Wo Arbeitszeiten und -orte flexibel werden, Menschen im direkten Kontakt mit automatisierten technischen Systemen interagieren und Arbeitsbeziehungen ?ber Kontinente hinweg bestehen, sind neue L?sungen im Arbeitsschutz gefragt. ?ltere Belegschaften, ein steigendes Gesundheitsbewusstsein und der Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellen die Unternehmen weiterhin vor Herausforderungen",
so der Einladungstext zur Veranstaltung.
Den Wandel der Arbeit als Metapher f?r die beschleunigte Entwicklung von Arbeits-, Produktions- und Lebensbedingungen durch die Steigerung von Flexibilit?t, Spezifit?t, Rationalisierung und Kompatibilit?t auf der Basis der IuK-Technologien beschrieb Dr. Bernhard Br?ckner, Hessisches Ministerium f?r Soziales und Integration, in seinem einf?hrenden Vortrag. Neue Formen der Belastung am Arbeitsplatz entst?nden unter anderem durch
- Arbeitsverdichtung und -intensit?t
- Beschleunigung von Produktions-, Dienstleistungs- und Kommunikationsprozessen
- mehr "geistige Arbeit"
- steigende Komplexit?t
- erh?hte Eigenverantwortung
Besch?ftigte sehen zum Teil andere Belastungsschwerpunkte
Dass sich die Einsch?tzung von Betrieben und Besch?ftigten, was die Schwerpunkte der Belastungen angeht, zum Teil gravierend unterscheiden, stellte Br?ckner anhand der GDA-Dachevaluation vor. W?hrend 2011 die "Arbeit unter Zeitdruck" f?r 31 Prozent der Besch?ftigten von Belang waren, galt dies nur f?r 20 Prozent der Arbeitgeber. Soziale Beziehungen waren f?r nur 3 Prozent der Arbeitgeber, aber f?r 8 Prozent der Besch?ftigten relevant. Folgerichtig wurden f?r den Typ "psychische Belastungen" auch nur von 42 Prozent der Besch?ftigten entsprechende Pr?ventionsma?nahmen der Arbeitsorganisation (Methoden zur Stressbew?ltigung) gemeldet.
Nur jedes zweite Unternehmen f?hrt Gef?hrdungsbeurteilungen durch
Die Gef?hrdungsbeurteilung als zentrales Element des Arbeitsschutzes ist gesetzlich vorgeschrieben. Tats?chlich wurde diese Ma?nahme erst von 51 Prozent aller in 2011 befragten Unternehmen verwirklicht. Kleinstunternehmen unter 10 Mitarbeitern haben hier, so Br?ckner, den gr??ten Nachholbedarf. Lediglich 41 Prozent der Betriebe dieser Gr??enklasse gaben die Durchf?hrung einer Gef?hrdungsbeurteilung an. Grund f?r die Zur?ckhaltung d?rfte unter Umst?nden die Tatsache sein, dass ca. 1/3 aller befragten Betriebe den Nutzen einer solchen Ma?nahme mit eher gering bis sehr gering einsch?tzen. Ein Argument, dass auch in den nachfolgenden Beitr?gen immer wieder auftauchte. Weitere Befunde lassen darauf schlie?en, dass die Gef?hrdungsbeurteilung ein Instrument ist, um vor allem mit den "klassischen" physischen Belastungen und Gef?hrdungen umzugehen. F?r die Analyse und Verringerung anderer Belastungs- und Gef?hrdungsarten wird sie jedoch noch nicht entsprechend genutzt.
Aufwand und Nutzen in den Betrieben
Vielfach w?rden Unternehmen die Kosten scheuen und sich erst an ihn wenden,
wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist",
berichtete Manfred Endres, freier Experte f?r Arbeitssicherheit. Dabei spiegele sich der Nutzen des Arbeitsschutzes in sinkenden Unfallzahlen wider, so ein Vertreter des DGUV Landesverbands Mitte. Auch in kleinen Betrieben sei es wichtig, die Umsetzung zu begleiten und nicht nur Berichte zu schreiben. Externe wie interne Fachkr?fte in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz m?ssen sich auf st?ndige Ver?nderungen einstellen, um ihre Aufgabe gewissenhaft zu erf?llen. Permanente Weiterbildung sei hier unerl?sslich. Von Schwierigkeiten, zum Beispiel einen Betriebsarzt zu finden, der die Umsetzung der Ma?nahmen begleitet, berichtete Enrico Renkhoff von Ferrero. F?r gr??ere Unternehmen w?rden sich Arbeitsschutzma?nahmen auch im Hinblick auf ihren Nachhaltigkeitsreport lohnen. Wichtig f?r die Umsetzung sei ihm die Kooperation mit dem Betriebsrat bzw. die Beteiligung der Mitarbeiter.
