nzen, einfache Kausalit?tsmantras ausgeben ("Loben Sie Ihre Mitarbeiter h?ufig, das verbessert ihre Leistungsbereitschaft") oder mit normativen Setzungen arbeiten ("Wie motiviere ich meine Mitarbeiter richtig"). Eines tun sie aber fast immer: sie heroisieren die F?hrungskr?fte.

F?hrungskr?fte sind KEINE Superhelden ? Perspektiven abseits des Kausalit?tsschemas

F?hrungskr?fte sind in den wenigsten F?llen Helden, auch wenn so manches Unternehmen gerne so tut. Auch sie k?nnen einen ausgewachsenen Baum nicht mit einer Nagelschere f?llen oder mit einer Nussschale den Atlantik ?berqueren. Anstatt so zu tun, w?re es nicht viel sinnvoller sie mit den geeigneten Werkzeugen zu versehen und zu akzeptieren, dass sie selbst damit ihr Ziel hin und wieder verfehlen? Angesprochen ist damit zun?chst ein Verst?ndnis von F?hrung als Handwerk ? mit gewissen Grunds?tzen, Aufgaben und eben Werkzeugen. Peter Drucker und nach ihm Fredmund Malik haben diesen Aspekt immer wieder betont. Die folgende Abbildung visualisiert die Elemente des Handwerks Management. Interessierten Lesern sei hier w?rmstens die Originalquelle von Malik oder der Aufsatz meiner Kolleginnen Dr. Mandy Pastohr und Kathrin Gro?heimim aktuellen RKW-Magazin empfohlen.

Verbunden mit dem Mythos ?F?hrungsst?rke? ist noch etwas anderes: Die F?hrungskraft ist verantwortlich f?r die Ergebnisse, f?r die Leistungen ihres Teams, f?r die gute Zusammenarbeit, f?r das Erreichen von Zielen im eigenen Verantwortungsbereich. Aus der Letztverantwortung der F?hrungskraft wird Alleinverantwortung, mit klaren Vorteilen f?r die Organisation: Bei Erfolg wird die F?hrungskraft m?glicherweise bef?rdert, weil dieser ihr zugeschrieben wird (zum Leidwesen der Mitarbeiter, die es besser wissen), und bei Misserfolg wird die F?hrungskraft vielleicht entlassen (unter Schadenfreude der Mitarbeiter, die es besser wissen). Problem gel?st, man muss sich den wirklichen Ursachen des (Miss-) Erfolges dann nicht mehr zuwenden.

Der (vermeintlichte) Vorteil f?r die Organisation wird unter Umst?nden schnell zum Erfolg f?r die Burn-Out-Klinik und die Konkurrenten des Unternehmens, die Profit aus den weiterhin ungel?sten F?hrungsproblemen schlagen. Man kommt zu deutlich anderen Resultaten, wenn gelingende (oder misslingende) F?hrung, Macht (aus?bung), (Miss) Erfolge, Leistungsergebnisse etc. als Beziehungsqualit?ten sozialer Systeme und Kontexte bewertet und behandelt werden, anstatt sie irgendwelchen personalen Eigenschaften von F?hrungskr?ften zuzuschreiben. Das, was man herk?mmlich als ?F?hrungsproblem? bezeichnet, wird auf dieser Grundlage als Beziehungsproblem verstanden, bearbeitet, gemanagt und gegebenenfalls beraten. Aus F?hrungsassessments werden Beziehungsassessments und F?hrungstrainings durch Schulungen f?r Mitarbeiter ?Wie lasse ich mich gut f?hren? erg?nzt. Interessierte Leser werden wiederum in unserem aktuellen RKW-Magazin oder bei Dirk Baecker f?ndig.

Die Anspr?che an eine F?hrungskraft sind immens, vor allem im Hinblick auf den Umgang mit dem eigenen Personal. Man k?nnte meinen, sie seien nur mit Superkr?ften zu bew?ltigen. Mit dem aktuellen RKW Magazin m?chten wir dieses vielf?ltige Schwerpunktthema auf den Boden der Tatsachen zur?ckholen und zeigen, worauf es wirklich ankommt. Unsere Experten und externe Autoren beleuchten verschiedene Facetten, zum Beispiel: L?sst sich Personalf?hrung erlernen? Worauf kommt es dabei an? Ist F?hrung eine One-Man (oder Woman)-Show? Das RKW-Magazin erscheint viertelj?hrlich, jeweils mit einem anderen Schwerpunkt aus dem Spektrum des RKW. Sie k?nnen es kostenlos abonnieren.