Strategische Personalarbeit aus der Praxisperspektive

Bei unserem gestrigen Netzwerktreffen "Strategische Personalarbeit" standen deshalb die Praxiserfahrungen im Vordergrund. Mein pers?nliches Fazit: Konzepte mit Strategiebezug k?nnen ? richtig gemacht ? sehr wirksam sein.

Die Koordinaten

Vier Stunden, 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, drei Sets mit sieben Referenten und ausgiebige Pausen f?r den freien Austausch ? das waren die eher technischen Koordinaten des gestrigen Tages, den ich moderieren durfte. Bis jetzt schwanke ich, was spannender war: die Pausengespr?che oder die drei Sets:

  • Set 1: Strategische Personalplanung in der Praxis
  • Set 2: Strategisches Personalmarketing in der Praxis
  • Set 3: Strategie f?r kleine Unternehmen

Zur Einordnung: der Hintergrund

Um das Ganze einordnen zu k?nnen, braucht es vielleicht noch ein paar Hintergrundinformationen. Das Projekt "Wettbewerbsf?hig mit Personalstrategien" (WePstra) fragt: was muss ein kleines oder mittleres Unternehmen personalseitig heute entscheiden und beginnen, um morgen noch erfolgreich im Gesch?ft zu sein? Gemeinsam mit vier Kolleginnen und Kollegen arbeite ich an entsprechenden Methoden und Workshopkonzepten, die diesen Br?ckenschlag zwischen Gesch?ft und Personal erm?glichen. Das kann nur funktionieren, wenn Betriebe eng in die Entwicklung eingebunden sind. Das Veranstaltungsdesign nahm genau darauf Bezug. Darum kombinierten die Sets immer einen kurzen fachlich-methodischen Impuls und ein offenes Gespr?che zwischen Vertretern aus Pilotunternehmen und uns Entwicklern. Wichtig dabei: zwischen Betrieben und dem RKW flie?t kein Geld, die Beteiligten bringen ausschlie?lich ihre Zeit ein. Es sah sich deshalb auch niemand gen?tigt, sich f?r etwaige F?rdergelder oder Honorare zu rechtfertigen.

Set 1: Strategische Personalplanung in der Praxis

Das erste Set konnte nicht nur mit zwei sondern gleich mit drei Perspektiven aufwarten. Thomas Fabich, Leiter der Au?enstelle Kassel der RKW Hessen GmbH, hat die Methode als Berater in zwei Unternehmen durchgef?hrt, Isabel Meister, Inhaberin Isabel Meister Consulting, als Personalchefin in einem mittelst?ndischen Unternehmen. Meine Kollegin Kathrin Gro?heimhat die Methode mitentwickelt und erprobt. Einigkeit bestand schnell darin, dass die Systematik, die in sechs Schritten zu einem strategisch begr?ndeten Tableau an personalwirtschaftlichen Ma?nahmen f?hrt, wirksam und effizient ist. Wertvoll war laut Anwendern au?erdem die Tatsache, dass alle Beteiligten die Br?cke zwischen Gesch?ft und Personal gemeinsam schlagen, nach Isabel Meister f?hrt das sogar zur Aufwertung der Personalabteilung im Unternehmen. Diskutiert wurden aber auch die Vor- und Nachteile einer externen Moderation und die unterschiedlichen Zeitr?ume f?r die Durchf?hrung. In einigen F?llen reicht daf?r der avisierte halbe Tag nicht aus. Auch der recht hohe Moderationsaufwand wurde eher kritisch beurteilt. Dies best?tigt uns darin, mit Hochdruck an einer Online-Variante zu arbeiten, welche die Moderation entlastet und vermutlich im Laufe des dritten Quartals erscheint.

Set 2: Strategisches Personalmarketing in der Praxis

Auch im Gespr?ch zwischen Myra Mani, Gesch?ftsf?hrerin Mani-Pflege GbR, und meinem Kollegen Sascha Hertlingstand zun?chst das Urteil: eine simpel anmutende Methodik f?hrt zu Ergebnissen, die anders nur schwer zu erzielen sind. Zur Erkl?rung: unser Ansatz eines strategischen Personalmarketings baut die Strategische Personalplanung aus und fragt: wie kann sich ein Unternehmen f?r die Zielgruppen gut aufstellen, die f?r die Besetzung der wichtigsten Stellen n?tig sind? Aus der Praxisperspektive war zun?chst wertvoll, dass die Beteiligten eine gemeinsame Sprache finden. Der Betrieb profitierte au?erdem von der Sortierung der Stellen im Unternehmen nach ihrer Bedeutung f?r die ?berlebensf?higkeit. Dadurch wurden Tabus ausger?umt und konstruktive Gespr?che m?glich. Last but not least wurden mithilfe der Systematik die vielen bereits bestehenden Ma?nahmen sortiert und nach ihrem strategischen Bezug sortiert. Der Pflegebetrieb hat daraufhin beispielsweise die bestehenden Sportangebote eingeschr?nkt und konnte Mittel dort einsetzen, wo sie dringender gebraucht wurden.

Set 3: Strategie f?r kleine Unternehmen

In einem kleinen Unternehmen mit 30 oder weniger Besch?ftigten, ist eine eigenst?ndige Personalstrategie h?ufig nicht das Mittel der Wahl. Sinnvoller ist mitunter ein Strategieprozess, der die Personalarbeit eben mitber?cksichtigt. Von einem solchen Prozess berichtete Eva Kitterle, Gesch?ftsf?hrerin der NIEROLEN Service und Vertriebs GmbHim Gespr?ch mit Thomas Hoffmann, Projektleiter WePstra. Manch kritischer Geist k?nnte fragen: geht es dem Unternehmen schlecht? Sollte der Strategieprozess etwa eine drohende Insolvenz abwenden? Nein, die Kennzahlen stimmen, die Ertragslage ist gut und noch wichtiger: das, was der Betrieb kann und macht, steht einer stabilen Kundennachfrage gegen?ber. Vielmehr sollte die strategische Ausrichtung auf eine breitere Basis gestellt werden, externe Impulse sollten die bew?hrten Handlungsmuster im Betrieb erg?nzen. Am Ende des Sets pr?sentierte Frau Kitterle eine Liste von Ma?nahmen, die sie als Ergebnis aus dem Prozess mitgenommen und bereits in die Jahresplanung des Unternehmens ?berf?hrt hat. Die Tatsache, dass unser Strategieleitfaden mit einem Umsetzungstool abschlie?t, haben wir ?brigens ihr zu verdanken.

Mit Karlheinz Karius k?nnte man sagen:

Theorie: Segeln bei Windstille.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei allen Praktikern und allem voran unseren Pilotunternehmen f?r die steife Brise!