Erfahrungsberichte aus der Praxis
Welche Ma?nahmen Unternehmen in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz ergreifen, war Gegenstand einer Nachmittagssession. Vertreter der Mehle GmbH in W?lfersheim (430 Besch?ftigte) berichteten, dass die gesetzlichen Vorgaben seit 2006 in ihrem Betrieb umgesetzt w?rden. Erhebungen, Analysen und die Planung von Ma?nahmen w?rden gruppenweise und sehr effektiv durchgef?hrt. Zusammenhalt, Zufriedenheit und Akzeptanz der Mitarbeiter w?rden auf diese Weise am besten erreicht. Allerdings zeige sich, dass ein 2 Jahres-Rhythmus nicht realisierbar sei und die Tendenz zu einem 4j?hrigen Prozess gehe. Zum Thema Kennzahlen, etwa Krankenstand, k?nnten noch keine Aussagen gemacht werden. Man rechne aber l?ngerfristig mit positiven Auswirkungen.
Von Gef?hrdungsbeurteilungen und Ma?nahmen auf au?ereurop?ischen Gro?baustellen berichtete Eva B?r, Ingenieurin f?r Umwelt- und Sicherheitstechnik bei der Air Liquide, Paris. Das Unternehmen muss schon im Vorfeld des Auslandseinsatzes umfangreiche Untersuchungen anstellen, welche Arbeitsschutz- und Sicherheitsvorkehrungen im jeweiligen Land notwendig und realisierbar sind. Die Einhaltung der Ma?nahmen wird auch w?hrend des gesamten Auslandseinsatzes l?ckenlos ?berwacht.
Wie die Einrichtung und Instandhaltung von Maschinen sicher gestaltet werden kann, schilderte Erwin Nahrgang, Milupa GmbH, Standort Fulda mit 570 Mitarbeitern, davon sechs Personen in Sicherheitsfunktionen. Beim vorgestellten LOTO-System handelt es sich um eine ausgekl?gelte Methode, bei der mit Hilfe gro?er roter Umh?ngeschl?sser Schalter, Sperr- oder Kugelh?hne zum Schutz vor unbefugtem Zugriff oder unbeabsichtigtem Einschalten fixiert werden (logout). Eine Kennzeichnung (tagout) informiert die Kollegen ?ber Einrichtungs- und Instandhaltungsarbeiten an der Anlage. Mit einigen recht "blutr?nstigen" Fotos von nachgestellten Arbeitsunf?llen f?hrte Nahrgang den Teilnehmern drastisch vor Augen, welche Folgen drohen, wenn derartige Sicherheitsvorkehrungen nicht durchgef?hrt werden.
Arbeitsschutzinvestitionen lohnen sich
Wen solche Horrorbilder nicht beeindrucken, den d?rften vielleicht harte Zahlen ?berzeugen:
Durch Produktionsausf?lle infolge von Arbeitsunf?llen entsteht der deutschen Volkswirtschaft j?hrlich ein Schaden in H?he von 46 Milliarden Euro. Umgerechnet kostet jeder durchschnittliche Arbeitsunfall das betroffene Unternehmen etwa 1.200 Euro allein durch den Produktionsausfall." (Dekra-Arbeitssicherheitsbarometer 2013/14)
Sie ben?tigen Unterst?tzung bei dem Aufbau Ihres Arbeitsschutz-Systems? Dann schauen Sie sich auf dem Portal www.gda-orgacheck.de um. Hier finden Sie Praxishilfen sowie einen Check, mit dem Sie Ihre bisherigen Aktivit?ten ?berpr?fen und Ansatzpunkte f?r eine Verbesserung herausfinden k?nnen.