Laut des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) 2019 ist der Anteil der Unternehmen in Deutschland, die nicht fortgef?hrt werden, im internationalen Vergleich am geringsten. Dieser Umstand korreliert auch mit der sehr hohen Rate ?etablierter Unternehmen? in Deutschland, das sind Unternehmen, die l?nger als 3,5 Jahre am Markt bestehen. Seit 1999 untersucht der GEM das Gr?ndungsgeschehen im internationalen Vergleich. An der aktuellen Ausgabe haben sich 49 L?nder beteiligt. Die Ergebnisse st?tzen sich auf eine repr?sentative Bev?lkerungsbefragung, die das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut f?r Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universit?t Hannover durchgef?hrt hat.
Lediglich bei 1,6 Prozent der Unternehmen, die einer Person geh?rten oder von ihr geleitet wurden, erfolgte 2018 in Deutschland in den letzten 12 Monaten ein Verkauf, eine Aufgabe oder eine Schlie?ung. Mit diesem Wert belegt Deutschland den ersten Platz im Vergleich zu 19 ausgew?hlten europ?ischen und nordamerikanischen L?ndern. Die Werte f?r Italien und Spanien liegen auf einem ?hnlich niedrigen Niveau. Die Persistenz etablierter Unternehmen ist in Deutschland somit sehr hoch.

Dagegen ist der Anteil der Gr?nder, die ihr Unternehmen nicht weiterf?hren, in Kanada, den USA und ?sterreich am h?chsten. In diesen drei genannten L?ndern ist allerdings auch die Total early-stage Entrepreneurial Activity (TEA)-Quote (Prozentanteil derjenigen 18 bis 64-J?hrigen, die w?hrend der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegr?ndet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gr?nden) auf einem relativ hohen Niveau. Generell ist festzustellen, dass im internationalen Vergleich mehr Gr?ndungen auch mit mehr Unternehmensaufgaben- und schlie?ungen einhergehen. Die Entrepreneurship-Aktivit?ten bewegen sich insgesamt auf einem h?heren Niveau. Die M?glichkeit, dass das eigene Unternehmen nicht weiter gef?hrt werden kann oder die Gr?ndung scheitert, wirkt in diesen L?ndern offensichtlich weniger abschreckend.
Warum beendet man eine eigene Unternehmung?
In den meisten untersuchten GEM-L?ndern waren die h?ufigsten Gr?nde, ein Unternehmen nicht weiter zu f?hren, dass sie entweder nicht profitabel waren oder es anderweitige Finanzierungsprobleme gab. Auch pers?nliche Gr?nde, die nicht weiter spezifiziert sind, werden von den befragten Personen h?ufig genannt.
In Deutschland gab ein Viertel der Befragten pers?nliche Gr?nde als Ursache f?r die Gesch?ftsaufgabe an. Diese pers?nlichen Gr?nde k?nnen beispielsweise famili?re Belastungen oder Streitigkeiten bei einer Teamgr?ndung sein. Ein nicht unerheblicher Teil der Gr?nder (13 Prozent) nannte als wichtigste Ursache, dass sie die Unternehmung zugunsten eines anderen Jobs verlassen haben. Bei der derzeitigen guten Arbeitsmarktlage ist es wenig verwunderlich, dass sich Erwerbspersonen in eine weniger risikoreiche oder sogar besser verg?tete abh?ngige Besch?ftigung begeben.
Etablierte Unternehmen: Zugpferde der deutschen Wirtschaft
Laut der GEM-Studie betr?gt die Quote von etablierten Unternehmen in Deutschland 7,5 Prozent. Im Vergleich zu den 19 ausgew?hlten GEM-L?ndern aus Europa und Nordamerika landet Deutschland auf dem sechsten Platz.

Die Gr?nde, weshalb es im internationalen Vergleich ?berdurchschnittlich viele etablierte Unternehmen in Deutschland gibt, sind vielf?ltig.
99,6 Prozent aller deutschen Unternehmen z?hlen zum Mittelstand. Diese zumeist familienorientierten Unternehmen mit langj?hriger Tradition zeichnen sich durch eine besonders langfristig orientierte Gesch?ftspolitik, stabile Kundenbeziehungen, eine stete Personalpolitik und eine starke Bindung zur Region aus. In Deutschland gibt es auch viele ?Hidden Champions? ? also mittelst?ndische Weltmarktf?hrer ? die mit ihren Produkten erfolgreich Nischen besetzen. Somit ist der Mittelstand ein wichtiger Innovations- und Technologiemotor der deutschen Wirtschaft.
Wie die GEM-Expertenbefragung1typo3/ au?erdem zeigt, geh?ren zu den St?rken Deutschlands insbesondere das Angebot und die Qualit?t ?ffentlicher F?rderprogramme f?r neue und wachsende Unternehmen sowie die Unterst?tzung von Beratern und Zulieferern. Diese Rahmenbedingungen leisten einen wichtigen Beitrag, die Wettbewerbs- und ?berlebensf?higkeit von jungen Unternehmen zu st?rken.
Gr?ndungsquote in Deutschland unterdurchschnittlich
Trotz des hohen Anteils an etablierten Unternehmen ist die Gr?ndungst?tigkeit in Deutschland im Vergleich zu anderen Industrienationen schon seit Jahren eher gering. 2018 waren nur knapp 5 Prozent der Deutschen dabei, ein eigenes Unternehmen zu gr?nden oder waren erst seit Kurzem ihr eigener Chef.
Inwieweit die Langlebigkeit etablierter Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, neue Gr?ndungen erschweren, l?sst sich anhand der Daten nicht eindeutig beantworten.
Aus der Sicht potenzieller Gr?nder bieten sich in Deutschland jedoch vielf?ltige und lukrative Erwerbsalternativen im Vergleich zur Selbstst?ndigkeit, die aufgrund der wahrgenommenen Risiken einer Gr?ndung h?ufig pr?feriert werden.
Der GEM L?nderbericht Deutschland 2018/2019 steht unter www.rkw.link/gem2019 zum Download oder zur kostenfreien Bestellung als Printexemplar zur Verf?gung. S?mtliche GEM-L?nderberichte Deutschland seit 1999 stehen unter www.wigeo.uni-hannover.de/gem.html als Download zur Verf?gung.
1) Der National Expert Survey (NES) ist eine in allen beteiligten GEM-L?ndern in weitgehend gleicher Form durchgef?hrte Expertenbefragung. Der NES dient der Einsch?tzung gr?ndungsbezogener Rahmenbedingungen in den jeweiligen L?ndern. In Deutschland haben 2018 insgesamt 53 Gr?ndungsexpertinnen und ?experten an der Befragung teilgenommen.