Es ?berdeckt vor allem die Tatsache, dass die Gr?nde oft im Betrieb liegen, wenn ein Ausbildungsvertrag gel?st wird. Zumindest legen das Studien nahe, beispielsweise eine Befragung von Azubis in Berufsschulen und Arbeitsagenturen, die Ende 2016 ver?ffentlicht wurde (Kropp, P.; Dietrich, I.; Fritzsche, B.: Die vorzeitige L?sung von Ausbildungsvertr?gen. In: Empirische P?dagogik 2016, Heft 3/4). Abbr?che kommen fast zur H?lfte im urspr?nglichen Wunschberuf der Jugendlichen vor. Falsche Vorstellungen sind offenbar kein Hauptgrund, denn gut die H?lfte der Befragten mit und ohne Abbruch gab an, den Betrieb vor Ausbildungsbeginn gekannt zu haben, beispielsweise durch Praktika. Mehr als 60 Prozent der Abbrecher bleiben auch im System der betrieblichen Ausbildung oder sogar im urspr?nglichen Beruf.
Am Betriebsklima klemmt's
Die befragten Jugendlichen mit einer Vertragsl?sung oder K?ndigung nannten als Gr?nde zuerst "schlechtes Betriebsklima", als zweites "Konflikte zwischen Ausbilder/innen und Auszubildenden". Nat?rlich sind beides Aspekte, die stark subjektiv empfunden werden. Ohne Jugendliche in Schutz nehmen zu wollen: das Scheitern liegt dann auch auf seiten des Betriebes. Auf jeden Fall ist es teuer: durchschnittlich 6.800 ? kostet eine Vertragsl?sung - so die Berufsbildungsstatistik des BIBB.
Wir pl?dieren in unseren Unternehmenswerkst?tten zum Azubimarketing immer daf?r, sich der Pr?gungen der verschiedenen Generationen bewusst zu sein. Es reicht nicht, die angeblich so anderen Generationen Y oder Z zu kennen. Man muss als Ausbilder auch wissen, was einen selber gepr?gt hat. Dann lassen sich Konflikte vielleicht leichter vermeiden oder Unterschiede sogar produktiv nutzen.
Die Sensibilit?t f?r das Betriebsklima ist bei allen Arbeitnehmern gestiegen. Es steht regelm??ig ganz weit oben bei Befragungen nach Erwartungen an den Arbeitgeber. In Zeiten, in denen viele Unternehmen um wenige potenzielle Ausbildungsbewerber buhlen, lassen sich die Azubis weniger gefallen als fr?her. Arbeitszufriedenheit ist generell ein zentraler Aspekt von Fachkr?ftebindung - Investitionen hier lohnen sich immer.
Der dritte Punkt ist das "liebe Geld": Ist die Ausbildungsverg?tung niedrig, ist die L?sungsquote h?her. So l?sst sich sehr knapp zusammenfassen, was die Befragung ergab. Bei der Wahl eines Berufs ist die Bezahlung nicht ausschlaggebend. Aber wenn ein Azubi unzufrieden ist mit der aktuellen Lehrstelle, kann die Ausbildungsverg?tung ausschlaggebend f?r die Vertragsl?sung sein.
"Abbrechen" hei?t nicht "Ausstieg" und hei?t nicht "Scheitern".
Ich interpretiere die Befragungsergebnisse so, dass die Jugendlichen wissen, was sie als k?nftige Fachkr?fte wert sind. Betriebe, die sie ausbilden und halten wollen, m?ssen sich entsprechend verhalten. Peter Drucker warnte schon vor mehr als zehn Jahren: Die Unternehmen sind weit abh?ngiger von guten Fachkr?ften als umgekehrt. Der Euphemismus "Ausbildungs-Ausstieg" ist genauso irref?hrend wie Ausbildungs-Abbruch: Die meisten setzen ihre Ausbildung fort - oft im gleichen oder in verwandten Berufen. Und Scheitern ist es schon gar nicht, sonst m?sste jeder "normale" Stellenwechsel als Scheitern gelten. Denn hier gilt genauso: Wer als Arbeitnehmer das Betriebsklima mies findet oder mit den F?hrungskr?ften nicht klar kommt, sieht sich nach bessern Alternativen um.